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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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wirklich, aber er empfand ziemlich besitzergreifend, was die Frau betraf, der er gehörte, und ihm gefiel die Idee, dass er und Sophie gemeinsam gegen einen gewöhnlichen Eindringling dastanden. Doch kaum eine Sekunde später wünschte er, er hätte Platz behalten. Selbst wenn er sich nicht gerade ungebeten in Sophies Nähe wagte, verdiente Lord Heransly nicht einmal die übliche Höflichkeit. Der Mann war ein abscheuliches, verkommenes Individuum – selbst seine Eltern waren an ihm verzweifelt. Den Gerüchten nach hatte sein Vater die Zuwendungen für seinen Sohn drastisch gekürzt, um der wachsenden Legion von Bastarden des jungen Mannes ein wenig Unterstützung zukommen zu lassen, und Heransly hatte sich bitter über diese Entscheidung beklagt. Eines Abends bei
White’s
hatte Alex ihn murmeln hören: »Dafür haben wir doch Armenhäuser.«
    »Lord Heransly.« Sophies Tonfall war durchaus freundlich, aber Alex konnte in ihren Zügen einen Anflug von Bestürzung ausmachen. Sie war auch nicht allzu erfreut, den Mann zu sehen. Gut.
    »Euer Gnaden.« Lord Heransly machte eine tiefe Verbeugung.
    Alex neigte nur knapp den Kopf. »Ich glaube, Miss Everton hat Sie begrüßt.«
    Heransly wirkte betroffen über den Tadel. »Ähm … ja, natürlich. Ich entschuldige mich, Miss Everton.« Er verbeugte sich abermals, diesmal vor Sophie. »Es ist mir wie immer eine Freude, Sie zu sehen.«
    Alex war ernsthaft in Versuchung, Heransly das Knie ins Gesicht zu rammen. Er hätte ja behaupten können, es sei ein unglücklicher Tick, die Folge einer alten Kriegsverletzung vielleicht. Er zwang sich, sich zu entspannen. Dieser Mann war ein enger Freund von Loudor. Alex konnte es sich nicht leisten, ihn bewusstlos zu schlagen.
    »Was führt Sie hierher, Heransly?« Alex bemühte sich – zu seiner eigenen Überraschung erfolgreich – um einen freundlichen Tonfall. Er wusste genau, worauf Heransly aus war, und es gefiel ihm nicht.
    »Ich nehme an, das Gleiche, was Sie hierher geführt hat.« Heransly zwinkerte ihm verschwörerisch zu, was in Alex den Wunsch weckte, dem Mann ein Augenlid abzureißen. Es war eine Schande, dass er das nicht auf einen Muskelkrampf zurückführen konnte.
    »Ich fürchte, ich habe mich mit Miss Everton bereits verabredet, um …«
    »Eine Ausfahrt zu unternehmen«, sagte Sophie schnell. Alex warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Eine Ausfahrt«, räumte er ein.
    »Bei diesem Wetter?«, fragte Heransly und schaute an Alex vorbei, um durch die Fenster zu spähen.
    Sophie nickte. »Es kommt mir töricht vor, auf einen sonnigen Tag zu warten«, erklärte sie. »Vor allem in England. Vermutlich wird Mrs Summers jeden Moment hier sein, um mich zu begleiten.«
    »Vermutlich«, sagte Heransly skeptisch.
    »Ich werde nur eben veranlassen, dass die Kutsche vorfährt.« Mit diesen Worten machte sie sich auf die Suche nach James, dem Butler. Etwas an Lord Heransly machte sie ein wenig nervös, und die Art, wie Alex die ganze Zeit mit den Zähnen knirschte, brachte sie geradezu aus der Fassung.
    Heransly sah ihr nach und wirkte zunehmend verwirrt. »Sie haben nicht Ihre eigene Kutsche mitgebracht, Rockeforte?«
    »Die Ausfahrt war eine spontane Entscheidung«, erklärte Alex unbefangen. »Wollen Sie nicht Platz nehmen?« Alex genoss die Chance, in Sophies Haus den Gastgeber zu spielen. Das war fast so effektiv wie ein offenes Herauskrähen seiner territorialen Ansprüche. Sophie und alles, was zu ihr gehörte, war sein. Das Haus war sein, nicht, dass er noch eines gebraucht hätte; es ging ums Prinzip. Die Stühle waren sein. Selbst das zierliche kleine Teeservice war sein. Je eher Heransly … nein, je eher alle das verstanden, umso besser.
    Offenbar hatte Heransly den Fingerzeig bereits verstanden. »Nein, danke. Wenn Sie sich mit Miss Everton für den Nachmittag verabredet haben, sollte ich mich jetzt wohl auf den Weg machen.«
    Alex begleitete ihn zur Vordertür.
    »Ich glaube, ich besitze einige Schuldscheine von Ihnen«, bemerkte Alex, während Heransly Mantel und Handschuhe anzog.
    »Ähm … ja. Ja, das tun Sie.«
    »Ich habe sie genau an dem Tag gewonnen, an dem ich Miss Everton kennengelernt habe. Haben Sie das gewusst?«
    Heransly zupfte an seiner Halsbinde. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Ich hatte bis heute gar nicht mehr daran gedacht. Ich glaube, Ihr Anblick hier in Miss Evertons Gesellschaft hat mich daran erinnert.«
    »Ich verstehe.«
    »Tun Sie das? Ich denke, sobald Sie beide getrennte Wege gehen,

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