Wie es dem Glück beliebt
Gedanken, dass ihre ohnehin schon kurze Liste noch zusammenschrumpfte, aber dann hatte jemand sie einem Mann in mittleren Jahren vorgestellt sowie einem uralten Herrn, die beide erst jüngst nach England zurückgekehrt waren – aus Amerika, beziehungsweise vom Kontinent. Der erste hatte seine Frau vor einigen Jahren bei der Geburt seines einzigen Sohnes verloren. Der zweite war ein kinderloser Witwer, aber Sophie dachte, in seinem Alter würde er von einer Ehefrau gewiss nicht mehr erwarten, dass sie ihm einen Erben schenkte.
Was ihre verbliebenen Kandidaten betraf, gab sie keinem den Vorzug, auch wenn sie Mr Johnson eher abgeneigt war, weil er die meiste Zeit über das Wort an ihre Brust gerichtet hatte. Sie hatte den leisen Verdacht, dass er ihrem geplanten Aufbruch nach China ablehnend gegenüberstehen würde. Jedenfalls, wenn sie ohne ihn dorthin reisen wollte.
Nun, sie konnte es sich nicht leisten, ihm nicht noch eine Chance zu geben, befand sie resolut, aber sie schickte ihm ihren Brief zuletzt.
England war ein schönes Land, überlegte Alex, als er sich im Regen zu Fuß auf den Weg zu Sophies Haus machte. Und London war eine schöne Stadt, überlegte er, während er einem verdächtigen Haufen auf dem Gehweg auswich. Mayfield war besonders hübsch, befand er, nachdem er an dem vierten roten Ziegelsteinhaus in diesem Block vorbeigekommen war. Tatsächlich war die Welt im Allgemeinen ein recht angenehmer Ort, und Alex fühlte sich ganz wohl darin.
Und das alles, weil er Sophie Everton endlich richtig geküsst hatte.
Kein Lachen diesmal, kein Würgen, keine Demütigung für einen von ihnen. Es war verdammt gut gewesen. Er war verdammt gut gewesen, überlegte er mit durch und durch maskulinem Stolz. Er hatte sie dazu gebracht, zu seufzen und zu schnurren. Und süßere Geräusche, die von süßeren Lippen kamen, konnte er sich nicht vorstellen. Natürlich hatte sie ihn, wenn sein Gedächtnis ihn nicht trog, dazu gebracht, zu keuchen und zu stöhnen, was bedeutete, dass sie ebenfalls verdammt gut gewesen war.
Sie waren zusammen gut. Und dieses Wissen verlieh seinem Schritt zusätzliche Elastizität und ließ ihn grinsen wie einen Idioten.
Bis er die Kutsche sah.
Eine schwarze, glänzende Kutsche parkte vor Sophies Haus. Eine schwarze, glänzende Kutsche, von der er wusste, dass sie nicht Sophie gehörte.
»Verdammt.«
Als er die Stufen zur Haustür hinaufsprang, fragte er sich, welchen ihrer Bewunderer er würde in die Flucht schlagen müssen. Stirnrunzelnd hämmerte er an die Vordertür. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie geöffnet wurde, und als jemand aufmachte, musste er die Hände zu Fäusten ballen, um sich daran zu hindern, den ältlichen Butler beiseite zu stoßen, in den Salon zu stürzen und den Flegel, der mit Sophie dort drinnen saß, gewaltsam herauszuzerren.
Er konnte sie lachen hören. Nicht das übelkeiterregende Kichern, das sie am vergangenen Abend von sich gegeben hatte, sondern das aufrichtige, sanfte, melodische Gelächter, bei dem ihm warm ums Herz wurde. Oder jedenfalls war ihm warm ums Herz geworden, wenn sie mit ihm gelacht hatte.
»Der Herzog von Rockeforte«, kündigte der Butler ihn an.
Hinter ihm verdrehte Alex die Augen. Er hasste es, so angemeldet zu werden. Es bedeutete ihm nichts, überhaupt angemeldet zu werden, aber es war besonders aufreizend, wenn die eigene Anwesenheit zwei Personen angekündigt wurde, die mitten am Nachmittag in einem Salon saßen.
Bei der Erinnerung daran, dass sich in besagtem Salon tatsächlich zwei Personen befanden statt nur der einen, die dort hingehörte, rüstete Alex sich für die Schlacht, schob sich an dem Butler vorbei … und hielt inne.
»Sir Frederick?«
»Rockeforte, schön, Sie zu sehen.«
Sir Frederick?
Ein wenig desorientiert schüttelte Alex die Hand, die der Mann ihm darbot.
Was zum Teufel tat Sir Frederick hier?
Alex schüttelte sich im Geiste. Was zum Teufel kümmerte ihn das? Der Mann stellte keine Bedrohung dar. Er würde sogar so weit gehen zu sagen, dass er Sir Frederick mochte. Er verstand ihn nicht notwendigerweise, aber das war nicht der Punkt.
Er durchquerte den kleinen Raum und nahm Platz, ein wenig enttäuscht über die verlorene Chance, einen potenziellen Rivalen zu verdreschen. Obwohl es so wohl das Beste war. Er bezweifelte, dass diese Art von Benehmen bei Sophie gut ankommen würde. Er betrachtete sie. Sie strahlte ihn an.
Und ja, die Welt war in der Tat ein schöner Ort.
»Sir Frederick hat
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