Wie es dem Glück beliebt
richtete und darüber nachdachte, wie genau ihre Frisur so zugerichtet worden war.
Alex’ Hände.
Überall. Und trotzdem irgendwie nicht genau dort, wo sie sie brauchte.
Alex’ starke Arme um sie herum, seine breite Brust an ihrer, seine weichen Lippen, die sich über ihre eigenen bewegten, seine Zunge …
»Nein.« Sie funkelte das Bild im Spiegel an. Später. Später konnte und würde sie zu dieser Erinnerung zurückkehren. Aber jetzt musste sie sich darauf konzentrieren, einen Beweis für Hochverrat zu finden, und sich wieder bei ihrer Anstandsdame einfinden, bevor jemand einen Suchtrupp ausschickte.
Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und schlüpfte aus dem Raum.
Sie hatte bereits entdeckt, dass das Studierzimmer unverschlossen war und die Tür einen Spaltbreit offen stand, und sie hatte sich ernsthaft versucht gefühlt, sich sogleich hineinzustehlen und mit dieser speziellen Angelegenheit für die Nacht fertig zu sein. Doch sie hatte ihr Vorhaben recht schnell fallen lassen. Sie hatte nicht die geringste Lust, den ganzen Abend über Beweismaterial an ihrem Leib zu verstecken.
Dass sie etwas Belastendes finden würde, dessen war sie gewiss. Ihre beiden letzten Bemühungen waren in einem Fall von fragwürdigem Erfolg und im anderen vollkommen nutzlos gewesen. Dieses Mal stand ihr einfach etwas Glück zu.
Sie war auf halbem Wege zur Tür, als sie begriff, dass sich jemand im Studierzimmer aufhielt. Sie hörte Männerstimmen und Gelächter, und Zigarrengeruch drang in den Flur.
Verdammt. Verdammt. Verdammt.
Sie hatte ihre Chance verpasst. Stirnrunzelnd ging sie um des äußeren Scheines willen weiter zum Ruheraum der Damen. Sie brauchte nur auf eine weitere Gelegenheit zu warten. Und wenn sich die nicht schnell genug bot, würde Sophie sie selbst schaffen.
14
Am nächsten Morgen war die Eingangshalle von Sophies Haus voller Blumen, die ihre Bewunderer geschickt hatten.
Von Alex war nichts gekommen. Sophie sagte sich, dass es so am besten sei, und machte sich daran, Dankesbriefe zu verfassen – eigentlich überflüssigerweise, wenn man bedachte, dass die meisten der Adressaten in den nächsten ein bis zwei Tagen persönlich vorsprechen würden. Selbst Sir Frederick hatte einen entzückenden Strauß aus Tulpen und Rosen geschickt.
Sophie lachte leise in sich hinein bei der Erinnerung an den gequälten Ausdruck auf Sir Fredericks Gesicht, als er gezwungen gewesen war, um des äußeren Scheins willen den inbrünstigen Bewunderer zu spielen. Von allen Männern auf der Liste war Sir Frederick ihre erste Wahl. Er hatte genauso verärgert über ihr törichtes Debütantinnengetue gewirkt, wie sie sich gefühlt hatte. Er hatte sogar versucht, sie ein- oder zweimal in ein intelligentes Gespräch zu verwickeln. Normalerweise hätte sie diese Chance ergriffen, aber die übrigen Männer, darunter Mr Weaver, wie sie nicht umhin konnte, zu bemerken, hatten Sir Frederick angesehen, als hätte er den Verstand verloren. Also hatte sie sich besonnen und weiterhin den entzückenden Dummkopf gespielt. Sie war noch nicht ganz bereit, ihre Chancen bei allen anderen aufzugeben, nur um einen einzigen zu beeindrucken. Wenn Sir Frederick in den nächsten Tagen nicht vorsprach, würde sie ihn einfach selbst aufsuchen müssen. Wenn sie Gelegenheit bekamen, einander besser kennenzulernen, überlegte sie, war es durchaus möglich, dass sie Freunde werden konnten.
Entschlossen, sich in Sir Fredericks Augen zu rehabilitieren, schickte sie ihm als Erstem ihr Dankesschreiben. Sie formulierte es sorgfältig, weil sie diese Gelegenheit nutzen wollte, sich als humorvoll und intelligent zu zeigen. Zweifellos sah er seine Aufgabe, junge Damen zu umwerben, ganz so wie die Herren, die mit Mauerblümchen tanzten. Wenn es schon getan werden musste, tat man es am besten auf die am wenigsten schmerzhafte Weise.
Sophie dachte über die restlichen Kandidaten auf der Liste nach. Lord Verant war am vergangenen Abend nicht zugegen gewesen, und Mr Holcomb hatte einmal mit ihr getanzt und sie dann prompt zugunsten einer attraktiven Frau ignoriert, die ihm im Alter näher war. Sophie hatte kurz erwogen, ihn wegzulocken, dann aber festgestellt, dass sie sich nicht dazu überwinden konnte. Ein Blick auf die bewundernde Miene, mit der Mr Holcomb die Frau angeschaut hatte, und Sophie war angewidert von sich selbst gewesen, weil sie auch nur daran gedacht hatte, sich zwischen die beiden zu stellen.
Sie war ein wenig in Panik geraten bei dem
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