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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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sich nicht auslöschen.
    „Ich entlasse dich aus deiner Verpflichtung“, sagte sie halblaut.
    Er blickte sie unverwandt an, zeigte keine Regung.
    „Hörst du, was ich sage?“, fragte sie eindringlich. „Wir können das nicht tun. Es … es weckt zu viele Erinnerungen, wenigstens für mich.“
    Er nickte. In seinen blauen Augen glommen gefährliche Funken. „Ich verstehe und teile deine Meinung.“ Mit diesen Worten überließ er sie der Obhut ihrer Tante.
    Obgleich er sie bis zum Ende der langen Ballnacht beobachtete und sie nach Hause begleitete, sprach er nur das Nötigste mit ihr.

6. KAPITEL
    Nachdem er Julia und Lady Dalrymple nach Hause begleitet hatte, nahm Heath eine Droschke zur Villa, die Russell in London angemietet hatte. Als sich auf sein mehrmaliges Klopfen nichts rührte, beschloss er, unaufgefordert einzutreten.
    Vermutlich hatte Russell sich bereits zu Bett begeben, da er im Morgengrauen nach Dover aufbrechen wollte. Wäre die Angelegenheit nicht so dringend gewesen, Heath wäre unverrichteter Dinge wieder umgekehrt.
    In der Diele blieb er unschlüssig stehen. Es widerstrebte ihm, Russell aus dem Bett zu holen. Aber er durfte den Freund auch nicht im Glauben lassen, Julia sei in seiner sicheren Obhut. Auf keinen Fall konnte Heath die Rolle ihres Beschützers übernehmen. Russell musste wohl oder übel andere Vorkehrungen treffen. Zwar war Heath jederzeit bereit, sein Leben für sein Land zu riskieren, aber sein Herz zu riskieren war etwas anderes. Er konnte sich nicht länger einreden, die Sache mit Julia sei abgetan, vorbei und vergessen. Wieso sollte er sich einer solchen Versuchung aussetzen? Er hatte genug Folterqualen in seinem Leben erduldet.
    In einem Fenster im ersten Stock brannte noch Licht, ansonsten lag das Haus im Dunkel, eingehüllt in Schweigen.
    Er näherte sich langsam der Treppe, alle Sinne angespannt.
    Merkwürdig, dass die Haustür nicht verschlossen war.
    Es war weiterhin seltsam, dass kein einziger Diener Nachtdienst hatte, wenn Russell angeblich von einem Mörder verfolgt wurde. War er vielleicht schon abgereist? Aus dem ersten Stock drang gedämpftes Lachen herunter. Das Lachen einer Frau.
    Eine düstere Ahnung beschlich Heath.
    Lautlos schlich er die Treppe hinauf.
    Russells tiefe Stimme mischte sich in das Frauenlachen. Heath konnte die Worte nicht verstehen, aber es klang nicht nach einem hitzigen Wortwechsel. Er wollte schon kehrtmachen, doch der Gedanke an Julia war stärker als sein Taktgefühl.
    Am Ende des schwach erleuchteten Korridors stand eine Tür halb offen. Heath blieb wie angewurzelt stehen, wollte seinen Augen nicht trauen. Eine schlanke junge Frau tanzte auf dem Teppich, zierliche Seidenpantoffel baumelten von ihrer linken Hand, während sie sich mit der rechten einen Kamm ins blonde Haar steckte, das ihr über die nackten Brüste wallte.
    „Lady Harrington“, grüßte Heath die Tänzerin mit einem dünnen Lächeln. „Freut mich, Sie wiederzusehen - noch dazu unverhüllt.“ Sein kühler Blick wanderte von ihrem fassungslosen Gesicht über ihre rosige Nacktheit. Die Pantoffel entglitten ihren erschlafften Fingern. Hastig griff sie nach einem pastellfarbenen Negligé auf dem zerwühlten Bett, um sich zu bedecken. Die Mühe hätte sie sich sparen können. Heath interessierte sich nicht für ihre Reize.
    Mit einem spitzen Schrei stürmte sie an ihm vorbei und eilte die Treppe hinunter.
    Er ließ sie gehen, stieß die angelehnte Tür zum Nebenzimmer auf und sah Russell mit nacktem Oberkörper vor seinem Schreibtisch stehen, einen Stapel Papiere in der Hand, in der anderen eine Pistole.
    „Herrgott Lucy“, knurrte er gereizt. „Ich sagte dir doch, ich muss schlafen. Was hast du jetzt vergessen?“
    „Vielleicht ihre Moral?“, antwortete Heath und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Oder dein Eheversprechen?“
    Russell fuhr herum. Die Papiere in seiner Hand flatterten auf den Schreibtisch. „Was zum Teufel, Boscastle?“
    „Tut mir leid“, entgegnete Heath ungerührt und ließ den Blick über die achtlos hingeworfenen Kleidungsstücke auf dem Teppich schweifen. „Ich hatte keine Ahnung, dass du Besuch hast. Ich komme, um dir zu sagen, dass ich den Auftrag ablehnen muss. Ich kann mich nicht um Julia kümmern.“
    „Es … ist nicht so, wie es aussieht“, stotterte Russell verlegen.
    Heath hob nun den Blick in Russells Gesicht, kühl und ohne Sympathie. „Wonach sieht es denn aus?“
    „Nun ja, ich … ich verreise. Ein Mann hat gewisse

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