Wie es Euch gefaellt, Mylady
Er stammte aus vornehmer Familie, die sich allerdings nie besonders hervorgetan hatte.
Heath nahm eine flirrende Bewegung wahr. Julias spitzenbesetzter Elfenbeinfächer sauste durch die Luft und landete auf Brentfords Hand. Zufallsbegegnung hin oder her, diese Geste ließ zwei Schlussfolgerungen zu. Eine Dame, die ihren Fächer spielerisch auf den Arm eines Herrn schlug, wies ihn entweder wegen unerwünschter Avancen in seine Schranken - oder sie flirtete mit ihm. Wie dem auch sei, Heath wollte diesem Tun ein Ende bereiten.
„Guten Abend allerseits“, grüßte er mit aufgesetzter Munterkeit und streifte Brentford mit einem feindseligen Blick, bevor er sich an Julia wandte.
Sie schaute auf, schien erstaunt und sogar erfreut zu sein, ihn zu sehen. Ein Anflug von Genugtuung dämpfte seinen Unmut. Er wandte sich an Drake. „Tu mir den Gefallen und begleite die Herrschaften zum Wagen. Ich möchte noch ein paar Worte mit Julias Freund unter vier Augen wechseln.“
Odham, der die Situation erfasste, nickte vielsagend und half Hermia, sich aus ihrem Sitz zu erheben. Drake bot Julia seinen Arm. Im Aufstehen raunte sie Heath tadelnd zu: „Sei nicht zu streng mit ihm. Er ist völlig harmlos.“
„Tatsächlich?“, entgegnete Heath mit einem starren Lächeln.
Brentford stand hilflos da, als habe er sein Todesurteil vernommen. Der Blick seiner seelenvollen braunen Augen folgte Julia. „Darf ich Sie Wiedersehen?“, rief er ihr nach, ohne offenbar zu begreifen, dass er seine Grenzen bereits überschritten hatte. „Darf ich hoffen …“
Heath räusperte sich. „Ich weiß Ihre galante Hilfe von heute Nachmittag zu schätzen, Brentford, aber nun ist sie nicht mehr nötig. Wie Sie sehen, ist die Dame vergeben.“
„Ich … ich wollte nur fragen, ob ich sie Wiedersehen darf.“
„Sie ist vergeben und wird bald heiraten“, erklärte Heath zähneknirschend.
Brentford starrte ihn entgeistert an. „Heiraten? Sie etwa?“
„Nein, meinen Freund.“
„Gott sei Dank.“ Brentford schloss die Augen und seufzte erleichtert auf.
„Sie sind erbärmlich, Brentford“, sagte Heath verächtlich. „Ich hätte Sie damals ins Jenseits befördern sollen, als Sie meine Schwester im Park küssten. Hätte ich nicht den Verdacht gehabt, dass Chloe an diesem peinlichen Vorfall nicht ganz unschuldig war, würden Sie heute nicht hier stehen.“
Brentford hob verteidigend die Hände. „Ich hätte Ihre Schwester geheiratet. Aber Sedgecroft ließ mich nicht in ihre Nähe. Er verbot mir, bei ihr vorzusprechen, ich durfte mich nicht einmal in die Nähe ihres Hauses wagen.“
Heath bedachte ihn mit einem kalten, ablehnenden Blick. Er konnte Brentford nicht leiden, aber an seinen Worten war gewiss ein Körnchen Wahrheit. Dennoch, er war ein einfältiger Narr, der sich in jede hübsche junge Dame verliebte, die seinen Weg kreuzte. Der Dummkopf verdiente einen Dämpfer. Und er hatte sich gefälligst von Julia fernzuhalten. Das wollte Heath ihm ein für alle Mal klarmachen.
„Ihr Antrag käme ohnehin zu spät“, sagte er. „Chloe ist glücklich verheiratet mit einem Mann, der jeden kaltblütig tötet, der ihr dreiste Blicke zuwirft.“
Brentford nickte niedergeschlagen. „Dominic Breckland. Ja, ich weiß. Der Glückspilz.“
„Und er ist gefährlich, genau wie Julias Verlobter Sir Russell Althorne. Ich nehme an, Sie haben von ihm gehört?“
Brentford zog die Schultern hoch wie ein verängstigter Schuljunge. „Natürlich habe ich von ihm gehört. Ihr seid alle gefährlich, nicht wahr?“
Heath würdigte ihn keiner Antwort, war mit seinen Gedanken bereits woanders. Drake und Julia hatten sich vermutlich noch nicht durch das Gedränge der Theaterbesucher im Foyer gebahnt. Plötzlich konnte er es kaum erwarten, mit ihr allein zu sein. Seine Unterhaltung mit Grayson vorhin hatte ihm die Augen geöffnet, und sie mit Brentford sprechen zu sehen, hatte seinen Entschluss gefestigt. Er wollte handeln.
Nachdem er sich der Wahrheit endlich gestellt hatte, gab es kein Zurück mehr. Wenn er jetzt nicht handelte, würde sie Russell heiraten, und sie wäre für ihn verloren. Jahrelang hatte er sich nicht eingestanden, was sie ihm bedeutete. Damit war jetzt Schluss.
„Ich bin untröstlich“, sagte Brentford und ließ seinen bekümmerten Blick über die leere Loge schweifen. „Vielleicht bitte ich meinen Fechtlehrer morgen beim Unterricht, mir das Florett ins Herz zu stoßen, dann muss ich wenigstens nicht mehr leiden.“
Heath
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