Wie es Euch gefaellt, Mylady
was du mir gestattest. Alles.“ Es war ihm unbegreiflich, dass Russell ihr leidenschaftliches Naturell nicht ausgekostet hatte. Und die Frage schoss ihm durch den Sinn, ob nur er ihre Leidenschaft so sehr entflammen konnte. Diese Vorstellung verschaffte ihm eine gewisse Genugtuung, obgleich sein Körper förmlich nach Erlösung schrie. Er wollte der Einzige sein, der sie bis zur Verzückung entfesseln konnte, genauso wie sie ihn um den Verstand brachte. Immerhin verschaffte ihm seine Erfahrung einen leichten Vorteil. Es sei denn … wie erfahren war sie eigentlich?
Er drückte sie tiefer in die Daunenkissen, dürstete nach ihr, brauchte sie wie die Luft zum Atmen, und gleichzeitig bereitete es ihm ein unbeschreibliches Entzücken, ihr die Beherrschung zu rauben. Sie mochte eine starke Frau sein, aber auf diesem Gebiet war er ihr überlegen. Er hielt sie unter seinem starken Körper gefangen, erstickte ihre wilden kleinen Schreie mit seinem Mund, liebkoste ihre empfindsamste Stelle, jede Sehne angespannt, um die Beherrschung nicht zu verlieren.
In kleinen Schritten wollte er sie verführen, langsam und bedächtig, selbst wenn er darüber halb wahnsinnig wurde. Er befand sich gefährlich nah an einem Abgrund. Hatte er jemals zuvor ein ähnlich berauschendes Verlangen verspürt?
„Heath“, keuchte sie und krallte die Finger in seinen Arm. „Wir sind im Haus deines Bruders. Sollten wir nicht aufhören?“
„Noch nicht.“
Und dann erfasste sie ein machtvoller Sog und trug sie in schwindelerregenden Spiralen in himmlische Gefilde. In seinen gespannten Gesichtszügen las sie dabei sein wildes Verlangen, die unverhohlene Lust in seinen Augen, als sie endlich - endlich! - Erlösung fand. Sie bog sich ihm entgegen, grub die Finger hilflos in das Revers seines Fracks, bis ihre Knöchel weiß schimmerten, klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn, berauscht von Leidenschaft.
Langsam kehrte sie in die Gegenwart zurück, und mit diesem Erwachen wurde sie von Bedauern durchspült, dass sie so viel Zeit verloren hatten … eine tiefe Sehnsucht, das Wiederaufleben verdrängter Empfindungen. Sie wagte nicht, ihn anzusehen, wusste, dass sein eigenes Verlangen ungestillt geblieben war. Langsam kehrte ihre Vernunft wieder und damit ihr Schamgefühl. Aber ihr Verlangen nach ihm war nur noch stärker geworden, sie sehnte sich danach, ihm ähnliche Wonnen zu bereiten, wollte wissen, was ihn in Glückstaumel versetzte. Sie hätte beinahe geweint, so schmerzhaft traf sie der Stich der Verlassenheit, als er sich von ihr löste, so sehr vermisste sie die Wärme seiner Nähe. Es war nicht genug gewesen. Gewiss nicht für ihn. Und auch nicht für sie.
Er hatte jede Bedenken in ihr ausgelöscht. Sie begegnete seinem dunklen Blick, und ein verbotenes Glücksgefühl durchströmte sie. In seinen glutvollen Augen las sie, dass dies nicht das Ende war, sondern nur noch größere Freuden verhieß.
„Und was geschieht jetzt?“, fragte sie - eigentlich nicht an ihn gerichtet; sie sprach nur einen Gedanken laut aus.
„Es ist alles gut, Julia.“ Sie spürte, wie er seine Finger mit den ihren verschränkte. „Ich werde mit allem fertig, was sich uns in den Weg stellt.“
„Ich fürchte, das wird schwieriger, als du mich glauben lassen willst.“ Russell würde eine Auflösung der Verlobung nicht hinnehmen, auch wenn er sie betrogen hatte. Aber sie konnte ihn nicht heiraten. Sie wollte Heath. Würde er ihr eine gemeinsame Zukunft anbieten? Oder nur eine vorübergehende Affäre? Wollte er sie als Ehefrau oder als Geliebte? Sie wollte ihm beides sein. Sie hätte ihm von Anfang an gehören müssen.
Diesem sündigen, wunderbaren Mann voller Geheimnisse und erotischer Macht. Die dunkle Glut in seinen Augen ließ ihr Herz wieder schneller schlagen.
Und dennoch wirkte er beherrscht, hinreißend attraktiv in seiner lässigen Eleganz, während sie gerade in tausend Splitter zerborsten war.
„Die Musik hat aufgehört“, entfuhr es ihr mit einem kleinen Schrei. „Vielleicht haben Jane und Grayson sich auf die Suche nach uns gemacht?“
Heath lächelte milde. Seine Gelassenheit gab ihr ein tröstliches Gefühl von Frieden und Reinheit. Nach allem, was zwischen ihnen gerade geschehen war, hatte sie nicht das Gefühl, sich für ihre Zügellosigkeit schämen zu müssen. Hätte sie mit Russell je diese Harmonie empfunden? Und hätte er ihr je gestanden, dass er ein Kind mit einer anderen Frau hatte?
„Mach dir um die beiden keine Sorgen“,
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