Wie es mir gefaellt
wollte ich
wahrscheinlich auch, dass du das glaubst. Deswegen hab ich dich dorthin
mitgenommen.«
Jenny sah zu ihm auf.
Leo, der in sich zusammengesunken in seinem potthässlichen Zimmer am
Schreibtisch saß, hatte plötzlich viel von seiner Attraktivität und magischen
Anziehungskraft eingebüßt.
»Aber Elise hat mir
erzählt, du wärst auf dieser Benefizgala im Frick gesehen worden. Und du hast
doch auch so eine teure Lederjacke.« Sie schob die Hände unter ihre
Oberschenkel. »Ich hab echt gedacht, dass du da wohnst«, wiederholte sie
schwach.
Leo schüttelte den
Kopf. »Nein, ich bin bloß Madame Ts Hundesitter, und weil sie weiß, dass ich
mich für Kunst interessiere, nimmt sie mich manchmal zu solchen Veranstaltungen
wie im Frick mit oder schenkt mir eine Jahreskarte fürs Museum. Das ist echt
supernett von ihr. Ich glaub, das macht sie, weil ihre eigenen Kinder schon erwachsen
sind.«
Jenny nickte. Wieso
fiel es ihr so schwer zu akzeptieren, was sie längst wusste? Leo war ein ganz
normaler Typ, der nach der Schule als Hundesitter jobbte.
Ein
Typ, der steinalte Eltern hatte und in einer total düsteren, deprimierenden
Wohnung wohnte. Okay, er interessierte sich wie sie für Kunst, aber es musste
doch mehr geben, was sie verband. Etwas... anderes.
Sie sprang auf. »Komm,
wir machen irgendwas total Verrücktes und Romantisches! Wir können deinen Eltern
eine Flasche Wein klauen, uns in den Park setzen, die Sterne angucken und uns
betrinken!«
Leo sah sie verblüfft
an. »So was macht dir Spaß?« Er lächelte ratlos. »Meine Eltern haben gar keinen
Wein und außerdem ist morgen wieder Schule. Ich muss noch Abendessen kochen und
danach ein paar Hausaufgaben machen. Du kannst aber gern bleiben und mit uns
essen.«
Mit Leos
ausgemergelten tausendjährigen Eltern zu Abend essen, die noch nicht mal Wein
tranken? Daran war nun wirklich gar nichts verrückt oder romantisch!
Jenny wusste selbst
nicht genau, was mit ihr los war, sie wusste nur, dass sie so schnell wie
möglich aus Leos engem Zimmer rausmusste - sie hatte das Gefühl, sonst zu platzen.
»Ich glaub, ich muss
jetzt gehen«, murmelte sie und rannte beinahe zur Tür. Ihr Gesicht glühte, und
sie schaffte es beim besten Willen nicht, noch mal bei seinen Eltern
reinzuschauen, um sich zu verabschieden. Bis zur Haustür waren es nur knapp
zwei Meter. Sie riss ihre Jacke von der Garderobe und freute sich schon auf die
frische Luft draußen, die ihre Wangen kühlen würde, und die tröstliche Busfahrt
nach Hause.
»Warte!«, hörte sie
Leo rufen, aber da war sie schon aus dem Haus gerannt.
Elise hatte ihr
geraten, herauszufinden, ob sie den wahren Leo mochte. Jetzt kannte sie die
Antwort.
Und die war nicht sehr
schön.
b spürt erste schwesterliche regungen
»Ach
wie schön, dass du wieder zu Hause bist!«, rief Mrs Waldorf schon von weitem,
als Blair aus dem Aufzug stieg und ihre Louis-Vuitton-Reisetaschen hinter sich
herzerrte. Aarons Hund Mookie kam schwanzwedelnd auf sie zugetrabt und rieb
sein Hinterteil an ihren Knien.
»Verpiss dich!«,
zischte Blair, dabei war sie selbst froh, wieder daheim zu sein. Sie schlüpfte
aus ihrem Mantel und warf ihn auf den Barocksessel in der Ecke der Eingangshalle.
»Hallo, Mom. Wo steckt Kitty Minky?«
Eleanor watschelte auf
sie zu, küsste sie knallend auf beide Wangen und hielt ihr das Telefon hin.
»Dein Vater ist dran, Liebes. Wir haben sehr nett geplaudert.«
Soweit Blair
informiert war, hatten ihre Eltern seit über einem Jahr nicht mehr miteinander
geredet - geschweige denn nett geplaudert. Sie drückte das Telefon ans Ohr.
»Dad?«
»Mein Blair-Bär!«,
drang die fröhliche, weingeschwängerte Stimme ihres Vaters via Satellit aus
seinem französischen Chäteau zu ihr nach New York herüber. » Qa
va bien?«
»Geht so.«
»Schon Nachricht aus
Yale?«
»Nö.« Blair hatte
ihrem Vater nie gestanden, dass sie ihre Chancen auf ein Studium in Yale -
seiner Alma Mater - mit ziemlicher Sicherheit gründlich vermasselt hatte. Sie
wanderte durch die Wohnung zu ihrem alten Zimmer und blieb in der Tür stehen.
»Noch nicht.«
»Aha. Na gut, sei nett
zu deiner Mutter. Sie freut sich sehr auf das Baby, was?«
»Kann sein.« Blair
trat ins Zimmer und setzte sich auf den Boden. »Du fehlst mir, Dad.«
»Du mir auch, mein
Bärchen«, verabschiedete sich ihr Vater und legte auf.
»Und? Was sagst du?«
Ihre Mutter schob sich schwer atmend ins Zimmer. Ihr Bauch schien während
Blairs Abwesenheit um weitere
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