Wie es dem Glück beliebt
kleinen Lächeln. »Ich verstehe. Schön. Ich werde gehen.«
Mirabelle schob sich an ihm vorbei, stolzierte auf die Tür zu und legte die Hand auf die Klinke. Sie ließ sich nicht drehen. Sie versuchte es wieder. Abgeschlossen. Sie fuhr zu Whit herum.
Spöttisch ließ er den Schlüssel vor ihrem Gesicht hin- und herbaumeln. »Vielleicht hätte ich mich ein wenig genauer ausdrücken sollen. Wir gehen nicht, ehe du mir sagst, wo Sophie geblieben ist.«
»Du bist verrückt! Alle möglichen Leute könnten Schlüssel zur Bibliothek haben. Du wirst mich ruinieren!«
Whit zuckte abermals die Achseln. Sie stampfte auf ihn zu.
»Gib mir den verflixten Schlüssel!«, zischte sie.
»Fang an zu reden, oder wir werden hierblieben, bis jemand anders uns herauslässt. Deine Entscheidung, Kobold.«
»Du verdammter, arroganter, herzloser Esel!«
»Du hast ein ziemlich farbenprächtiges Vokabular, sodass ich die Vermutung wage, dass du deine literarischen Beschäftigungen nicht auf das Thema Zoologie beschränkst.«
»Zum letzten Mal, du Kretin. Gib. Mir. Den. Schlüssel.«
»Wo. Ist. Sophie.?« Whit trat mit jeder Silbe näher an sie heran, bis sie von einem Meter achtzig finster dreinblickender Männlichkeit überragt wurde. Es war ein offenkundiger Versuch, sie einzuschüchtern, und eine andere Frau wäre vielleicht instinktiv zurückgewichen. Mirabelle wich um keinen Zentimeter. Stattdessen umfasste sie das Buch mit beiden Händen und schlug Whit damit mitten ins Gesicht. Das Ergebnis war ein durch und durch befriedigendes Klatschen und ein langer, bunter Strom von Kraftausdrücken.
Whit stolperte rückwärts, heulte auf und hielt sich die Nase. »Was zum Teufel ist los mit dir?«, brüllte er. Zumindest dachte sie, dass es das war, was er brüllte. Seine Stimme klang ein wenig komisch. Bedauerlicherweise gab es keinen Zweifel an der Lautstärke.
»Pst!«, flüsterte sie zornig. »Es wird dich noch jemand hören!«
»Das hoffe ich auch!«
»Still! Du verwöhnter, kleiner …« Ein Kratzen im Flur unterbrach sie. Gütiger Gott, irgendjemand hatte den Lärm gehört. Sie sah sich hektisch um. Whit hielt den Schlüssel immer noch in der Hand. Die er sich inzwischen aufs Gesicht presste, um die Blutung aus seiner Nase zu stillen.
»Gibst du mir nun den Schlüssel oder nicht?«
»Nein!«
Mehr Lärm aus dem Flur. Stimmen. Mirabelle geriet in Panik. Gegenwehr kam diesmal nicht in Frage. Verstecke gab es auch nicht in der Bibliothek. Die Tische waren zu hoch, die Stühle zu niedrig und die Beleuchtung zu gut. Sie ließ ihr Buch fallen, rannte zu einem der Fenster und riss es auf. Es war ein gutes Stück bis nach unten, und unter dem Fenster stand irgendein Strauch.
»Was machst du da, Kobold?« Whit hatte den Kopf immer noch in den Nacken gelegt, und schielte über seine blutende Nase zu ihr hinunter.
An der Tür wurde gerüttelt. »Was zum … es ist abgeschlossen. Simmons, geben Sie mir Ihren Schlüssel.«
Mirabelle hoffte aufrichtig, dass es sich bei dem Strauch nicht um Rosen handelte. Sie setzte sich auf das Sims und schwang die Beine über den Rand.
»Mirabelle, nein!«
Ein kurzes Rauschen, dann war sie verschwunden.
21
Alex hatte seine liebe Not mit dem Personal. Er war überzeugt, dass mehrere der Dienstboten etwas verbargen, aber weder mit Bestechung, Drohungen oder Schmeichelei konnte er ihr Schweigen brechen. Er brummte gerade etwas über die Nachteile, die es habe, wenn das Personal sich seiner Positionen zu sicher war, als Mirabelle in ziemlich zerzaustem Zustand in die Dienstbotenhalle trat. Sie ihrerseits murmelte etwas über die Vorteile, an manchen Morgen im Bett zu bleiben.
»Mirabelle!«, rief er überrascht. Er glaubte, sie stöhnen zu hören, war sich aber nicht sicher. »Wo ist sie?«, fügte er sofort hinzu. Es bestand die Möglichkeit, dass Whit bereits mit ihr gesprochen hatte oder dass er es bereits wusste, aber …
Sie drehte sich um und bedachte ihn mit einem angespannten Lächeln. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Das ist nicht dein Ernst?«
»Doch«, antwortete sie gelassen, »denn ich versuche, höflich zu sein.«
»Warum, zur Hölle?«
»Weil ich dich recht gern mag. Und obwohl ich ein Geheimnis, das nicht das meine ist, nicht preisgeben kann, kann ich diesen Umstand doch wenigstens höflich erklären.«
Alex spürte, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten. Er holte tief Luft und sorgte dafür, dass seine Worte ruhig und gelassen herauskamen. Mirabelle reagierte
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