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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Burgbewohner lagen auf dem mit Binsen bedeckten Boden und schliefen tief und fest. Kein Zweifel, offenbar hatte das Fest bis in die frühen Morgenstunden angedauert. Nun schliefen die Burgbewohner ihren Rausch aus. Willa stellte sich vor, wie die ersten Zecher alsbald mit schrecklichen Kopfschmerzen aufwachen würden und für den Rest des Morgens wohl kaum in der Lage wären, ihren täglichen Pflichten nachzukommen.
    Gerade nahm sie die letzte Stufe, als sich eine Person an der langen Tafel bewegte und aufstand. „Guten Morgen, Eada“, grüßte sie.
    „Guten Morgen.“ Eada klopfte ihr zärtlich auf die Schulter, als Willa sie umarmte, und betrachtete dann eingehend das Gesicht ihres Mündels. „Wie fühlst du dich?“
    „Furchtbar“, gab Willa mit einem Stöhnen zu, worauf die alte Frau nickte.
    „Das habe ich mir gedacht. Komm mit. Ein bisschen trockenes Brot und etwas frische Luft werden dir gut tun.“ Sie führte Willa an den schlafenden Bediensteten vorbei in die Küchenräume.
    Während der Rest der Burg in einen tiefen Schlaf gefallen war, herrschte in der Küche wieder Leben. Alsneta und mehrere Bedienstete backten Brot und andere Teigwaren. Eada ließ das frisch gebackene Brot liegen, das auf dem Tisch auskühlte, und suchte stattdessen nach älterem, trockenem Brot. Sie reichte es Willa und holte ihr noch etwas zu trinken. Augenblicke später kehrte sie mit einem Becher Met zurück und geleitete Willa wieder hinaus in die Halle. An einer freien Stelle an der langen Tafel nahmen die beiden Frauen Platz. Dann bedeutete die alte Frau ihrem Mündel, etwas von dem Brot zu essen und von dem Met zu trinken. Willa tat, wie ihr geheißen, und merkte, dass Eada sie eingehend musterte.
    Obwohl sie überhaupt nicht hungrig war, aß und trank sie gehorsam, denn sie wusste, dass Eada erst dann zufrieden sein würde, wenn sie der Aufforderung nachgekommen war. Gerade hatte sie die Hälfte des Brots gegessen, als Eada unvermittelt aufstand und in der Küche verschwand. Willa blickte ihr nach und sah sich dann in der Halle um. Als sie merkte, dass einer der Hofhunde sie flehend anschaute, brach sie einen Kanten von dem Laib ab und hielt ihn dem Tier hin. Noch im selben Augenblick war der Hund an ihrer Seite. Willa beobachtete, wie er das Stück verschlang, blickte dann wieder zur Küchentür und aß den Rest des Brots auf, als Eada auch schon zurückkehrte. Die alte Frau schaute argwöhnisch von Willa zu dem Tier, reichte ihr dann aber einen kleinen Beutel, den sie mitgebracht hatte.
    „Was ist das?“ fragte Willa neugierig und nahm den Beutel.
    „Für Wolfy und Fen. Sie müssen uns gestern Morgen bis zur Burg gefolgt sein. Letzte Nacht habe ich gehört, wie sie den Mond angeheult haben. Es war ein richtiges Wehklagen. Sie vermissen dich. Außerdem werden dir die frische Luft und der Spaziergang gut tun.“
    Willa wirkte besorgt. „Ich habe sie gar nicht gehört.“
    „Das überrascht mich nicht. Du warst anderweitig beschäftigt.“
    Bei diesen Worten errötete Willa leicht, nahm einen Schluck von dem Met und stand auf. „Ich werde sie suchen.“
    „Tu das, Mädchen.“
    Hugh stöhnte, als er erwachte. In der Nacht hatte er sich stundenlang Sorgen um seine Gemahlin gemacht. Sie hatte nicht gut geschlafen. Selbst nachdem sie sich nicht mehr hatte erbrechen müssen, hatte sie sich unruhig im Schlaf hin- und hergewälzt. Hugh war erst eingeschlafen, als ihr Körper zur Ruhe gekommen war. Da war bereits die Dämmerung angebrochen.
    Mit müden Augen sah er die hellen Sonnenstrahlen, die durch den Spalt an den Fenstervorhängen fielen. Offensichtlich hatte er nur wenige Stunden geschlafen. Er fühlte sich keinesfalls ausgeruht. Seine Augen brannten, der Schädel brummte ihm, und seine Brust schmerzte.
    So ist das Eheleben, dachte er und lächelte dünn. Zu diesem Zeitpunkt hielt er es sogar für sehr wahrscheinlich, dass die Prophezeiung der alten Hexe, er werde noch vor dem nächsten Vollmond sterben, eintreten würde, obwohl er auf allen vieren durch den Matsch zu Willa gekrochen war. Hugh wurde von einem Hustenanfall geschüttelt und hielt sich rasch die Hand vor den Mund, damit seine Gemahlin nicht aufwachte. Er war sich sicher, dass Willa nach den Heimsuchungen der letzten Nacht noch sehr schwach war und viel Schlaf benötigte.
    Bei diesem Gedanken schaute er neben sich, doch sie lag unter den Bettdecken verborgen. Hugh drehte sich auf die Seite. Er zuckte indes zusammen, als ein stechender Schmerz in seinem

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