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Wie es mir gefaellt

Wie es mir gefaellt

Titel: Wie es mir gefaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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floh aus dem
Zimmer und kehrte mit dem Teller und dem Papierstapel an seinen leeren
Schreibtisch zurück. Er zitterte am ganzen Körper und war den Tränen nahe. Zur
Beruhigung blätterte er in dem Stapel der Gedichte und überflog sie. Einige
waren ziemlich grauenhaft, aber manche waren gelungen und wirklich speziell.
Sollte er Siegfried Kästle fragen, was ihm an den Gedichten eigentlich nicht
gefiel? Oder ihm die, die er gut fand, einfach doch ins Fach legen? Zusammen
mit einer kurzen Notiz, ob er es sich nicht noch mal überlegen wolle? Aber
wahrscheinlich war es das Klügste, so wenig wie möglich mit dem Mann zu tun zu
haben.
    Sobald
sich Dan wieder gefangen hatte, nahm er ein frisches Blatt vom Stapel neben
dem Drucker, klickte auf seinen Kuli und warf die ersten Zeilen des Gedichts
auf das Papier, das ihm schon den ganzen Mittag durch den Kopf geisterte.
    petite
mignonette, süße coquette, ich koste deine kekse, dein baguette denn du
kredenzt dich mir
    Hm,
das mit dem »kredenzen« kam ihm irgendwie bekannt vor, vielleicht hatte er das
Bild schon mal in einem anderen Gedicht verwendet. Er schlug die Beine
übereinander und dachte nach. In der Ferne rauschte eine Klospülung. Dan merkte,
dass er eigentlich pinkeln musste. Okay, er würde pinkeln gehen und danach das
Gedicht fertig schreiben. Er stand auf und ging zur Toilette. An die Klowand
hatte jemand mit Rotstift irgendwas Lateinisches gekritzelt, das er aber nicht
entziffern konnte.
    Als er wieder an
seinen Tisch zurückkehrte, war das Blatt mit dem Gedicht verschwunden, obwohl
niemand im Raum war. Alle Redaktionsmitglieder saßen noch in der Konferenz.
    Dan wagte es nicht,
jemanden danach zu fragen. Er konnte nur hoffen, dass er sein Gedichtfragment
in der nächsten Ausgabe des Red Letter anonym abgedruckt finden würde. Bei passender Gelegenheit konnte er dann bescheiden
fallen lassen, dass es von ihm stammte, und die literarische Welt würde
begeistert nach mehr schreien. Er würde ein Buch veröffentlichen oder gleich
zehn und weltberühmt werden, genau wie Mystery Craze.
    Wenn auch vielleicht
nicht ganz so skandalumwittert.

 
    der
geheimnisvolle mr I
    Jenny und Leo hielten
sich den gesamten Film hindurch an den Händen und ließen auch nicht voneinander
ab, als sie aus dem Kino kamen. Jenny hatte überhaupt nicht auf den Film
geachtet. Sie hatte die ganze Zeit über nur an eins denken können: Gleich gehen wir zu ihm nach Hause. Wir sind nur fünf Straßen von der Park
Avenue entfernt, wo er wohnt. In einem Haus mit Portier. Und dann lerne ich den
Hund kennen und seine Mutter und ihren Fitnesstrainer und ihre zehn
Hausmädchen...
    »Ich hab mir überlegt,
dass wir jetzt noch ins Guggenheim gehen könnten. Hast du Lust?« Leo lächelte
mit seinem süßen lädierten Schneidezahn auf sie herunter.
    Wieso haben seine
Eltern den Zahn nie richten lassen, wenn sie doch so stinkreich sind?, fragte
sich Jenny, obwohl sie andererseits sehr froh war, dass sie es nicht getan
hatten. »Aber es ist doch schon nach acht. Haben die Museen jetzt nicht alle
zu?«
    »Heute
ist die lange Nacht der Museen. Das machen die jetzt immer einmal im Monat«,
erklärte Leo. »Ich finde es irgendwie viel cooler, ins Museum zu gehen, wenn es
draußen dunkel ist.«
    Wäre Jenny bei klarem
Verstand gewesen, hätte sie diesen Vorschlag für einen der besten gehalten, die
ihr je gemacht worden waren. War es nicht toll, dass Leo sich genauso für Kunst
und Museen interessierte wie sie? Und war es nicht noch viel toller, dass er so
gut informiert war und wusste, wann solche abgefahrenen Kunstevents wie »Die
lange Nacht der Museen« stattfanden, und dass er mit ihr dorthin wollte?
    Aber Jenny konnte nur
eines denken: Wir gehen NICHT zu ihm nach Hause! Was stimmt nicht mit mir?
Was stimmt nicht mit IHM? Was steckt hinter alldem?
    »Sag mal, habt ihr
eigentlich Haustiere?«, fragte sie betont beiläufig, während sie die Second
Avenue überquerten und in Richtung Fifth Avenue gingen.
    »Haustiere? Nein.
Wieso?« Leo legte ihr einen Arm um die Schulter. »Brrr. Ist dir warm genug?
Möchtest du meinen Schal haben?«
    Hach, welch
herzerwärmende, romantische Geste - aber nahm sie sie überhaupt wahr?
    Keine Haustiere?,
grübelte Jenny, die viel zu tief in ihre düsteren Gedanken verstrickt war, um
sich um die Kälte zu kümmern. Warum lügt er? Und wieso hat er so schnell das
Thema gewechselt?
    »Da sind wir schon.«
    Vor ihnen erhob sich
in der Dunkelheit geisterhaft weiß das

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