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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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schüttelte angewidert den Kopf, er hatte genug von Brentfords Selbstmitleid. Der Kerl ging ihm gehörig auf die Nerven. „Wenn Sie nicht aufhören, Lady Whitby mit ihren amourösen Nachstellungen zu belästigen, brauchen Sie den Tod nicht zu suchen. Er wartet bei nächster Gelegenheit auf Sie, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“
    Er wusste im Grunde genommen nicht, wieso er Brentford ungeschoren davonkommen ließ. Der Trottel verdiente eine gehörige Abreibung. Offenbar ahnte er nicht einmal, welches Glück er gehabt hatte, der Vergeltung der Boscastle-Familie entkommen zu sein, nicht nur einmal, sondern schon zum zweiten Mal. Aber Heath war kein Hitzkopf. Wenn er diesen Idioten zur Rechenschaft zöge, würde er ihm bestimmt nicht in einer Theaterloge die Nase blutig schlagen, sondern ihn stilvoll im Morgengrauen auf einer Waldlichtung zum Duell fordern. Doch im Augenblick war der Gedanke an Verführung weitaus verlockender als ein Duell mit einem verweichlichten Drückeberger.
    Er bahnte sich einen Weg durch das Gedränge im Foyer, wimmelte, höflich aber bestimmt, grüßende Bekannte ab und einige Damen, die ihm hoffnungsvoll zulächelten. Er hatte keine Zeit und kein Interesse an Einladungen zu Abendgesellschaften oder politischen Gesprächen.
    Er hatte nur ein Ziel, einen Wunsch.
    Er entdeckte sie in der Nähe des Ausgangs. Drake zu ihrer Linken, Odham und Hermia wie zwei Wächter zu ihrer Rechten. Julia drehte unvermutet den Kopf über die Schulter und lächelte ihm zu. Ihre halb nackten Schultern schimmerten golden im Kerzenschein. Sie war so schön, dass er den Blick nicht abwenden konnte.
    Ihre grauen Augen strahlten warm und offen, eine Frau, die keinen Grund hatte, die Unnahbare zu spielen und ihre Gefühle zu verbergen. Und auch er war alt genug, um nicht länger zu warten. Er war entschlossen, sich zu nehmen, was er sich wünschte. Sein Blut geriet in Wallung, jede Faser in ihm prickelte in erregender Spannung. Und diesmal ließ er dieses Gefühl zu, versuchte nicht, es zu unterdrücken.
    Er erwiderte ihr Lächeln und wich einer kleinen Gruppe Theaterbesucher aus. Und dann verharrte er, ein leises Unbehagen beschlich ihn. Er fühlte sich heimlich beobachtet. Sein Blick schweifte in die Runde, versuchte in der Menge anonymer, träge wogender Köpfe ein bestimmtes Gesicht zu erkennen, um den Grund seiner vagen Unruhe aufzuspüren. Aber es war unmöglich, unter den festlich gekleideten Theaterbesuchern das Augenpaar ausfindig zu machen, das ihn beobachtet hatte.
    Dann spürte er eine zaghafte Berührung am Arm.
    Er fuhr herum. Seine Stimme war scharf. „Wer …“
    „Was ist los, Heath?“, fragte Julia besorgt. „Hast du ein Gespenst gesehen?“
    Er nahm sie bei der Hand und blickte ihr über die Schulter, ohne etwas Ungewöhnliches zu entdecken, keinen drohenden Schatten, keine Erklärung für seine plötzliche Ahnung drohenden Unheils.
    Aber es drängte ihn, Julia schleunigst wohlbehalten nach Hause zu bringen.
    Er nahm Julias Arm und führte sie eilig ins Freie, wo Odham und Hermia bereits auf dem Gehsteig warteten.
    Als die Kutsche vorfuhr, wandte sie sich fragend an ihn. „Wieso hast du es so eilig?“, fragte sie leise. „Dafür gibt es doch gewiss einen Grund.“
    Er ließ eine Hand an ihrem Rücken nach unten gleiten. Die unheimliche Beklemmung in ihm war gewichen, und er wandte sich wieder angenehmeren Dingen zu. Sie ließ ihn gewähren, als er seine Hand um ihre Hüfte wölbte und sie an sich zog. Was für ein Genuss, ihre Rundungen zu spüren! Wie betörend der Duft ihrer Haare war! Kurzzeitig gab Heath sich der erregenden Vorstellung hin, wie sie sich in seinen Armen winden würde. Er musste tief atmen, um seinen Herzschlag wieder zu beruhigen.
    Sie hob langsam den Blick. In ihrem lächelnden Gesicht lag eine stumme Frage, aber kein Tadel.
    „Du berührst mich“, murmelte sie.
    Er zog sie noch enger an sich. „Ja.“
    Eindeutig überschritt er die Grenzen seiner Beschützerrolle in der Öffentlichkeit. Er streichelte spielerisch über ihre schmale Taille und registrierte mit Genugtuung, dass sie sich ihm nicht entzog.
    Sie musste nicht erfahren, dass Russel ein gemeiner Betrüger war und er selbst entschlossen, sie nun mit allen Mitteln für sich zu gewinnen. Das wäre voreilig und außerdem unnötig. Sollte sie getrost denken, sein heißblütiges BoscastleTemperament geriete allmählich zum Sieden. Er wollte sie besitzen, wobei die Regeln, die er sich bisher auferlegt hatte, nicht

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