Wie es Euch gefaellt, Mylady
Earl sich mit einem Kopf schütteln. „Es war doch zu erwarten, dass dieses heikle Thema für Unruhe sorgt. Ich habe dich davor gewarnt.“
„Ich wünschte, Sie hätten mich gewarnt“, brummte Heath und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte sich noch nie zuvor in eine Situation oder an einen Ort begeben, wo der Volkszorn hochbrodelte. Die Morgenzeitungen würden gewiss voll davon sein.
„Es war unnötig, dich herzubemühen, Odham“, behauptete Hermia, klang allerdings nicht sehr überzeugend. „Bei Boscastle waren wir in guten Händen. Mich beschützte er wie ein Ritter seine Königin.“
„Sieh nur! An seinem Ärmel klebt ein faules Ei.“ Odham wies mit dem Stock auf den unappetitlichen Fleck. „Davor konnte er sich offenbar nicht schützen.“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Heath das Lächeln, das Julias Gesicht überflog. Das Irritierende dabei war, dass er sich selbst ein Lächeln verkneifen musste. Er räusperte sich. „Haben Sie etwas dagegen, Odham, wenn Ihr Fahrer mich bei mir absetzt, nachdem wir die Damen wohlbehalten nach Hause gebracht haben?“
„Aber wir können nicht auf Sie verzichten“, rief Hermia entrüstet. „Wir haben vor, ins Theater zu gehen. Nicht wahr, Odham?“
„Ach ja, richtig“, antwortete der Earl stirnrunzelnd. „Eine weitaus passendere Zerstreuung für zwei zartbesaitete Damen. Finden Sie nicht auch, Boscastle?“
Heath erschrak, als er unvermutet Julias warme Hand auf seinem Knie spürte. Noch nachdem sie sie wieder fortgezogen hatte, starrte er wie gebannt auf sein Bein. Hitze überzog ihn, und unwillkürlich drängte seine Männlichkeit gegen den Stoff seiner Hose. Er hob den Blick und hoffte, sein sündiges Verlangen vor ihr verbergen zu können.
Ihre Lippen öffneten sich, als er ihr auf den Mund starrte. Er sollte ihr eine Lehre erteilen, ihn so unverfroren anzufassen. Wusste sie nicht, was sie damit anrichtete? „Eigentlich wollte ich … nun ja, ich dachte an …“
„Ja?“, fragte sie unschuldig, obwohl sie gewiss ahnte, was in ihm vorging. Schließlich hatte er ihr vergangene Nacht gestanden, wie sehr er sie begehrte. Sie blinzelte, schien plötzlich verwirrt und verlegen zu sein. Gut. Das war es doch, was er sich wünschte, oder?
„Wir brauchen deine Begleitung wirklich nicht, Heath“, sagte sie leise. „Hermia und Odham passen auf mich auf.“
12. KAPITEL
Heath hatte keineswegs die Absicht, Julia ohne seine Begleitung ins Theater gehen zu lassen. Allerdings war er sich in seinem tiefsten Herzen nicht sicher, ob es ihm darum ging, sie zu beschützen, oder ob er nicht vielmehr ihre Nähe suchte. Ihre Gesellschaft bereitete ihm schließlich mehr Vergnügen, als ihm lieb sein durfte. Da er sich aber nun mal auf dieses Spiel eingelassen hatte, würde er es bis zum Ende durchstehen. Das war er ihr schuldig, auch wenn er nicht genau wusste, ob er fähig war, sich an die Spielregeln zu halten.
Er stand lange in seinem dunklen Arbeitszimmer. Könnte er dem Alkohol etwas abgewinnen, würde er sich betrinken, seinen Dämonen freien Lauf lassen und in der Hölle dafür büßen.
So, wie die Dinge lagen, sah er sich genötigt, diese Dämonen zu bekämpfen und zu besiegen. Er musste sein heimliches Verlangen nach Julia bezwingen, koste es, was es wolle. In seinem eigenen Haus fand er wenigstens den Frieden, um sich auf den Kampf vorzubereiten und sich gegen die Versuchung zu rüsten.
Ein Frieden, der allerdings keine zehn Minuten vorhielt. Lautes Klopfen an der Eingangstür, gefolgt von lärmenden Männerstimmen, kündigten ihm den Besuch seiner Brüder Grayson und Drake an.
Bedauerlicherweise musste der Frieden verschoben werden. Die Familie hatte Vorrang.
Seine Brüder erstürmten den Salon, erfüllten das Haus mit ihrer Vitalität, ihrem unbeschwerten Lachen und ihren dröhnenden Stimmen. Grayson Boscastle, der Älteste und jetzige Marquess of Sedgecroft, hatte es sich in seiner lässigen Eleganz auf dem weißen Brokatsofa bequem gemacht. Der blonde, muskulöse Gesellschaftslöwe hatte vor Kurzem geheiratet und feierlich gelobt, seinem lockeren Lebenswandel abzuschwören.
Der jüngere Bruder, Lieutenant Lord Drake Boscastle, glich Heath am meisten, sowohl im Aussehen als auch im Wesen. Auch er hochgewachsen, schlank und sehnig mit kantigen Gesichtszügen, trug das Haar kurz geschnitten, hatte wie Heath die Begabung zum Geheimagenten und war wie er eher in sich gekehrt und verschlossen. Aber auch er fand Geschmack an Abenteuern und
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