Wie Fackeln im Sturm
Schüssel, und Hugh schöpfte wieder neuen Mut. Sie schien nicht mehr ganz so abwesend zu sein und wirkte nicht mehr so schwach wie zuvor.
Hugh eilte an ihre Seite und setzte sich auf die Bettkante. Sacht strich er ihr das Haar aus der Stirn. „Willa?“ sagte er sanft und war erleichtert, als sie wie schlaftrunken die Lider hob und ihn mit verschwommenem Blick ansah. „Dir ist schlecht geworden. Weißt du, was geschehen ist?“
Sie versuchte zu nicken und wisperte nur: „Trank.“
„Welcher Trank?“ Hugh runzelte die Stirn, ließ sie dann liegen, erhob sich und begann sich im Zimmer umzuschauen. Vor dem Feuer fand er den leeren Krug. Daneben standen zwei Becher und ein leerer Beutel. Als er den Beutel genauer untersuchte, begriff er sofort, dass er mit irgendwelchen Kräutern gefüllt gewesen war. Die Kräuterstücke am Boden des einen Bechers verrieten ihm, dass sie ohne Zweifel einen Trank gemischt hatte.
Laut fluchend warf Hugh den Beutel zur Seite und eilte zurück zum Bett. „Willa?“ Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. „Wie viel hast du von dem Trank genommen? Was war es? Was hast du eingenommen?“
„Zu viel“, stöhnte sie erschöpft. Ihr Kopf fiel zurück, und ihre Lider schlossen sich. Hugh vermochte nicht zu sagen, ob sie eingeschlafen, in Ohnmacht gefallen oder sogar gestorben war. Zunächst versuchte er, sie durch heftiges Schütteln aufzuwecken, dann schlug er ihr leicht auf die Wange, aber es half alles nichts. Daher war er erleichtert, als er zur Tür blickte und Eada hereinkommen sah … bis er merkte, dass ihr nicht nur Lord Wynekyn, sondern auch Lucan und Jollivet folgten. Hugh schickte sich an, die ungebetenen Besucher hinauszuscheuchen, aber da hatte Lord Wynekyn bereits Willa entdeckt und war abrupt stehen geblieben. Beinahe wäre er zu Boden gestürzt, als Lucan und Jollivet in ihrer Eile gegen seinen Rücken prallten.
„Alles in Ordnung?“ erkundigte sich Lucan besorgt und konnte den älteren Mann gerade noch festhalten.
„Du meine Güte!“ rief Jollivet erschrocken aus, wobei man nicht genau wusste, ob ihn der Anblick der nackten Braut oder der stechende Geruch und die Unordnung in dem Gemach zu diesem Ausruf veranlasst hatten. Hugh war es gleich. Er ging um das Bett herum, winkte Eada heran und kam dann mit grimmiger Miene auf die drei Männer zu, mit der festen Absicht, sie aus dem Gemach zu schicken. Doch er brauchte sich nicht aufzuregen, denn die Männer wichen mit bleichen Gesichtern zurück, rümpften die Nasen und schauten fassungslos auf den verunstalteten Schoß des neuen Burgherrn. Er hatte sich wahrlich nicht genug Zeit genommen, um sich richtig zu säubern, denn schließlich hatte er sich Sorgen um Willa gemacht.
„Wenn du glaubst, das sei die neue Mode, so fürchte ich, dass es sich nicht durchsetzen wird“, merkte Jollivet scherzhaft an, machte dann aber auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Gemach, als Hugh die Zornesröte ins Gesicht stieg.
„Wir warten unten in der Halle“, verkündete Lucan und eilte dem anderen Mann nach.
„Nun … ja.“ Lord Wynekyn wich langsam zur Tür zurück und schaute zu Willa hinüber, die wieder zu würgen begann. „Lasst uns bitte wissen, was geschehen ist, sobald Ihr Euch sauber gemacht habt.“ Er deutete auf Hughs Lendenbereich.
Dann eilte auch er aus dem Raum und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
„Was ist passiert?“ fragte Eada. Hugh drehte sich um und sah, dass sie die junge Braut untersuchte.
„Sie sagte, sie habe zu viel von dem Trank genommen.“ Der anklagende Ton in seiner Stimme war nicht zu überhören, als er die alte Frau wütend anstarrte. Doch sie beachtete ihn gar nicht und widmete sich Willas Gesundheitszustand. Hugh ließ sie gewähren und wartete ungeduldig, als sie Willas Lider anhob und ihr in den Mund guckte.
„Sie wird nicht aufwachen“, meinte er schließlich, als seine Geduld allmählich zu Ende war. „Sie hat zu viel von Eurem Trank genommen.“
„Der Trank sollte sie beruhigen“, erklärte ihm die Alte geduldig. „Er sollte euch die erste Nacht erleichtern.“
„Ihr seht ja, wie gut es gewirkt hat. Allzu gut. Sie ist mehr als entspannt.“
„Nein“, entgegnete die Frau scharf. „Sie ist keineswegs entspannt. Sie liegt im Sterben.“
„Was?“ rief Hugh entsetzt. Doch Eada beachtete ihn nicht weiter, schaute sich in dem Gemach um und erblickte schließlich den Krug und die Becher beim Feuer. Hugh setzte sich wieder auf die Bettkante
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