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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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schmal, als er einen schwarz gekleideten Mann an Julias Seite entdeckte, der seinen Arm schützend um ihre Schultern gelegt hatte und sie mit seinem Körper gegen die Randalierer abschirmte. Julia wirkte nicht verängstigt, und die Nähe des Fremden schien ihr keineswegs lästig zu sein.
    „Ihr ist doch hoffentlich nichts passiert, wie?“, meldete Hermia sich ungeduldig aus der Kutsche.
    Heath verdrängte das lästige Gefühl, das ihm den Brustkorb verengte. Was war das? Angst um sie? Ein Anflug von verletztem Stolz, das Gefühl, als Beschützer versagt zu haben? Oder war es etwa Eifersucht? Absurde Eifersucht, weil ein fremder Mann den Arm um sie gelegt hatte? Eine groteske Vorstellung, in Anbetracht der Tatsache, dass Julia in wenigen Wochen seinen Freund heiraten würde. Dennoch nagte der Groll an ihm.
    „Julia scheint unversehrt zu sein“, hörte er sich sagen. „Sie ist in Begleitung eines Herren.“
    „Ein Herr? Ein Fremder? Aber um Himmels willen“, entrüstete Hermia sich. „Stehen Sie nicht da wie angewachsen! Eilen Sie ihr zu Hilfe.“
    Er lächelte krampfhaft. „Ich bin mir nicht sicher, ob meine Hilfe erwünscht ist.“ Aber er würde ihr zu Hilfe eilen, ob sie es wünschte oder nicht. Er war nicht vor Sorge um sie halb wahnsinnig geworden, um nun einen andern ihren Beschützer spielen zu lassen.
    Julia streifte diskret den Arm ihres Retters ab. Ein höflicher junger Mann, wenn auch eine Spur zu gönnerhaft und betulich in seiner Fürsorge, als sei sie ein zerbrechliches Porzellanpüppchen. Eine zwar schmeichelhafte, wenn auch völlig falsche Einschätzung ihrer Person. Sie war gewiss kein zartes Geschöpf, eher ein widerstandsfähiges, zähes Gewächs, was sie bewiesen hatte, als sie ihre Schicksalsschläge mit Fassung getragen hatte.
    Als sie Heath am Straßenrand entdeckte, seufzte sie erleichtert auf. Seltsam, dass sie sich von ihm bedroht und gleichzeitig bei ihm geborgen fühlte. Eine beklemmende Feststellung, wie wohl sie sich in seiner Gegenwart fühlte und wie einsam, wenn er nicht in ihrer Nähe war.
    Zum zweiten Mal schüttelte sie den Arm ihres Retters ab, der sich unbemerkt wieder um ihre Schultern gelegt hatte.
    „Ich muss nun gehen.“ Sie hob den Blick in die braunen Augen des Fremden. Er hatte einen hübschen schwarzen Lockenkopf und den weichen Mund eines Romantikers, dieser galante junge Mann, der ihr zu Hilfe geeilt war und nun wie eine Klette an ihr hing. „Haben Sie vielen Dank, dass Sie für mich den Schutzengel gespielt haben.“
    Er blickte an ihr vorbei die Straße entlang. Heath wich einer fahrenden Kutsche aus und eilte mit langen Schritten auf die beiden zu. „Ihr Ehemann?“, fragte ihr Begleiter mit einem tiefen Seufzer, wie einer, der daran gewöhnt war, in Liebesdingen zu verlieren.
    Heath. Ihr Ehemann. Beinahe stolz betrachtete sie die breitschultrige Männergestalt, die im Laufschritt die Straße überquerte. Die bloße Vorstellung, ihm zu gehören, überflutete sie mit einer Welle schuldbewusster Glücksgefühle.
    „Du liebe Güte, nein. Nicht mein Ehemann.“
    „Ihr Verlobter?“
    Sie lachte nervös und setzte sich in Bewegung. Die Menschen rannten an ihnen vorbei. Ein zweiter Polizeiwagen hatte am Straßenrand gehalten.
    „Nein. Er ist auch nicht mein Verlobter. Hören Sie, gleich wird man uns in Gewahrsam nehmen. Sie sollten sich in Sicherheit bringen.“
    Seine seidig bewimperten braunen Augen wurden groß, als er begriff. „Aha. Ihr Beschützer.“
    Julia presste die Lippen aufeinander, wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie sollte sie einem Fremden ihre verwickelte Beziehung zu Heath erklären? „Wenn Sie so wollen … man könnte ihn meinen Beschützer nennen.“
    Er nickte und musterte sie mit neuem, ein wenig respektlosem Interesse. „Schon gut. Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Ich bin ein Mann von Welt.“
    Julia versagte sich eine Zurechtweisung. Jetzt hielt dieser junge Schnösel sie für eine leichtfertige Frau mit zweifelhafter Moral. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. „Das kann ich mir denken, mein Herr, und das unterscheidet uns voneinander.“
    „Bitte nennen Sie mich Raphael.“
    „Wie Sie wünschen“, sagte sie pikiert. Das war wirklich eine ungeheuerliche Ungezogenheit. Sie begann, unruhig zu werden. Dann steuerten auch noch zwei Polizisten, mit Schlagstöcken bewaffnet, auf sie zu. Noch bedrohlicher aber war die Missbilligung in Heaths finsterer Miene, als er auf den Mann neben sie zusteuerte. Das gab ihr zu

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