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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Gepflogenheiten.
    Diese späten Erkenntnisse änderten alles und gleichzeitig gar nichts. Er war immer noch an sein Wort gebunden, sie zu beschützen. Sie war immer noch mit Russell verlobt, ein Missstand, den er beheben wollte. Eines stand jedenfalls fest, die Glut zwischen ihm und Julia war nie erkaltet, hatte jahrelang unter der Asche der Verdrängung geschwelt. Und Heath war fest entschlossen, die Glut wieder zu entfachen, bis Julia in Flammen stand, bevor sie ihm wieder entgleiten konnte. Sie hatte unterstellt, Heath sei ein unverbesserlicher Herzensbrecher wie seine Brüder. Offenbar war die Zeit gekommen, sich diesem Ruf entsprechend zu verhalten. Wenn ein Herzensbrecher nötig war, um sie zu gewinnen, würde er diese Rolle spielen.
    Im Grunde genommen musste er nur seinen Gefühlen folgen.
    Und vielleicht ein frisches Hemd anziehen.
    Heath schien am folgenden Tag wieder so weit hergestellt, um mit Julia eine Ausfahrt in den Hyde Park zu unternehmen. Er versicherte, er habe keine Kopfschmerzen mehr, was sie ihm allerdings nicht recht glaubte.
    Also bestand sie darauf, den Zweispänner zu lenken, wozu er zu ihrem Erstaunen einwilligte. Das bestätigte ihren Verdacht, dass er sich nicht ganz so wohl fühlte, wie er vorgab. Vielleicht aber wollte er auch nur ein wachsames Auge auf die Umgebung haben. Was immer ihn bewogen hatte, neben ihr Platz zu nehmen, sonderlich gesprächig war er jedenfalls nicht.
    Nach den gegenseitigen Geständnissen war es auch klüger, zurückhaltend zu bleiben, bevor noch weitere Geheimnisse ans Tageslicht kamen. Julia hatte sich ihm gegenüber in eine höchst angreifbare Position gebracht. Wenn sie an ihre ungezügelte Leidenschaft in ihrem Schlafzimmer dachte, überlief sie eine leichte Röte. Eine sechs Jahre ungestillte Leidenschaft war plötzlich aufgebrochen. Sie hatte sich schamlos seinem Liebesspiel hingegeben in enthemmter Lüsternheit, was ihn offenbar nicht gestört hatte.
    Sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte, auch darüber Schweigen zu bewahren wie in den vergangenen sechs Jahren. Aber sie fragte sich, warum er nicht um sie kämpfte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie sich insgeheim ein leidenschaftliches Bekenntnis zu ihr gewünscht hatte. Diese Wahrheit dämmerte ihr erst auf der gemächlichen Kutschfahrt durch den Park in der warmen Nachmittagssonne. Seine tiefe Stimme bekräftigte lediglich ihren Wunsch.
    „Ich kann es dir nicht verdenken, dass du mich damals gehasst hast“, sagte er und klang, als habe auch er über die Vergangenheit nachgedacht. „Du warst so jung. Wir waren beide jung, und ich konnte dir nicht widerstehen. Aber natürlich ist das keine Entschuldigung. Ich habe die Situation ausgenutzt.“ Er fuhr sich verlegen mit gespreizten Fingern durch seine Haarmähne.
    Julia zog die Zügel an, ohne ihn anzusehen. Jeder Blick von ihm würde sie nur noch mehr verwirren. „Ich habe dich nie gehasst.“
    „Gott sei Dank. Aber verdient hätte ich es.“
    Sie hätte beinahe gelacht. „Wenn uns jemand hören könnte, wie unartig wir reden.“ Beide waren sie gleichermaßen schuldig oder unschuldig, je nachdem, wie man die Situation betrachtete. „Es gibt nur einen Grund, warum ich dir nie verzeihen kann.“
    Sie spürte, wie er sich ihr halb zuwandte. Seine Schultern streiften sie, eine flüchtige Berührung, die sie dennoch versengte. In ihrer Magengegend setzte ein nervöses Flattern ein. Sie wagte nicht, ihn anzusehen.
    „Was?“, fragte er. „Was denn?“
    Sie winkte einem jungen Paar zu, das ihnen entgegenkam. „Was ist was?“
    „Antworte mir, Julia.“
    Sie verlangsamte das Tempo noch mehr, wusste nicht, wohin diese Unterhaltung führen würde. Es war angebracht, die Dinge zu bereinigen, aber was würde hinterher bleiben?
    Er nahm ihr die Zügel aus der Hand. Seine Augen erforschten ihr Gesicht. Hinter seiner verschlossenen Miene verbarg sich ein eiserner Wille, sein Blick bohrte sich in ihre Seele. „Gestern Nacht haben wir uns Dinge gestanden, zu denen wir uns längst hätten bekennen müssen“, begann er. „Es hat keinen Sinn, uns noch länger etwas vorzumachen. Wir sind beide alt genug, um der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.“
    Sie benagte ihre Unterlippe. „Ich hatte irgendwie gehofft, dass wir dieses Gespräch vergessen. Es hat mich ziemlich aufgewühlt, wenn ich ehrlich bin.“
    Er ließ nicht locker. Diese Boscastles waren gnadenlos, wenn es darum ging, ihren Willen durchzusetzen. „Was hast du mir nicht verziehen?“
    Hatte sie

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