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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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und richtete Willa ein wenig auf, damit sie sich bei ihm anlehnen konnte, während die Alte den Raum durchquerte. Er beobachtete, wie sie den benutzten Becher nahm, kurz daran roch und ihn wieder abstellte, ehe sie auch die Nase über den leeren Krug hielt. Dann versteifte sie sich, und sie schaute ihn an. „Habt auch Ihr hiervon getrunken?“
    „Nein. Warum?“
    „Es ist Gift.“
    „Wie bitte?“ Unbewusst schloss er Willa in die Arme. „Sie sagte nur, sie habe zu viel von Eurem Trank genommen.“
    „Ja.“ Die Hexe ergriff den leeren Lederbeutel. „Vermutlich hat das ihr das Leben gerettet. Ich riet ihr, sparsam damit umzugehen. Eine kleine Menge hätte eine beruhigende Wirkung auf sie gehabt. Da sie in ihrer Unbedarftheit aber den gesamten Inhalt verrührt hat, hat sie das Gift erbrochen.“
    „Wird sie wieder gesund werden?“ fragte Hugh und blickte voller Sorge auf Willas bleiches Gesicht.
    Eada schwieg, legte stattdessen den Beutel ab, nahm den leeren Nachttopf in der Zimmerecke und brachte ihn zum Bett.
    „Legt sie auf den Bauch, so dass ihr Kopf über der Bettkante hängt“, wies Eada ihn an und nahm die Schüssel weg. Sogleich brachte er Willa in die beschriebene Position, stützte Willa mit einer Hand auf dem Rücken und mit der anderen an der Stirn, damit ihr Kopf nicht nach vorne sackte. Gespannt beobachtete er, wie die Hexe den Nachttopf vor das Bett stellte und dann eine Feder aus einer Tasche hervorholte, die an ihrer Seite hing. Mit geübtem Griff öffnete sie Willas Mund und steckte ihr die Feder in den Hals.
    „Was macht Ihr da …“, hob Hugh an, fluchte dann aber und hielt Willa fest, als sie erschauerte und wieder heftig zu würgen begann; abermals erbrach sie sich und entledigte sich der unbekannten Substanz. „Gütiger Gott, hat sie nicht schon genug gelitten? Jetzt macht Ihr ihr unnötig …“
    „Sie muss das ganze Gift erbrechen, wenn sie überleben soll“, belehrte ihn die Hexe mit ruhiger Stimme. Geduldig wartete sie, bis Willa aufhörte zu würgen, um ihr kurz darauf ein weiteres Mal die Feder in den Schlund zu schieben, so dass sie sich erneut heftig erbrach. Sie legte die Feder erst zur Seite, bis Willa nichts als Galle spuckte. Hugh zuckte zusammen, als seine Braut sich immer wieder verkrampfte.
    „Das dürfte genügen“, sagte die Alte. Hugh sah, dass sie die junge Frau, die schlaff in seinen Armen hing, mit einem liebevollen Blick bedachte; dann wurde ihre Miene wieder undurchdringlich, und sie erhob sich rasch. „Sie wird sich elend fühlen, wenn sie erwacht. Und sie wird ohne Zweifel Hunger haben, aber vermutlich wird sie zunächst noch nichts bei sich behalten.“
    „Warum habt Ihr das nicht vorausgesehen?“ Hugh vermochte nicht, den zornigen Unterton in seiner Stimme zu unterdrücken, als er seine Braut behutsam auf den Rücken drehte. Als er die Hexe dann anschaute, zuckte sie bloß die Schultern.
    „Ich vermag nicht alles zu sehen“, entgegnete sie gelassen.
    „So viel zu meinen Zwillingen.“ Bei dieser schroffen Bemerkung musste Eada unwillkürlich lächeln, während Hugh Willa zudeckte. Doch ihm war keinesfalls zum Lachen zu Mute, und daher ließ er sich seinen Unmut auch anmerken. „Ich weiß nicht, was daran so lustig sein soll. Das alles beweist doch nur, dass Ihr eine alte Betrügerin seid. Ihr habt behauptet, ich würde in der Hochzeitsnacht Zwillinge zeugen. Ich glaube jedoch, dass es dazu wohl kaum noch kommen wird, oder etwa doch?“
    „Ich sagte, Ihr würdet Zwillinge zeugen, wenn Ihr das erste Mal bei Eurer Braut liegt. Nie habe ich davon gesprochen, dass es heute sein wird.“
    Hugh schwieg. Er war einfach zu müde, um sich jetzt noch auf einen Wortwechsel einzulassen. Außerdem begriff er allmählich, dass es keinen Zweck hatte, sich mit der alten Vettel zu streiten; sie schien nie um eine Antwort verlegen zu sein. Aber welche Frau war das schon? Mit gemischten Gefühlen blickte er der Alten nach, als sie das Gemach verließ, und schaute dann zu Willa. Sie war nach wie vor sehr blass um Nase und Lippen, aber nicht mehr so furchtbar bleich wie zuvor. Und trotz der blassen Gesichtsfarbe war sie von bemerkenswerter Schönheit. Sacht strich er ihr das Haar aus der Stirn und streichelte ihre weichen Wangen. Sie war so ein liebliches Geschöpf. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, mit ihr verheiratet zu sein, dachte er, auch wenn ich es fortan immer mit der Hexe zu tun haben werde.
    In diesem Moment schlug seine schöne Braut die Augen

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