Wie Feuer und Eis - On Thin Ice
…«
»Ja, ja, schön. Was ist es?«, sagte Lily ungeduldig, stand auf und versuchte, nicht über sein armseliges Boxergesicht zu jammern. Sie fragte sich kurz, was sie tun würde, falls er ein Serienkiller war, der in fünfzig Staaten gesucht wurde. Oder ein Bigamist …
»Ich arbeite für eine Organisation namens T-FLAC«, sagte er und beobachtete angestrengt ihr Gesicht. »Eine privat finanzierte, verdeckt operierende Antiterrorgruppe.«
Ihr Hirn brauchte ein paar Sekunden, um die Information zu verarbeiten. »Willst du mir sagen dass du ein … Spion bist?«
»Ein Antiterroragent.«
»Gütiger Himmel!« Sie schüttelte den Kopf, als könne sie nicht glauben, was sie da gehört hatte.
»Lily, ich wollte es dir …«
Sie schnitt ihm das Wort ab. »Das ist ja so cool.«
Derek starrte sie nur fassungslos an. »Du findest das … ›cool‹?«
»Oh, ja. Du vielleicht nicht?«
»Sicher, ja. Tue ich.« Sein Lächeln war wegen der Schwellung etwas schief. » Whoa. « Er hob die Hand, als sie den Mund aufmachte. »Ich sehe schon, dass du vor Neugier platzt. Ich erzähle dir von meiner Arbeit - sobald wir zu Hause sind, okay? Im Augenblick muss ich mich sputen.«
»Du bist auf einer Mission? Jetzt ?«
»Genau jetzt.«
»Wow.«
»Wir müssen fahren.«
Richtig. Sie und James Bond mussten fahren. Gütiger Himmel, dachte sie wieder und betrachtete ihn verstohlen, während sie ihm half, die Sachen zusammenzupacken. Sie verkniff sich ihre eine Million Fragen. Ein Antiterroragent. Wow. Sie verstaute die Ausrüstung auf dem Schlitten. »War das dein … Auftraggeber, der dich zu einem Job geschickt hat?«, fragte sie. »Erzähl mir lieber nichts, falls du mich hinterher umbringen musst« setzte sie hastig hinzu und war sich nicht sicher, ob sie scherzte oder nicht.
Er lächelte. »Mein Controller. Ja. Ich habe weniger als zehn Stunden, um an einen Ort südlich von Nome zu gelangen.« Er legte den Zeigefinger auf ihre Lippen, um sie daran zu hindern, mit einem Schwall faszinierter Fragen herauszuplatzen. »So viel kann ich dir sagen: Wir wissen seit einigen Tagen von einem bevorstehenden Terroranschlag hier in der Gegend, kannten den genauen Ort aber nicht. Jetzt kennen wir ihn. Jetzt muss ich hin.«
»Um Himmels willen, Derek, du kannst kaum sehen .« Terroranschläge waren etwas, von dem sie aus der Zeitung oder den Sechs-Uhr-Nachrichten erfuhr. Nicht etwas, in das ein Mensch verwickelt war, den sie li... mochte.
Die Panik schnürte ihr die Kehle ab. Agenten waren sexy und unterhaltsam anzusehen - im Kino; es war kein Spaß, plötzlich feststellen zu müssen, dass Derek einer dieser Menschen war, die für die Sicherheit ihres Landes Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel setzten. Sie schluckte den metallischen Geschmack der Angst hinunter. »Sie sollen jemand anderen schicken.«
Er packte und würdigte sie keines Blickes. Der Schnee wirbelte um ihre Beine. Der Wind wurde stärker, und der Himmel verdunkelte sich entsprechend. »Die Flughäfen, an denen unsere Leute auf die Koordinaten gewartet haben, sind wegen
des Sturms geschlossen. Hätten sie die Information nur eine halbe Stunde früher bekommen, wäre alles anders. Aber jetzt … Es gibt keinen anderen, Lily.«
Es war weder großspurig noch arrogant. Wenn er sagte, dass niemand anderer da war, dann war niemand anderer da. Er stolperte über den vor seinen Füßen am Boden liegenden Kaffeebecher, drehte sich etwas zur Seite und hob ihn auf.
O Gott.
»Vergiss den nächsten Kontrollpunkt.« Lily nahm ihm den Kaffeebecher aus der Hand. »Ich komme mit dir. Ich leih dir meine Augen.«
»Lily!« Er sah sie entsetzt an. »Hast du den Verstand verloren? Du fährst nach Nikolai, wo du in Sicherheit sein wirst.«
Ja. Sie hatte den Verstand verloren. Allein der Gedanke, sich in Gefahr zu begeben! Sie war in den letzten paar Tagen so oft in Gefahr gewesen wie ihr Leben lang nicht. Aber sie war auch verrückt vor Sorge um ihn. Unter normalen Umständen, mutmaßte sie, war er zu allem fähig, was von ihm verlangt wurde - und machte seine Sache gut. Aber wie sollte das gehen, wenn er nicht sehen konnte?
Sie stützte die Faust in die Hüfte und fixierte ihn. »Woher willst du wissen, dass ich da in Sicherheit bin?«
»Ich habe ein paar Leute dort, die dich nach Montana zurückbringen werden.«
Sie dachte darüber nach. Offen gesagt, erleichtert. Sie war es leid, ständig Angst zu haben. »Fein. Dann komm mit mir. Sollen diese Leute mit dir gehen, wo immer du
Weitere Kostenlose Bücher