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Wie es mir gefaellt

Wie es mir gefaellt

Titel: Wie es mir gefaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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ihrem
verhätschelten Hund mit einer goldenen Bürste das Fell striegeln, während
seine Mutter die Millionen, die sie bei der Scheidung zugesprochen bekommen
hatte, verpulverte, indem sie Designer- Hundejäckchen kaufte und jüngere Männer
zum Abendessen ausführte.
    »Ich bin's. Ich bin
wieder da«, rief Leo in die dunkle Wohnung hinein, als er die Tür öffnete. »Gib
her«, sagte er zu Jenny, nahm ihr den schwarzen Anorak ab und hängte ihn über
seine Jacke an die Garderobe. »Komm mit.«
    Jenny folgte ihm durch
den düsteren, engen Flur. Es roch nach ranzigem Popcorn und Putzmitteln. Von
den schmucklosen, weiß gestrichenen Wänden blätterte die Farbe und der weinrote
Läufer war durchgetreten. Das alles erinnerte sie an ihr eigenes Zuhause, nur
in schlimmer.
    »Mom, Dad - das ist
Jennifer. Das Mädchen, von dem ich euch erzählt hab.«
    Jenny fiel fast die
Kinnlade auf ihre neuen roten Retro- Wildleder- Sneaker von Steve Madden, als
sie in das muffige kleine Wohnzimmer trat und Mr und Mrs Berensen sah. Sie
trugen identische graue Jogginganzüge, hatten die Beine auf den
Rattan-Couchtisch mit Glasplatte gelegt, schauten Fernsehen und fütterten dazu
Mikrowellen-Popcorn. Mrs Berensen war klein und hatte kurze weiße Haare und
helle blaue Augen, die in winzige Fältchen eingebettet waren. Mr Berensen war
mindestens schon achtzig, groß, knochig und ebenfalls weißhaarig und hatte ein
von der Sonne gegerbtes Gesicht. Beide waren so mager, als würden sie
ausschließlich von Wasser und Popcorn leben.
    »Freut mich sehr...
Sie kennen zu lernen«, ächzte Jenny schwach. Sie machte einen Schritt auf sie
zu, um ihnen die Hand zu geben.
    »Du meine Güte, bist
du hübsch«, rief Mrs Berensen.
    »Wir gucken gerade
einen alten James Bond«, erzählte Mr Berensen. »Setzt euch ruhig zu uns, wenn
ihr wollt.« Er machte keuchend auf dem weinroten Samtsofa Platz für sie. Jenny
konnte kaum glauben, dass er tatsächlich im Park Fahrrad fuhr. Er sah aus, als
könne er jeden Moment umkippen und sterben.
    »Lieber nicht«, sagte
Leo und fasste Jenny am Ellbogen. »Komm mit. Ich zeig dir mein Zimmer.«
    fenny biss sich auf
die Unterlippe und ging mit ihm in das angrenzende Zimmer. Sie hasste sich
selbst dafür, dass sie so enttäuscht war. Was war denn schlimm daran, dass Leo
kein Prinz war, der in einem Luxusapartment mit Portier auf der Park Avenue
lebte?
    Tja, ein guter
Charakter und ein süßer, leicht lädierter Schneidezahn sind eben nicht alles!
    Leos Zimmer war sogar
noch deprimierender als die übrige Wohnung: ein schmales Bett mit einer
gelb-grün karierten Polyacryl-Tagesdecke darauf, die wie Ende der Siebziger aus
einem Motel geklaut aussah, langweilige weiße Wände, ein abgeschabter brauner
Teppich und ein verkratzter Holzschreibtisch, auf dem ein Mac mit superbreitem
Bildschirm stand. Der Computer war eindeutig das neueste und teuerste Besitztum
der Berensens.
    Jenny ließ sich auf
der äußersten Bettkante nieder und nieste heftig. Vermutlich eine allergische
Reaktion auf die Gesamtsituation.
    Klar, wer hätte die
nicht?
    Leo setzte sich auf
seinen hölzernen Schreibtischstuhl und wackelte an der Maus, bis der Computer
ansprang. »Hier hocke ich die meiste Zeit, wenn ich nicht in der Schule oder
bei dir bin.«
    »Aha?« Jenny fragte
sich, ob er ihr jetzt irgendeinen dubiosen Chatroom zeigen würde, in dem er
sich mit gefakter Identität herumtrieb.
    »Willst du mal
gucken?«
    In der Erwartung,
irgendwelche nervigen Forumsbeiträge lesen zu müssen, stand sie zögernd auf
und stellte sich vor den Computer. Stattdessen blickte sie auf ein Gemälde.
Eine perfekte Kopie von Marc Chagalls »Der Geburtstag« mit ein paar kleinen
zusätzlichen Details.
    »Ist das von dir?«,
fragte Jenny, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Das Bild war sehr gut.
    »Ja, aber es ist noch
nicht fertig. Ich möchte am Fenster noch was verändern. Das sieht irgendwie
noch zu karg aus.« Er begann, diverse Farbpaletten und Werkzeugfenster
aufzuklicken. »Ich könnte es mit einer feinen Goldlinie konturieren...« Er sah
Jenny an. »Hast du eine Idee?«
    Jenny ging wieder zum
Bett, weil es im Zimmer keine andere Sitzgelegenheit gab. Sie setzte sich und
wippte ein paar Mal auf und ab, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen. »Und
ich hab wirklich gedacht, du würdest in diesem Luxusapartment auf der Park
Avenue wohnen. Ich hab gedacht, Daphne ist dein Hund.« Sie hörte auf zu
wippen, guckte auf den Teppich und schluckte.
    »Irgendwie

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