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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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hatte er diese Frage nicht stellen wollen, aber Hugh war beileibe kein gefühlskalter Mensch. Wenn es ihr nicht gut ging, musste die Vollziehung der Ehe noch warten. Gütiger Gott, mach, dass sie nichts hat, betete er. Doch Gott schien nicht in der Stimmung zu sein, ihn aufzumuntern. Ebenso wenig Willa. Ihre Antwort war ein würgender Laut.
    „Ein einfaches Ja hätte auch genügt“, flüsterte Hugh und schluckte schwer, als er spürte, dass ihm plötzlich ganz übel wurde. Du lieber Himmel, diese Frau hatte sich soeben in seinem Schoß erbrochen!
    Hugh war starr vor Schreck. Willa hingegen zitterte in seinen Armen und wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt. Fassungslos starrte Hugh auf ihren gesenkten Kopf, den er nach wie vor eng an seine Brust drückte. Angst überkam ihn. Irgendetwas stimmte nicht. Ihr war nicht einfach unwohl – seine Braut war ernstlich krank!
    Hugh überlegte angestrengt, was diese heftige Übelkeit hervorgerufen haben mochte. Willa hatte ganz gewiss nicht zu viel von dem gewürzten Wein getrunken. Während des Festmahls hatte er sie stets im Auge behalten und wusste, dass sie wenig getrunken hatte. Demnach musste sie etwas Falsches gegessen haben. Aber auch das hielt er eher für unwahrscheinlich, denn sie hatten von demselben Tranchierbrett gegessen, und seinem Magen ging es gut. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bevor sie ihr Essen auf seinen Schenkeln und einer anderen empfindlicheren Stelle erbrochen hatte …
    Hatte sie womöglich so viel Angst gehabt, dass sich ihr der Magen umdrehte? Einst war Hugh einem Kämpfer begegnet, der einen nervösen Magen gehabt hatte und sich vor jedem Kampf hatte übergeben müssen. Erging es seiner Braut nun ähnlich? War sie wirklich so ängstlich, dass sie die Speisen nicht bei sich behalten konnte? Er hatte von verschreckten Jungfrauen gehört, aber mit dieser Entwicklung hatte er nicht gerechnet.
    Ihr Würgen nahm ein bedrohliches Ausmaß an und riss Hugh aus seiner Erstarrung. Rasch entfernte er sich von Willa und kletterte aus dem Bett; dann hielt er inne, schaute an sich hinab und musste wieder schwer schlucken, als er selbst zu würgen begann. Es war … einfach widerlich, und so griff er nach dem Laken, um das Erbrochene notdürftig abzuwischen. Dann eilte er zu der Waschschüssel, schüttete das Wasser aus dem Fenster, lief wieder zurück zum Bett und schob das Bassin unter Willas Gesicht.
    Er stieg erneut ins Bett, kniete neben seiner Braut, hob ihre Schultern an und klopfte ihr hilflos auf den Rücken, während sie verzweifelt nach Luft rang und weiter würgte. Nach wenigen Augenblicken beschlich ihn ein ungutes Gefühl: Hier hatte er es nicht mit einem nervösen Magen zu tun; hier war etwas weitaus Schlimmeres im Gange. Willa brauchte jemanden, der kundiger war als er. Eada war die erste Person, die ihm in den Sinn kam. Sie galt nicht nur wegen ihrer vermeintlich hellseherischen Fähigkeiten, sondern auch wegen ihrer Heilkünste als Hexe.
    Da er Willa jedoch nicht allein zu lassen gedachte, begann Hugh laut vom Bett aus zu rufen. Nach drei oder vier Versuchen musste er einsehen, dass ihn niemand durch die Tür hören konnte. Also musste er Willa wohl oder übel für einen Augenblick allein lassen, um Hilfe zu holen. Obwohl er gar nicht wusste, ob Willa seine Worte überhaupt hörte, vergeudete Hugh noch wertvolle Zeit und teilte ihr mit, was er nun vorhatte. Dann ließ er sie auf dem Bett zurück und stürmte aus dem Gemach.
    Natürlich traf er im oberen Stockwerk niemanden an. Alle waren noch unten in der Großen Halle. Er eilte zum Treppenabsatz, kümmerte sich gar nicht darum, dass er vollkommen unbekleidet war, und rief erneut um Hilfe. Diesmal verfehlten seine Rufe die gewünschte Wirkung nicht. Trotz der Musik und der allgemeinen Unruhe hörten ihn einige Leute. Vielleicht hatte es aber auch daran gelegen, dass jemand zufällig nach oben geschaut und den Burgherrn erkannt hatte. Wie auch immer, die Leute stießen Rufe des Erstaunens aus, als sie den neuen Earl nackt auf dem oberen Treppenabsatz erblickten. Hugh schrie aus vollem Halse, bis es in der Festhalle plötzlich totenstill wurde – sogleich waren alle Augen auf ihn gerichtet.
    „Ich brauche Eada!“ rief er heiser in die plötzliche Stille hinein. „Willa geht es nicht gut.“
    Die alte Frau war noch im selben Moment auf den Beinen und eilte zur Treppe. Erleichtert, dass Eada unterwegs war, machte Hugh kehrt und rannte zurück in das Gemach. Willa hing matt über der

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