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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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Sie fühlte sich ein wenig desorientiert.
    »Also schön.« Mrs Summers warf einen Blick durch die Tür. »Sophie, du wirst die andere Kutsche benutzen müssen. Es macht dir doch nichts aus, oder?«
    »Nein.«
    »Gut. Grüße Lord Loudor von mir. Und nimm mindestens zwei Bedienstete mit, falls du dich entscheidest, zu deinen Freundinnen zu fahren.«
    »In Ordnung.«
    »Ausgezeichnet.« Mrs Summers gab ihr ein schnelles Küsschen auf die Wange, dann schwang sie die Tür auf und trat hinaus. Einen Moment später öffnete sich die Tür wieder. »Und du wirst nicht haltmachen, um dir Sehenswürdigkeiten anzuschauen, Einkäufe zu tätigen oder Besorgungen zu erledigen. Du wirst auf direktem Weg zu den Thurstons fahren und auf direktem Weg zurückkommen, hast du verstanden?«
    Sophie hauchte einen kleinen Seufzer der Erleichterung. Das war die Mrs Summers, die sie kannte. »Ich verstehe.«
    »Gut.«
    Sophie ging in den vorderen Salon und beobachtete vom Fenster aus, wie die Kutsche davonfuhr. Sie seufzte, als die Kutsche um eine Ecke bog und außer Sicht geriet. Sie freute sich darüber, dass Mrs Summers sich amüsierte, aber sie konnte nicht umhin, einen Stich der Enttäuschung zu verspüren. Es würde eine lange, einsame Wartezeit werden, bis ihr Cousin eintraf. Er würde gewiss zu spät kommen. Falls er überhaupt auftauchte.
    Für fast zwei geschlagene Stunden schaffte Sophie es, der Versuchung zu widerstehen, in seinem Schreibtisch zu wühlen. Wenn man bedachte, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, einen Brief zu schicken, um ihr mitzuteilen, dass er ihre Verabredung nicht einhalten konnte, fand sie ihre Zurückhaltung löblich.
    Seit dem Mittag hatte sie geduldig im Studierzimmer gewartet, gegessen und getrunken und im Geiste Listen mit Fragen erstellt, die sie stellen wollte, und schließlich war sie ziellos durch den Raum geschlendert. Nun, vielleicht nicht ganz ziellos; ihr Weg hatte sie mit einer gewissen Regelmäßigkeit, die über bloßen Zufall hinausging, zur hinteren Seite des Schreibtischs geführt.
    Zweimal war sie sogar stehen geblieben, um einen kleinen, gusseisernen Papierbeschwerer zu befingern. Bei ihrer vierten Runde merkte sie, dass sie den Gegenstand so eingehend betrachtet hatte, dass sie ihn von dem Papierstapel aufgehoben hatte, den er beschwerte, und nun sogar eben diese Papiere überflog. Darauf gab sie jede Vortäuschung eines beiläufigen Interesses auf und begann, den Schreibtisch ernsthaft zu durchsuchen.
    Ihre Suche förderte zunächst nichts Erhellenderes zutage als eine ziemlich verstörende persönliche Korrespondenz, von der Sophie nur vermuten konnte, dass er sie mit seiner Mätresse führte, und zwei verschlossene Schubladen, die durch ihre bloße Existenz sehr interessant waren.

11
    »Was. Ist. Das?«
    Sophie war nie für ihr ausgeglichenes Temperament bekannt gewesen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie so wütend gewesen war. Ebenso sicher war sie, dass ihr Cousin einen ähnlichen Eindruck haben musste. Er stand in der Tür, den Mund offen, während sein Blick abwechselnd zwischen den Papieren in ihren Händen und ihrer zornigen Miene hin und her wanderte.
    Er begann zu stottern, ihm brach der Schweiß aus, und dann fluchte er.
    Sophie stand vom Schreibtisch auf, an dem sie gesessen hatte. »Antworte mir!« Sie ließ die Faust auf den Schreibtisch krachen, und ein nervöser Dienstbote erschien an der Tür.
    »Ähm, ich bitte um Verzeihung. Ist alles …?«
    Loudor schien aus dem Erscheinen eines Untergebenen Kraft zu ziehen. »Alles in Ordnung hier, Mann, ganz in Ordnung.« Er wedelte mit der Hand, doch der Bedienstete wartete auf ein Nicken von Sophie, bevor er sich zurückzog.
    Nachdem er seine Haltung zum Teil wiedergefunden hatte, richtete Loudor einen herablassenden Blick auf seine Cousine. »Nun, Sophie, Liebes, beruhige dich. Ich kann alles erklären, und du brauchst keine Szene zu machen.«
    Sophie widerstand dem Drang, ihm den schwersten Gegenstand in Reichweite an den Kopf zu werfen – der gusseiserne Papierbeschwerer sah so aus, als würde er vielleicht genügen. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass von einem Bewusstlosen vermutlich nur schwer Antworten zu bekommen waren, holte tief Luft und setzte sich kerzengerade auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch.
    Loudor wirkte erleichtert. »So ist es besser, nicht wahr? Hat keinen Sinn, sich zu echauffieren, du wirst nur krank werden.«
    Natürlich, wenn sie auf seine Knie

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