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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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beunruhigend für einen Mann seines Alters, festzustellen, dass er nicht wissen konnte, was ihn an der nächsten Biegung seines Lebenswegs erwartete. Andererseits, waren es nicht diese Unwägbarkeiten, die das Leben interessant machten?
    Lady Dalrymple schlief bereits, als Heath an die Pforte von Julias Stadthaus am Berkeley Square klopfte. Der betagte Butler weigerte sich zunächst, ihn einzulassen, änderte allerdings seine Meinung, als der nächtliche Besucher ihn wissen ließ, dass Lady Whitby vor einem Gauner beschützt werden musste, der in Sir Russells Haus eingebrochen war und seine Dienstboten niedergeschlagen und gefesselt hatte.
    „Ich sage ja immer schon, diesen Franzosen kann man nicht trauen, Mylord“, rief er Heath in den Korridor nach. „Wir hätten das ganze Land gefangen nehmen sollen.“
    „Glänzende Idee“, brummte Heath. „Wieso ist das bisher noch keinem eingefallen?“
    „Diesem Napoleon trau ich am allerwenigsten“, fuhr der Butler fort und stützte sich mit zitternder Hand am Garderobenständer ab. „Ich finde, wir hätten …“
    Heath fuhr herum. „Wo ist Lady Whitby?“
    Der Butler blinzelte. „In ihrem Schlafzimmer, Mylord. Sie liest gern bis tief in die Nacht. Aber Sie denken doch nicht, dass etwas … dass jemand …“ Er schluckte. „Sir Russell wollte ihre Tür nachts von einem Diener bewachen lassen, aber Lady Whitby lässt es nicht zu. Sie sagte, sie bekommt Albträume davon. Sie sagte …“
    „Sie redet zu viel.“ Heath schnitt ihm mit einer unwirschen Geste das Wort ab und murmelte zähneknirschend: „Herr im Himmel, wieso tust du mir das an?“
    Er rannte die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend, und stürmte zu einer Tür, unter der ein schmaler Lichtstreif durch die Ritze drang. Sie hatte die Tür nicht einmal verriegelt, deshalb würde er sie später zur Rede stellen. Julia lag bäuchlings quer über dem Bett, offenbar in die Lektüre eines Buches vertieft.
    Seine erste Reaktion war Erleichterung. Sie war unversehrt, bemerkte den nächtlichen Besucher nicht einmal, offensichtlich hatte sie keine Ahnung von dem Überfall auf Russells Diener.
    Als Nächstes nahm er ihre Rundungen wahr. Ihr wohlgeformtes Hinterteil unter dem dünnen Nachthemd, ihre schlanken Beine, in den Knien angewinkelt und nackt bis zu den Schenkeln. Heath stand wie angewurzelt, kämpfte gegen sein aufwallendes Verlangen, fasziniert von der Frau, die seinem Freund gehörte.
    Ihr Haar leuchtete heller als in seiner Erinnerung; ihre Arme und Schultern schimmerten golden. Schließlich hatte sie einige Jahre in Indien gelebt, sich vermutlich nicht an das herrschende Modediktat der vornehmen Blässe gehalten und sich ohne Schirm der Sonne ausgesetzt, eigensinnig wie Julia nun einmal war. Es hätte ihn auch nicht schockiert zu erfahren, dass sie jeden Tag nackt im Fluss gemeinsam mit menschenfressenden Tigern gebadet habe. Am liebsten hätte er sich wie ein Raubtier auf sie gestürzt und seinen animalischen Trieben freien Lauf gelassen. Ein Beben durchzog ihn.
    Sein Herz klopfte wie ein Hammer. In Gedanken streifte er ihr die dünne Hülle ab, streichelte ihre verführerischen Rundungen, hielt sie unter sich gefangen, um das zu beenden, womit sie vor Jahren begonnen hatten. Zurückhaltend? Unnahbar? Hatte Russell sie unnahbar genannt? Er konnte nicht von der Frau gesprochen haben, die sich stöhnend unter Heaths verbotenen Küssen und Liebkosungen gewunden hatte. Das Verlangen schoss ihm heiß in die Lenden in Erinnerung an ihre stürmischen Zärtlichkeiten. Sie würde ihm nicht glauben, wenn er ihr gestand, was er für sie empfunden hatte und immer noch empfand. Er konnte es ja selbst kaum glauben.
    Jäh wurde er aus seinen Träumen gerissen, als sie sich plötzlich zur Seite rollte. Ihr langes rotes Haar umwallte ihre Schultern. Ihre grauen Augen verengten sich zu gefährlich blitzenden Schlitzen. Heath blinzelte.
    Sie hielt eine Pistole in der Hand, den Lauf direkt auf seine Brust gerichtet. Er holte tief Atem. Dieses kurze Kapitel ihrer Begegnung wollte er nicht unbedingt wiederholt wissen. Sinnenlust und Lachen, ja. Eine Pistolenwunde, nein.
    „Ich bin es.“ Etwas Klügeres fiel ihm nicht ein. Julia hatte sich einen gewissen Ruf erworben, auf Männer zu schießen, und beim dritten Mal würde es vielleicht nicht so glimpflich abgehen wie bei den ersten beiden Malen. „Um Himmels willen, Julia, ich bin es nur.“
    Sie ließ die Waffe sinken und schaute über seine Schulter zur Tür.

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