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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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Verzerrungen und negativen Erwartungen, so führt dies nach seinen Beobachtungen zu einer beträchtlichen Verschiebung der Denkweise und damit auch zu einer Verbesserung von Affekten und Verhalten.
    Während seiner Arbeiten zu Depressionen konzentrierte sich Beck auf den Selbstmord; zum ersten Mal formulierte er eine rationale Grundlage für die Einteilung und Beurteilung suizidaler Verhaltensweisen, mit deren Hilfe er Risikopersonen identifizieren konnte. Seine prospektive Studie an 9000 Patienten führte zur Formulierung eines Algorithmus, der die Voraussage zukünftiger Suizide ermöglicht und seine gute Voraussagekraft immer wieder bewiesen hat. Von besonderer Bedeutung war, dass er klinische und psychologische Variablen wie Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit identifizierte, mit denen sich zukünftige Selbstmorde voraussagen lassen. Wie sich herausstellte, waren sie bessere Selbstmord-Vorhersagefaktoren als die klinische Depression per se. Mit seinen Arbeiten zum Selbstmord konnten Beck und andere, beispielsweise John Mann von der Columbia University, den Nachweis erbringen, dass eine kurzfristige kognitive Intervention spätere Selbstmordversuche erheblich seltener machen kann.
    Die zuvor erwähnten kontrollierten Studien führte Beck in den 1970 er Jahren durch. Später unternahm das National Institute of Mental Health ähnliche Studien; insgesamt bestätigten diese Untersuchungen der kognitiven Verhaltenstherapie als erstem psychologischem Behandlungsverfahren die Wirksamkeit bei klinischen Depressionen.
    Sobald sich herausgestellt hatte, dass die kognitive Therapie ein wirksames Behandlungsverfahren für Depressionen ist, wandte Beck sich anderen Störungen zu. In einer Reihe kontrollierter klinischer Studien wies er nach, dass die kognitive Therapie auch gegen Panikanfälle, posttraumatisches Belastungssyndrom und Zwangsstörungen wirkt. Schon vor Helen Maybergs Untersuchungen zur Depression hatte Lewis Baxter an der University of California in Los Angeles Patienten, die an Zwangsstörungen litten, mit bildgebenden Verfahren untersucht und dabei im Nucleus caudatus eine Anomalie gefunden, die verschwand, wenn sich der Zustand der Betroffenen aufgrund kognitiver Verhaltenstherapie besserte.
    In jüngster Zeit hat Aaron Beck seine Aufmerksamkeit auf Patienten mit Schizophrenie gerichtet; auch bei ihnen, so seine Feststellung, führt kognitive Therapie zu einer Verringerung der kognitiven Störungen und negativen Symptome, insbesondere im Hinblick auf die Motivationsdefizite. Auch das ist ein verblüffender Fortschritt.
    Die Erklärung für den Niedergang der Psychoanalyse dürfte also nicht einfach in der Beschränktheit von Freuds Gedanken liegen, sondern viel stärker in dem Fehlen einer tiefgreifenden, kritischen, wissenschaftlichen Einstellung bei vielen Therapeuten der nachfolgenden Generation. Ich habe kaum Zweifel daran, dass Introspektion als Therapie äußerst nützlich ist, und meine Ansicht wird von zahlreichen Studien unterstützt. Ein eleganter, tiefgreifender, schöner Beweis setzt aber voraus, dass exakte validierte Verfahren die Aussage überzeugend bestätigen und uns vielleicht sogar eine Vorstellung davon verschaffen, wie ein Therapieergebnis erreicht wird.

Sherry Turkle
Übergangsobjekte
    Abby Rockefeller Mauzé Professor of the Social Studies of Science and Technology, Massachusetts Institute of Technology; Autorin von Verloren unter 100  Freunden: Wie wir in der digitalen Welt seelisch verkümmern
    Mitte der 1970 er Jahre studierte ich an der Harvard University Psychologie. Das große Experiment der »Sozialbeziehungen« war in Harvard gerade im Sande verlaufen. Es hatte den Ehrgeiz gehabt, die Sozialwissenschaften in einer Fakultät zusammenzuführen – die meisten davon sogar in einem einzigen Gebäude, der William James Hall. Klinische und experimentelle Psychologie, physische Anthropologie und Kulturanthropologie, Soziologie – sie alle sollten dicht nebeneinander angesiedelt sein und in einen intensiven Dialog treten.
    Jetzt aber saß jeder wieder in seinem eigenen Institut auf seiner eigenen Etage. Am schwierigsten war aus meiner Sicht, dass die Leute, die das Denken erforschten, auf einer Etage arbeiteten, und diejenigen, die das Fühlen erforschten, auf einer anderen.
    In dieser balkanisierten Welt belegte ich einen Kurs bei George Goethals. Dort lernten wir etwas über die Leidenschaft im Denken und die logische Struktur, die hinter der Leidenschaft steht. Goethals war

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