Wie es Euch gefaellt, Mylady
den Holzverschlag auf stieß.
Ein feuchter modriger Geruch schlug ihm entgegen. Heath stand wie gelähmt. Die völlige Finsternis und der Gestank schleuderten ihn zurück in eine Zeit, an die er sich nur schemenhaft erinnerte, ohne sie vergessen zu können. Die grausamen Torturen, die unerträglichen, nicht enden wollenden Schmerzen.
Eine Welle des Entsetzens drohte ihn zu ersticken. Sein Verstand kämpfte gegen die Dunkelheit. Tief vergrabene Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Finger in schwarzen Handschuhen krallten sich in sein Haar und tauchten seinen Kopf in einen Bottich fauligen Wassers, der Gestank nach Verwesung und Schimmel überwältigte ihn. Die Hand hielt ihn unter Wasser, bis seine Lungen brannten und schwarzes Grauen seinen Verstand auslöschte.
Seine Lungen füllten sich wieder mit Luft, und eine weiche, todbringende Stimme drang in sein Bewusstsein. Der Franzose unter einer schwarzen Kapuze drückte ihm einen rotglühenden Schürhaken an die empfindlichsten Stellen seines Körpers; er konnte das Zischen verbrannten Fleisches hören und riechen. Armand Auclairs Vater hatte während der französischen Revolution, in Zeiten grausamer Tyrannei, den Beruf des Henkers ausgeübt, unter dessen Guillotine unzählige Aristokraten enthauptet worden waren. Ein Mann, der seine Leidenschaft für Grausamkeit und Blutvergießen seinem Sohn vererbt hatte.
Der Kater in Heaths Armen lag still, jeden Muskel angespannt. Seit Jahren hatte Heath nicht so lebhaft an seine Foltern gedacht und geglaubt, seine seelischen Wunden würden heilen. Die Narben würden immer bleiben, aber er hatte gehofft, dass die Dämonen eines Tages zum Schweigen gebracht wären. Er hatte nie darüber geredet und würde es nie tun. Allein die Erinnerung an diese schrecklichen Erlebnisse, die ihn beinahe zum Tier gemacht hatten, drohte ihn um den Verstand zu bringen.
Plötzlich hörte er Schritte hinter sich, fuhr herum und sah den Schatten einer beleibten Gestalt mit silbrigen Löckchen, die einen dunklen Gegenstand über ihren Kopf hob.
„Mein Gott, Lady Dalrymple“, entfuhr es ihm. „Stellen Sie den Blumentopf ab, sonst fügen Sie mir und den Geranien einen bleibenden Schaden zu.“
Hermia äugte hinter dem Blumentopf hervor. Der Kater befreite sich und verschwand im Schuppen.
„Um Himmels willen, Boscastle“, rief sie erschrocken und stellte ihre Waffe weg. „Ich hätte Sie beinahe erschlagen. Was tun Sie hier draußen im Regen?“
„Das sollte ich Sie fragen. Haben Sie jemanden im Garten herumschleichen gesehen?“
„Ja, Sie.“ Sie nickte mit ihrem beachtlich vorspringenden Kinn zum Schuppen. „Ich hörte Geräusche und wollte nachsehen. Das kann man den Dienern nicht zumuten. Die ängstigen sich vor ihrem eigenen Schatten. Unter uns gesagt, ich fürchte, die waren allesamt zu lange der indischen Sonne ausgesetzt.“
„Der Sonne?“
„Zu viel Sonne verbrennt das Gehirn.“
„Und zu lange im englischen Regen zu stehen weicht das Gehirn auf. Ich will den Schuppen noch mal genauer untersuchen. Warten Sie hier.“
Hermia machte ein erschrockenes Gesicht. „Denken Sie etwa, jemand beobachtet das Haus vom Schuppen her?“
Er wischte sich ein rotes Blütenblatt vom durchnässten Ärmel. „Das kann ich noch nicht sagen.“
Er duckte sich unter dem niederen Türstock und entdeckte die leuchtenden Augen der Katze im hintersten Winkel. Der widerliche Gestank nach Verwesung und Moder, der seine Erinnerungen wachgerufen hatte, hatte sich abgeschwächt. Es roch eher nach feuchtem Moos und altem Holz. Trotz eingehender Untersuchung konnte er keine Spur eines Eindringlings finden. Etwaige Fußspuren vor dem Schuppen hatte der Regen bereits weggewaschen. Er hob den Blick zu einer schmalen Öffnung über einem Regal, in dem Blumenzwiebeln und kleine Gartengeräte aufbewahrt wurden. Seine Nackenhaare richteten sich auf, an seinen Armen bildete sich Gänsehaut, als er durch die Fensteröffnung direkt in Julias Schlafzimmer sehen konnte.
Sein Blick fiel auf einen schwarzen Gegenstand im Regal. Er griff danach. Unter einer Harke zog er einen Männerhandschuh hervor. Aus schwarzem Leder, alt und gebraucht, mehr ein Arbeitshandschuh, der ihm irgendwie vertraut vorkam.
„Nun? Haben Sie etwas entdeckt?“
Hermias besorgtes Gesicht, umrahmt von Silberlöckchen, spähte in den Schuppen.
„Ich weiß nicht.“ Er hielt ihr den Handschuh hin. „Haben Sie den schon mal gesehen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Hat der
Weitere Kostenlose Bücher