Wie es Euch gefaellt, Mylady
beugte. Ihr schönes ovales Antlitz war bleich vor Sorge, ihre grauen Augen ließen ihn an den englischen Nebel denken. Und dann pochte ein höllischer Schmerz unter seiner Schädeldecke.
Er versuchte sich aufzusetzen und stellte gereizt fest, dass er sich unter Bergen parfümierter Seidenbettwäsche und einem rosafarbenen Überwurf kaum bewegen konnte. Sein Bruder Drake, dessen linke Hand verbunden war, grinste belustigt auf ihn herab.
Julias offenes Haar fiel wie ein schimmernder Vorhang über ihn, als sie sich vorbeugte, um ihm ein Kissen in den Rücken zu schieben. „Hast du wieder auf mich geschossen?“, fragte er schläfrig. „Wieso liege ich in einem fremden Bett?“
„Mache keine Witze, Heath. Ich bin fast gestorben, als ich dich sah. Niemand hat auf dich geschossen.“
Brummend schaute er an sich herunter und sah, dass er kein Hemd anhatte. „Man hat mich ausgezogen. Hoffentlich warst du das.“
Julia hielt den Atem an und warf Drake einen flüchtigen Blick zu, der mit einem Achselzucken vom Hocker glitt. „Ich lasse euch kurz allein, um Grayson zu sagen, dass unser Patient sich auf dem Weg der Besserung befindet.“
Heath fluchte leise und bewegte vorsichtig Schultern und Arme. „Was ist eigentlich passiert, Julia? Ich war im Garten, und dann sah ich deinen Butler …“
„Payton hat dir eine Gartenschaufel über den Kopf geschlagen“, erklärte sie und benagte ihre Unterlippe. „Er hielt dich für einen Einbrecher. Offenbar hast du ihm gesagt, er solle wachsam sein.“
„Verdammter Mist.“
„Er hat nur seine Pflicht getan. Wieso hast du den Dienern nicht gesagt, dass du durch den Garten schleichst … Payton fühlt sich miserabel.“
„Er fühlt sich miserabel?“ Heath rieb sich den Nacken. „Was soll ich denn sagen? Und wieso liege ich im Bett?“
„Du bist gegen einen Holzbalken des Schuppens gefallen und hast dir dabei zu allem Überfluss den Kopf noch mal angeschlagen. Du hast eine ziemlich große Beule am Hinterkopf.“
Er tastete vorsichtig nach der geschwollenen Stelle und blickte sich mürrisch im Zimmer um. „Wo bin ich eigentlich?“
Sie legte ihm ein feuchtes Tuch auf die Stirn. „In Hermias Bett.“
„In Hermias Bett? War das nötig?“
Julias Augen blitzten belustigt im Kerzenschein. „Es war Drakes Idee. Ihr Zimmer lag am nächsten. Du meine Güte, wahrscheinlich wird mir deine ganze Sippe bittere Vorwürfe machen. Zwei verletzte Boscastles in einer Nacht.“
„Denkst du, der Überfall auf Drake war kein Zufall?“
„Nein“, antwortete sie gedehnt. „Er sah dir in deinem Mantel wirklich zum Verwechseln ähnlich.“
„Ich weiß nicht, ob ich deinen Verdacht teile.“
„Wie auch immer“, sagte sie und steckte ihm ein kleines Kissen hinter den Kopf. „Jetzt muss ich wohl meinen Leibwächter beschützen, wie?“
„Nur vor deiner Tante und deinem Butler.“
Er lehnte sich nachdenklich zurück. Julia zog die Bettdecke hoch, die heruntergerutscht war und seinen nackten Oberkörper entblößte. Als sie einen spitzen Schrei ausstieß, wusste er zunächst nicht, was geschehen war. Und dann sah er das Entsetzen in ihren Augen.
„Deine Brust“, hauchte sie. „Ach Heath. Ich sah die Narben eben zum ersten Mal, als Drake dir das Hemd auszog.“
„Ich hätte dich warnen müssen.“
Sie kämpfte mit den Tränen. „Es geht doch nicht um mich. Du musst furchtbar gelitten haben.“
„Das ist lange her, Julia.“
Sie nickte zögernd, wusste, dass er zu stolz war, um sich von ihr bemitleiden zu lassen. Sein ganzer Brustkorb war mit Narben bedeckt, ausgefranste Wülste, rötlich verfärbt. Julia legte die Finger sanft auf jede einzelne Narbe. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Es war ein Wunder, dass er diese Torturen überlebt hatte.
Er wurde in Portugal gefoltert, hatte Russell ihr berichtet, als er ihr eröffnete, er habe Heath zu ihrem Bewacher ernannt. Aber das ist nichts für die Ohren einer zartbesaiteten Frau. Er hat es überstanden. Wir alle sind damals durch die Hölle gegangen, wir wollen nicht mehr darüber sprechen. Gottlob hat er überlebt. Ein paar knappe, sachliche Worte, keine Einzelheiten. Heath musste unerträgliche Schmerzen ausgestanden haben.
„Julia“, begann er leicht gereizt, „bitte, behandle mich nicht wie einen Invaliden und lass mich allein, damit ich mich anziehen kann.“
„Natürlich“, murmelte sie.
Er nahm sie bei der Hand, als sie sich zum Gehen wandte. „Klinge ich undankbar?“
Beim Anblick seiner nun halb
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