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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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hatte, der sie beschützen sollte.
    Heath begab sich ins angrenzende Zimmer, wusch und rasierte sich und zog frische Sachen an. Als er hörte, wie die Dienstboten sich im Haus zu schaffen machten, setzte er sich an seinen Schreibtisch und verfasste einen Brief nach London. Er hatte Julias verlorene Zeichnung keineswegs vergessen. Es war ratsam, das verdammte Ding ausfindig zu machen, bevor die anstößige Zeichnung ihm Scherereien machte.
    Julia nahm schlaftrunken wahr, wie Heath das Bett verließ. Immer noch wohlig müde von seinen stürmischen Zärtlichkeiten, blieb sie liegen und stellte sich schlafend. In diesem Haus, in seinen Armen fühlte sie sich geborgen, und wenn es nach ihr ginge, würde sie die Welt ausschließen und sich von ihm als Liebessklavin für immer in dem Turmgemach gefangen halten lassen.
    Allerdings hatte sie das beklemmende Gefühl, dass Russell sich nicht ohne Weiteres mit ihrer Zurückweisung abfinden würde, auch wenn er sie betrogen hatte. Hatte sie nicht den Wunsch geäußert, Heath möge um sie kämpfen? Aber das hatte sie beileibe nicht wörtlich gemeint. Weder Heath noch Russell sollten um sie kämpfen, um ihr Heldentum oder ihre Männlichkeit zu beweisen. Wie sollte sie mit Russell umgehen? Was würde Heath tun? Darüber hatte er nichts gesagt. Allerdings war er ein besonnener Mann, der sich nicht zu übereilten Schritten hinreißen ließ.
    Im Moment konnte sie nur warten und hoffen, sich von Russell gütlich trennen zu können. Gemeinsam waren Heath und sie stark genug, um alle Hürden zu überwinden. Außerdem war es tröstlich zu wissen, dass sie mit der Unterstützung ihrer Tante rechnen konnte. Auch Heaths Familie schien ihr gewogen zu sein und hatte sie mit Wärme und Herzlichkeit aufgenommen. Der Schutz der Menschen, die ihr nahestanden, gab ihr Zuversicht. Dank des gegenseitigen Rückhalts meisterten die Boscastles ihre Lebenskrisen. Dieses Einstehen füreinander bewunderte Julia, und es gab ihr die Hoffnung, dass Heath und sie diese Standhaftigkeit einst an ihre Kinder weitergeben würden.

24. KAPITEL
    Der Brief seines Bruders erreichte Lord Drake Boscastle zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Er hatte es sich vor einer Weile in Audreys Boudoir bequem gemacht, die ihn unter dem Vorwand einer Dichterlesung eingeladen hatte, wobei er bezweifelte, dass er den Nachmittag ausschließlich mit literarischen Ergüssen verbringen würde.
    Die junge Schauspielerin in seinen Armen hätte vermutlich im Augenblick nicht einmal einen Kinderreim aufsagen können. Er hatte sich von Audrey überreden lassen, dass ihre neue Schülerin ihre frisch erworbenen Kenntnisse an ihm erprobte.
    „Ich glaube“, murmelte er an ihren warmen roten Lippen, „du bist ein viel versprechendes Talent.“
    Sie schlang die Arme um seinen Hals und lockerte seine Krawatte. „Meinst du wirklich?“, gurrte sie.
    „Nun ja, ich finde, wir sollten …“
    Als die Tür geöffnet wurde und ein Diener eintrat, hob Drake verdrießlich den Blick und war im Begriff, den unverschämten Kerl mit harschen Worten rauszuwerfen, als er die Livree seiner Familie erkannte. Mit sanftem Nachdruck setzte er die junge Frau auf seinem Schoß neben sich aufs Sofa.
    „Tut mir leid, Boscastle“, entschuldigte sich Audrey, die hinter dem Livrierten auftauchte. „Er sagt, es sei dringend.“ Offenbar war sie daran interessiert, den Grund der Dringlichkeit zu erfahren.
    Der Diener reichte Drake das Schreiben, während er heimlich die Schauspielerin musterte, die versuchte, gleichzeitig ihr Kleid und ihr Haar zu ordnen. Drake brach das Siegel und überflog die Zeilen mit finsterer Miene.
    Ich muss dich in einer äußerst dringenden Angelegenheit sprechen.
    Der Ruf der Familie steht auf dem Spiel.
    Heath.
    „Verdammter Mist“, knurrte Drake und ließ das Papier in seiner Westentasche verschwinden. „Ausgerechnet jetzt.“
    Audrey musterte ihn mit leichter Besorgnis. „Gibt es Ärger, Drake?“
    „Was wäre ein Boscastle ohne Ärger?“, brummte er mürrisch.
    Sie folgte ihm zur Tür, wo der Diener bereits mit Drakes Hut, Handschuhen und Mantel wartete. „Zu schade. Nachdem Grayson verheiratet ist und Heath nur noch Augen für Julia hat, bist du der einzige Boscastle, dem der Sinn nach den Freuden des Lebens steht“, rief sie ihm nach, als er mit federnden Schritten den Flur entlangeilte.
    Er drehte sich kurz um und warf ihr einen Handkuss zu. „Auf mich kannst du jedenfalls noch zählen.“
    Am nächsten Abend trafen Heath

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