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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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nicht.“
    „Ihr wisst es nicht? Habt Ihr nicht danach gefragt?“
    Ihr Gesichtsausdruck verriet wachsenden Unmut. „Das Schicksal befragt man nicht so, wie Ihr Euch das vorstellt. Ich sehe, dass Ihr vor einem Abgrund steht. Wenn Ihr Euch für einen der beiden Wege entscheidet, wird alles gut werden. Wählt Ihr aber den anderen …“, sie zuckte die Schultern, „so erwartet Euch der Tod.“
    „Aber wo lauert die Gefahr? Wer sollte einen von uns töten wollen?“ Erneut deutete sie an, nichts Genaues zu wissen, und Hugh trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. „Irgendetwas müsst Ihr doch wissen!“ Als sie ihn bloß mit ernster Miene betrachtete, kniff er die Augen argwöhnisch zusammen. „Wisst Ihr etwa, wer ihre Eltern waren und wer ihr nach dem Leben trachtete, als sie noch ein Kind war?“
    „Das ist das Rätsel, das Ihr lösen müsst.“ Mit diesen Worten ging sie an ihm vorbei und verschwand hinter einem Eckpfeiler des Gangs.
    Nachdenklich blickte Hugh ihr nach und wandte sich dann der Tür zum Schlaf gemach zu. Dahinter lag seine Zukunft. Eine Zukunft, angefüllt mit Freuden, die er in den Armen seiner jungen Braut zu finden glaubte. Zu gerne hätte er gewusst, ob ihnen eine lange oder eine kurze gemeinsame Zeit vergönnt war.
    Als er sich klar machte, dass er den Visionen der alten Vettel tatsächlich Glauben schenkte, schüttelte Hugh verärgert den Kopf. Offenbar lag es an seiner Müdigkeit, dass er so durcheinander war. Die Hexe konnte nicht in die Zukunft sehen. Niemand war dazu in der Lage. Schon fühlte er sich besser, öffnete die Tür und betrat das Schlafgemach.
    Willa hatte die Stimmen draußen vor der Tür gehört und sich gefragt, was Eada und Hugh besprochen haben mochten. Sie hatte Hugh gleich seine Aufregung angemerkt, hatte aber nicht herausgefunden, was der Grund dafür war. Schließlich hatte sie gehofft, die Unterhaltung möge endlich ein Ende finden, denn sie befürchtete, dass es ein Fehler gewesen war, Eadas Ratschlag zu missachten und den ganzen Inhalt des Beutels zu nehmen. Allmählich fühlte sie sich unwohl. So unwohl, dass sie es schon bereute, Eada abgelenkt zu haben, damit sie nicht weiter nach den Kräutern fragen konnte.
    Tatsächlich trug der Kräutersud zu ihrer Entspannung bei. Leider fühlte sie sich inzwischen so entspannt, dass sie das Gefühl hatte zu schweben. Es fiel ihr immer schwerer, sich zu bewegen, und ein Gefühl der Übelkeit überkam sie. Begann der Raum sich tatsächlich zu drehen, oder lag das auch an der Wirkung der Kräutermischung?
    Da sie hoffte, es ginge ihr womöglich etwas besser, wenn sie sich hinsetzte, richtete sie sich mühsam auf und bemerkte dabei gar nicht, dass ihr die Decke entglitt und sie von der Taille aufwärts unbekleidet ließ. Es war Willa komisch vorgekommen, kein Hemd im Bett zu tragen, aber Eada hatte ihr versichert, sie benötige keines, da Hugh es ihr ohnehin ausziehen werde.
    Sie lehnte sich an den Bettpfosten und begann tief ein- und auszuatmen, um das zunehmende Schwindelgefühl und die Übelkeit zu bekämpfen. Erst da fiel ihr auf, dass die Decke ihr auf die Taille gerutscht war. Sie hielt es für besser, sich zu bedecken, aber allein das Anheben der Decke machte ihr schon Mühe. Kein Zweifel, sie hatte tatsächlich zu viel von dem Trank zu sich genommen. Bei weitem zu viel.
    Wie von ferne nahm sie wahr, dass die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Mühsam zwang sie sich, die Lider zu heben. Es war Hugh. Er stand unweit der Tür und schien von ihrem Anblick ganz gefesselt zu sein, was sie erleichtert aufatmen ließ. Ganz gewiss würde er sofort erkennen, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Und das empfand Willa als Erleichterung, denn im Augenblick hatte sie nicht einmal die Kraft zu sprechen. Doch das war bestimmt nicht nötig. Er würde Eada kommen lassen …
    Hugh wusste nicht, was er beim Betreten des Gemachs eigentlich erwartet hatte. Eine Braut, die sich das Laken bis unter das Kinn gezogen hatte und ihn schüchtern oder sogar voller Unruhe anlächelte? Oder ihn gar nicht anlächelte, sondern ihn mit blankem Entsetzen in den Augen empfing? Wer wusste schon, was von einer Jungfrau zu erwarten war? Hugh jedenfalls hatte keine Ahnung. Noch nie hatte er eine Jungfrau in seinem Bett gehabt. Und nun bot sich ihm ein prickelnder Anblick, mit dem er ganz gewiss nicht gerechnet hatte: Seine hübsche Braut lehnte mit gesenkten Wimpern in einer eher aufreizenden Pose an dem Bettpfosten und gewährte ihm einen

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