Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
Vom Netzwerk:
verharrte und begegnete stumm seinem Blick.
    Ihre anfängliche Freude wich einem Anflug von Enttäuschung. Auf den ersten Blick hatte sie ihn in der dämmrigen Diele mit Heath verwechselt. Er hatte dunkles, lockiges Haar, die gleiche lässig elegante Haltung, die gleiche Ausstrahlung männlicher Abenteuerlust.
    „Guten Abend“, grüßte Drake in herzlicher Vertraulichkeit, die dennoch nicht aufdringlich wirkte. „Ich bin Heaths Bruder Drake. Erinnern Sie sich an mich?“
    „Natürlich.“ Wie konnte man ihn vergessen. „Freut mich, Sie nach so langer Zeit wiederzusehen. Sie sehen … gut aus.“ Sie geriet ins Stottern. Es wäre unangebracht, ihm zu sagen, dass er ebenso attraktiv aussah wie sein Bruder. „Ja, sehr gut.“
    Drakes Blick wanderte schmeichelhaft anerkennend über ihre schlanke, in Seide gehüllte Gestalt. „Dieses Kompliment kann ich nur erwidern. Sie sehen fabelhaft aus.“
    Julia lachte. Seine Augen strahlten einen atemberaubend sinnlichen Charme aus. Er hatte große Ähnlichkeit mit seinem älteren Bruder, wobei seine Gesichtszüge ein wenig markanter und grober wirkten. Drake war eindeutig in die Kategorie verwegener und begehrenswerter Schwerenöter einzuordnen.
    „Spielen Sie heute Abend meinen Gefängniswärter?“, fragte sie.
    „Sehen Sie das wirklich so?“ Er lächelte ihr zu. „Und ich hoffte, Sie akzeptieren mich als Begleiter.“
    Julia seufzte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie Drake vertrauen konnte. „Ihr Bruder lässt mich keine Sekunde aus den Augen, er bewacht mich wie ein Schießhund. Ihm entgeht nichts. Ich habe das Gefühl, er hat sogar Augen im Hinterkopf und kann durch Wände sehen.“
    Drake lachte. „Eine treffende Beschreibung. Wir nennen Heath gern ,den Fuchs‘. Er ist der geborene Geheimagent. In ganz England findet man keinen listigeren Spion als ihn.“
    „Ja, den Eindruck habe ich auch“, bestätigte sie und wandte den Blick ab.
    „Wenn er Ihnen zu sehr auf die Nerven geht, könnten Sie ja wieder mal auf ihn schießen“, scherzte Drake.
    „Diesen Makel werde ich wohl nie los.“
    Er lächelte verschwörerisch und nahm ihren Arm. „Stört Sie das?“, schmunzelte er. „Sie können stolz auf sich sein. Wir Geschwister hatten alle schon mal den Wunsch, auf ihn zu schießen, um ihm einen Denkzettel zu verpassen.“

14. KAPITEL
    Heath drückte sich in den Schatten der Theaterloge, um nicht gesehen zu werden und seine Augen langsam an die Dunkelheit zu gewöhnen. Die Luft war stickig, geschwängert mit Parfumdüften und dem Geruch nach Kerzenwachs.
    Er hatte es noch rechtzeitig zum Ende der Vorstellung geschafft. Die neue irische Schauspielerin Miss O‘Neill erntete tosenden Applaus, bald würde sich der rote Samtvorhang senken.
    In den angrenzenden Logen unterhielt man sich leise flüsternd, Damen flirteten hinter vorgehaltenen Fächern, Herren raunten ihren Begleiterinnen Komplimente ins Ohr.
    Die vor ihm Sitzenden hatten seine Anwesenheit noch nicht bemerkt. Der Earl of Odham war in ein Gespräch mit Hermia vertieft. Julias Hochfrisur schimmerte rötlich im Kerzenschein. Mehr konnte er von ihr nicht sehen, da ein Herr sich für Heaths Geschmack eine Spur zu vertraulich über sie beugte.
    Wer ist der lästige Mensch, überlegte er stirnrunzelnd.
    Jedenfalls nicht sein Bruder Drake, der das Opernglas auf eine Seitenloge gerichtet hielt. Vermutlich galt sein Interesse einer hübschen jungen Dame. Heath trat einen Schritt vor, um sich Julias Verehrer näher anzusehen. Der Herr bemerkte ihn und drehte den Kopf. Heaths Augen verdunkelten sich, als er ihn erkannte.
    Es handelte sich um denselben jungen Mann, der ihr am Nachmittag in der aufgebrachten Menge nach dem Vortrag beigestanden hatte. Lord Brentford. Der Kerl, der Chloe kompromittiert hatte.
    Zufall oder nicht?
    Heath war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen und neigte auch nicht dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen. Es war auch nichts Ungewöhnliches, im Theater zufällig einen Bekannten zu treffen. Offenbar hatte Julia ihm während der flüchtigen Begegnung im Vortragssaal nichts von ihrer Verlobung mit Russell gesagt.
    Vielleicht aber hatte sie erwähnt, dass sie noch am gleichen Abend einen Theaterbesuch vorhatte.
    Heaths flüchtige Erkundigungen über Brentford im Club hatten keine brauchbaren Informationen gebracht. Brentford war ein Bruder Leichtfuß, ein Nichtsnutz und Spieler, der sein Vermögen bald verschleudert haben würde, wenn er weiterhin so hohe Summen am Spieltisch setzte und verlor.

Weitere Kostenlose Bücher