Wie es dem Glück beliebt
bedeckte sie mit ihrem Umhang, um das Licht zu verbergen. Dann raffte sie ihre Röcke, um sie sich über den Beinen zu verknoten, und kletterte schnell, wenn auch nicht unbedingt anmutig, zum Fenster hinauf und schob es mühelos auf.
Gott sei Dank. Sie wusste nicht, wie die Chancen standen, in Mayfield ein Fenster unverschlossen zu finden, aber sie schätzte, dass sie gering waren.
Zwanzig Minuten später war sie bereit, sich der Idee hinzugeben, dass das offene Fenster die Bilanz ihres Glücks nicht nur ausgeglichen, sondern die Waagschale deutlich zu ihren Gunsten gesenkt hatte.
Wie konnte hier nichts sein? Sie hatte jede Schublade und jeden Schrank durchsucht und nicht einen einzigen belastenden Beweis gefunden.
Kurz davor, sich vor Enttäuschung die Haare zu raufen, setzte sie sich an den Schreibtisch und öffnete ein Rechnungsbuch. Vielleicht suchte sie an den falschen Stellen. Vielleicht versteckten Männer wie diese ihre Geheimnisse in Nachttischen oder in Safes hinter großen Porträts. Oder vielleicht …
Sie hielt inne, weil ihr in der Zahlenreihe ein vertrauter Betrag auffiel. Sie blätterte einen Monat zurück und fand einen ähnlichen Eintrag. Dann noch einen Monat und noch ein Eintrag. Es ging so weiter und weiter. In neun der letzten zwölf Monate hatte es Zahlungen an Forent gegeben, deren Betrag identisch war mit dem, was Loudor von Whitefield gestohlen hatte. Sie war diese Zahlen oft genug durchgegangen, um die genauen Beträge im Kopf zu haben. Und hier sah sie sie wieder, bis auf den letzten Shilling.
Sämtliche Zahlungen waren von Lord Heransly gekommen, dem nichtsnutzigen Sohn des Earls.
Wenn ihr Cousin diese Zahlungen geleistet hätte, wäre es vermutlich um die Begleichung von Spielschulden gegangen. Loudor war ein notorischer Spieler. Aber die Zahlungen kamen von Forents eigenem Sohn. Das ergab keinen Sinn.
Sie hielt in ihren Überlegungen inne, als sie aus dem Flur eine Bewegung hörte. Sofort ließ sie das Rechnungsbuch fallen, blies die Kerze aus, eilte zum Fenster und stieg hinaus. Nachdem sie etwa ein Viertel der Strecke hinuntergeklettert war, machte sie in ihrer Hast einen falschen Schritt und verlor den Halt.
Stoff riss, dann fiel sie, dann kam der harte Aufprall auf dem Boden.
Umpf!
Es war kein tiefer Sturz, aber sie landete auf dem Rücken, und alle Luft wich ihr aus den Lungen. Eine scheinbare Ewigkeit lag sie der Länge nach da und keuchte wie ein Fisch auf dem Trockenen.
Als sie endlich wieder durchatmen konnte, gelang es ihr gegen den Protest jedes Muskels und jedes Knochens in ihrem Körper, sich auf den Bauch zu rollen und sich auf die Knie hochzuziehen. Recht zuversichtlich, dass sie nicht wieder ohnmächtig werden würde, rappelte sie sich ganz auf, griff nach dem Umhang und der Laterne und rannte los.
Sie hatte ihr Haus fast erreicht – nachdem sie beschlossen hatte, dass sie ihren Ausflug zu Sir Frederick verschieben würde, bis sie sich mit einer Tasse von etwas Heißem gestärkt und sich etwas anderes angezogen hatte –, als sie zum ersten Mal das beunruhigende Gefühl beschlich, dass sie beobachtet wurde. Wie angewurzelt blieb sie stehen und wirbelte herum, um in die Dunkelheit zu spähen, und sie lauschte aufmerksam auf Geräusche einer Verfolgung. Nichts.
Sie blieb noch zwei weitere Male stehen, aber wann immer sie auf Schritte hinter sich lauschte, hörte sie nichts.
Es war eine ungeheure Erleichterung, als sie die Stufen zur Tür ihres Hauses hinaufstieg und die Tür aufschwang.
»Aah! Oh Gott! Oh! A … Al …«
»Alex. Mein Name ist Alex.«
»Ja! Ich meine, natürlich ist er das … Alex.« Sophie schloss die Tür und wandte sich Alex zu. Er lehnte am Treppengeländer – ganz Muskel und Anspannung … und Zorn. Sie ließ ihre Tasche auf einen Beistelltisch fallen, machte einen halbherzigen Versuch, ihre Röcke zu glätten, und rang dann, weil ihr nichts anderes mehr blieb, um sich zu beschäftigten, nervös die Hände. »Was tun Sie denn hier?« Ihre Stimme war hell und fröhlich. Viel, viel zu fröhlich.
»Das Gleiche könnte ich Sie fragen«, antwortete Alex.
»Oh, nun … ich wohne hier.«
Der Blick, mit dem er sie bedachte, war eisig genug, dass sie sich innerlich wand.
»Oder meinen Sie, in London?«, fuhr sie mit erzwungener Leichtigkeit fort. »Nun, ich … ähm … ich habe etwas vergessen … etwas ziemlich Wichtiges … und ich bin zurückgekommen, um es zu holen.«
»Und was wäre das?«
Sie wünschte wirklich, er würde
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