Wie Feuer im Regen
stand etwas abseits unter einer Marquise und beobachtete das Geschehen.
Da das Spiel von einer renommierten Champagnermarke gesponsert wurde, floss der Alkohol in Strömen.
„ High Society oder Unterschicht – wenn es etwas umsonst zu trinken gibt, verschwimmen die Standesgrenzen, im wahrsten Sinn des Wortes…“
Die ironische Stimme gehörte zu einer großgewachsenen dunklen Frau, die unbemerkt neben Anne getreten war und ihr Glas auf einem weißen Stehtisch abstellte.
„Ja, wie wahr“, erwiderte Anne, „Ist das vielleicht der Beweis dafür, dass doch alle Menschen gleich sind?“
Die Frau lacht., „Aber sicher! Brot und Spiele – oder besser gesagt Alkohol und Spiele begeistern schließlich seit Jahrtausenden die Massen! Ich heiße Cheryl.“
Anne prostete Cheryl zu, „Mein Name ist Anne. Freut mich.“
„ Bist du das erste Mal hier? Ich habe dich noch nie bei Events des „Inner Circle“ gesehen?“
„ Erwischt!“ Anne deutete auf Marc, der soeben auf dem Spielfeld den Ball mit solcher Wucht Richtung Tor schlug, dass Wasser und Schlamm in alle Richtungen spritzten. „Marc Harper hat mich eingeladen. Wir haben geschäftlich miteinander zu tun.“
Cheryl beugte sich verschwörerisch über den Tisch und schenkte Anne ein entwaffnendes Lächeln, „Ich muss dir etwas gestehen – ich wusste von Anfang an, wer du bist – ich habe nämlich deinen Namen auf die Gästeliste gesetzt.“
„Wirklich?“
„ Ja, ich arbeite für James Harkdale.“
Verwirrt runzelte Anne die Stirn. Natürlich hatte sie schon vor ihrer Bekanntschaft mit Marc vom „Inner Circle“ gehört, aber sie hatte sich nie damit beschäftigt. James Harkdale war der Name von Marcs Freund – derjenige, der sie bei ihrem ersten Treffen so unfreundlich angesehen hatte. Sie erinnerte sich gut an ihn.
„Verzeih meine Unwissenheit, aber ich verstehe nicht ganz was Mr. Harkdale mit dieser Veranstaltung zu tun hat?“
„ Ihm gehört der ‚Inner Circle‘! Er hat ihn gegründet. Und ich bin seine Geschäftsführerin.“
„ Oje! Ich hätte mich wohl besser informieren müssen, was für ein dummer Fehler!“
Cheryl zwinkerte Anne verschwörerisch zu. „Ach was! Das hätte dir wahrscheinlich auch nicht viel gebracht – Jamie liebt seine Privatsphäre und wir geben uns alle Mühe, den Circle nach außen hin so gut wie möglich abzuschotten. Also, mach dir keine Gedanken. Was mich viel mehr interessieren würde ist, wie hast du es geschafft, dass Marc Harper dich eingeladen hat? Er ist wirklich sehr begehrt bei den Damen – leider jedoch so wählerisch, dass diejenigen Glücklichen, die ihn überhaupt zu einem Date überreden können, nie ein zweites schaffen…“
„Wie schon gesagt, ich bin geschäftlich hier.“ Sofort hatte Anne sich wieder unter Kontrolle. Cheryl war zwar sympathisch, aber sie würde nicht mehr preisgeben, als nötig. „Er hat mich als PR Beraterin für sein Unternehmen engagiert.“
„ Ach wirklich?“, bevor Cheryl Anne weitere Fragen stellen konnte, wurden sie unterbrochen.
Unbemerkt von den beiden war das Spiel zu Ende gegangen und ein schlammverschmierter Marc stand plötzlich vor ihr.
„Schön, dass du hier bist!“ Sein schmutziges Gesicht ließ seine Zähne noch weißer strahlen. „Auch wenn ich mich für das Wetter entschuldigen muss – das war eigentlich nicht so geplant! Ich gehe mich eben schnell im Clubhaus duschen und danach treffen wir uns in der Lounge, ja? “
„ Gerne. Wo finde ich denn die Lounge?“
„ Ich werde dich hinbringen.“ Cheryl trat vor und legte Marc die Hand auf den Arm. „Hallo Marc“, sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln, „Gratuliere, tolles Spiel.“
Anscheinend hatte Cheryl trotz ihrer Unterhaltung das Ende des Spiels beobachtet und Anne ärgerte sich ein wenig, dass sie so unaufmerksam gewesen war.
„Ah, hallo Cheryl, ja, danke. Ich wusste nicht, dass ihr euch kennt.“ Er trat etwas zurück, bis sie ihre Hand wegnehmen musste.
„ Wir haben uns gerade kennengelernt“, beeilte Anne sich zu sagen.
Nach einer kurzen, etwas unangenehmen Pause meine Cheryl schließlich „Na, dann lasst uns mal ins Clubhaus gehen, bevor der Regen unsere schönen Kleider völlig durchnässt.“ Sie hakte sich bei Anne unter und steuerte mit ihr auf das große Herrenhaus zu.
Das Polofeld lag auf der rückwärtigen Seite eines sandsteinfarbenen imposanten Gebäudes, das früher einmal der Sommersitz einer adligen Familie gewesen war, die es aufgrund
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