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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Ordnung?“ Drake blickte von seinem Bruder zu Julia, als spüre er die seltsame Spannung zwischen den beiden. „Heath? Willst du etwas gegen die Schmerzen einnehmen?“
    „Welche Schmerzen?“, murmelte Heath.
    Und Julia lächelte. Sie konnte nicht anders. Das Gespräch hatte sie aufgewühlt, aber tief in ihrem Inneren wuchs ein Gefühl der Freude. Vielleicht sogar der Hoffnung.
    Ich habe dich nicht verlassen. Du hast mich verlassen. Hatte sie das wirklich gesagt? Hatte eine falsch verstandene Auffassung von Sitte und Anstand die Aussicht auf ein gemeinsames Glück verhindert?
    Verblüfft besah sie sich diesen rätselhaften Mann, der so gar nicht in das seidene, mit Rüschen besetzte Bett ihrer Tante passte.
    „Ich sehe später noch mal nach dir“, sagte sie, als er Drake und den Arzt mit finsteren Blicken maß. „Halte dich bitte an die Anweisungen des Doktors und bleib im Bett, Heath.“
    Das tat er natürlich nicht. Er blieb nicht im Bett und schickte Drake und den Arzt aus dem Zimmer. Er hatte viel zu tun. Im Übrigen war es unter der Würde eines britischen Offiziers, von einem gebrechlichen alten Butler niedergeschlagen zu werden. Ganz zu schweigen von der demütigenden Tatsache, dass dieser Offizier vor Jahren von der Herrin besagten Butlers niedergeschossen worden war und sich von diesem Vorfall nie erholt hatte. Denn sie hatte nicht nur seine Schulter getroffen; der Schuss war mitten ins Herz gegangen.
    Er warf die seidenen Decken zurück und suchte sein Hemd. Nun hatte Julia die Narben auf seiner Brust gesehen, Narben, von denen Frauen normalerweise entweder fasziniert oder zu Tode erschrocken und abgestoßen waren. Auf sie schien weder das eine noch das andere zuzutreffen.
    Er streifte das Hemd über, bemerkte die Schmutzflecken und zog es wieder aus. Weste und Frack hingen ordentlich über einer Stuhllehne. Er schlüpfte hinein und studierte sein Aussehen im Spiegel. Ein seltsames Bild, ein Herr ohne Hemd in Weste und Abendanzug.
    „Jedenfalls bin ich nicht Beau Brummel, dieser eitle Snob“, erklärte er seinem Spiegelbild. „Und da ich bereits Selbstgespräche führe, habe ich mir wohl auch eine Hirnverletzung zugezogen.“
    Wenigstens blieb sein Spiegelbild ihm eine Antwort schuldig, was er als Zeichen nahm, dass er den Verstand nicht völlig verloren hatte.
    Wahrscheinlich stand er unter Schock.
    Julia war also der Meinung, er habe sie damals nach ihrem romantischen Treffen verlassen.
    „Verdammter Mist“, knurrt er. „Hölle und Verdammnis.“
    An jenem Nachmittag vor langer Zeit hatte er nicht nur begonnen, sie zu verführen, er hatte einen wichtigen Teil seines Selbst an sie verloren. In seinen Jugendjahren war er weniger beherrscht gewesen als heute und war von Julia in der ersten Sekunde ihrer Begegnung hingerissen gewesen. Er hatte sich sehnlichst gewünscht, sie nach ihren ersten erotischen Spielereien zu umwerben und ihr den Hof zu machen. Aber sie hatte ihm keine Gelegenheit dazu gegeben, nie wieder mit ihm gesprochen und hätte ihn wahrscheinlich tatsächlich erschossen, wenn er sich an ihren Vater gewandt hätte.
    Natürlich hatte er damals nicht sofort an Heirat gedacht. Aber sie hatte ihn unterschätzt, besser gesagt, falsch eingeschätzt und ihn für einen verantwortungslosen Frauenhelden gehalten, womit sie vielleicht nicht völlig unrecht hatte, was aber nicht bedeutete, dass er nicht bereit gewesen wäre, sich zu ändern.
    Aber ehe ihm klar geworden war, wie sehr er sie begehrte, und sich Gedanken darüber machen konnte, wie er sie gewinnen konnte, war sie nach Indien abgereist, um einen anderen zu heiraten, ohne zu ahnen, wie viel sie Heath bedeutete.
    Da er nun endlich die Vergangenheit aus Julias Blickwinkel sehen konnte, ergab alles, was geschehen war, einen Sinn. Julia war der Überzeugung gewesen, ihre „sündige“ Hingabe habe sie in seinen Augen herabgesetzt. Sie hatte Gewissensbisse, seine Verführung so unbesonnen und leidenschaftlich erwidert zu haben, und war der Ansicht, er würde jede Frau verführen, die sich dazu bereit erklärte.
    Aber so war es nicht. Damals nicht und heute nicht. Er hatte sich von seiner Leidenschaft hinreißen lassen und jeden erotischen Moment mit ihr im Gedächtnis bewahrt. Nein, es war nicht seine Art, unschuldige Mädchen zu verführen.
    Er hatte damals den Fehler begangen zu glauben, dass Julia sich über jede Kritik an ihrem Verhalten hinwegsetzte. Aber auch ein Freigeist wie sie beugte sich gewissen gesellschaftlichen

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