Wie es dem Glück beliebt
Ende der Welt befände.«
Mit einer einzigen schnellen Bewegung eilte Sophie um den Schreibtisch herum und trat vor ihren Cousin. Die Hände an ihren Seiten zu Fäusten geballt und den Kiefer so verkrampft, dass sie fürchtete, sich einen Zahn abzubrechen, brachte sie nur ein einziges Wort hervor.
»Hinaus.«
Loudor zog die Augenbrauen hoch, machte aber keine Anstalten, etwas zu sagen oder sich zu bewegen.
Sophie hob einen zitternden Finger und deutete auf die Türen des Studierzimmers. »Verschwinde.«
Immer noch keine Bewegung. Sie tat einen Schritt nach hinten, denn sonst hätte sie wohl mit einem Hieb ihrer immer noch geballten Faust Bewegung in ihn gebracht. Dann holte sie tief Luft und sprach langsam und deutlich. »Whitefield gehört noch immer meinem Vater, und dieses Haus wird immer mir gehören. Es hat nie meinem Vater gehört, sodass du es ihm auch nicht stehlen konntest. Und du bist hier nicht länger willkommen. Also, steh auf und verschwinde.«
Loudor sah aus, als würde er vielleicht Einwände erheben, doch Sophie schnitt ihm das Wort ab, ehe er etwas sagen konnte. »Wenn du mir nicht auf der Stelle aus den Augen gehst und mein Haus verlässt, werde ich dich als den Unrat, der du bist, hinauswerfen lassen.«
Sophie drehte sich um, um den Klingelzug zu betätigen und ihre Drohung wahr zu machen. Mit einer Schnelligkeit, die sie überraschte, sprang Loudor auf und packte ihr Handgelenk mit schmerzhaftem Griff.
Sie reagierte instinktiv. Mit der freien Hand raffte sie ihre Röcke und zog sie so weit hoch, dass sie Loudors Knie einen kräftigen Tritt verpassen konnte.
Er heulte auf und ließ ihren Arm los, bevor er zu einem würdelosen Häufchen zusammenbrach. Sophie kehrte schnell zum Schreibtisch zurück und riss seinen Brieföffner an sich. Das scharfe Ende ihrer improvisierten Waffe auf Loudor gerichtet, schob sie sich durch den Raum und achtete dabei darauf, außerhalb seiner Reichweite zu bleiben. Für einen Moment bedauerte sie, dass sie nicht ihre Messer an ihrem üblichen Platz über ihrem Knöchel befestigt hatte, doch sie hatte niemals geglaubt, dass sie in ihrem eigenen Heim solche Vorsichtsmaßnahmen würde ergreifen müssen.
Sie hatte den Klingelzug noch nicht erreicht, als Loudor den Blick hob und Anstalten machte, aufzustehen. »Du kleine …«
Sophie warf den Brieföffner hoch und fing ihn geschickt an der Spitze wieder auf. Perfekt, um seinen widerlichen Kopf damit zu treffen. Sie lächelte bei dem Gedanken und sagte: »Täusch dich nicht, lieber Cousin, ich kann und werde diese kleine Waffe benutzen. Im Gegensatz zu dir stecke ich nämlich voller verborgener Talente.«
Loudor erbleichte und blieb sitzen. Mit ihrer Linken ertastete sie den Klingelzug und zog fest daran. Zwei Bedienstete und der Butler erschienen so schnell auf dem Schauplatz, dass sie ganz offensichtlich draußen vor der Tür herumgelungert haben mussten. Sie hätte einfach um Hilfe rufen können, begriff Sophie, aber dann hätte sie nicht das Vergnügen gehabt, Loudor zu treten.
»Gnädiges Fräulein?« Alle drei Diener sprachen sie gleichzeitig an. Das Eintreffen löste Sophies Anspannung, zumal sie erfreut registrierte, dass sie sich alle an sie gewandt hatten und den gefällten Loudor vollkommen ignorierten.
»Ich möchte Lord Loudor – und was immer an seinen Besitztümern er in fünfzehn Minuten zusammenpacken kann – aus dem Haus haben. Er kann dafür bezahlen, sich den Rest zuschicken zu lassen. Wenn er Schwierigkeiten macht, rufen Sie einen Polizisten.«
»Sehr wohl, gnädiges Fräulein.«
Sophie gab sich genau eine Stunde, um eine praktikable Lösung für ihr Problem zu ersinnen. Die erste halbe Stunde ging sie in ihrem Zimmer auf und ab und lauschte auf die fernen Geräusche von Loudor, der seine Sachen packte. Dabei durchlebte sie Wechselbäder schieren Zorns und blinder Panik. Sie würde Whitefield verlieren, ob sie ihre Mission erfüllte oder nicht. Sie würde alles verlieren.
Verdammt. Verdammt.
Verdammt
sollte er sein.
Ein Ruf und ein schwerer Aufprall rissen sie aus ihren aufgewühlten Gedanken. Sie riss die Tür auf und schrie aus voller Kehle: »Er hatte zwanzig Minuten! Rufen Sie die Polizei!« Dann schlug sie die Tür wieder zu.
Fünf Minuten später war es still im Haus. Sophie schätzte, dass die Polizei am Ende doch nicht notwendig gewesen war, da niemand sich bei ihr eingefunden hatte. Der bloße Gedanke, ihren Cousin los zu sein, verschaffte Sophie etwas Erleichterung. Sie
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