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... Wie Gespenster in der Nacht

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Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Unterlagen noch einmal in Ruhe ansehen und sortieren, aber das konnte vorerst warten. Jetzt gingen ihr andere Dinge durch den Kopf.
    Sie richtete sich auf und wollte sich gerade abwenden, als ihr ein Blatt ins Auge fiel, das obenauf lag. Mit gerunzelter Stirn ließ sie sich auf die Knie nieder, nahm das Papier, hielt es auf Armeslänge von sich ab und begann zu lesen.
    „Meine geliebte Fiona …“
    Und erneut hob sich ihre ganze Welt aus den Angeln.
    Er war Schotte, geboren, um dem Wetter zu trotzen. Ein Highlander, dem Gewitter und Nebel und eisiger Wind nichts anhaben konnten.
    Doch er war die dunklen Wolken, die düsteren Tage, die sich kaum von den Nächten unterschieden, und die feuchtkalten Nächte, die sogar ein knisterndes Feuer im Kamin zum Ersterben brachten, aus ganzem Herzen leid.
    Andrew legte noch ein Holzscheit auf die Flammen und wandte sich ab. Sein ganzes Leben hatte er hier in diesem Cottage gelebt, fast wäre er sogar hier geboren worden. Das Cottage war ihm nie so klein und erdrückend vorgekommen, und noch nie war der Wunsch so stark in ihm gewesen, ihm zu entkommen.
    Doch wohin könnte er gehen? Solange er sich nicht absolut sicher war, dass er sich an die Entscheidung, nie wieder einen Drink anzurühren, auch halten könnte, war der Pub eine Versuchung, die er besser meiden sollte. Er wollte das Schicksal nicht herausfordern.
    In Iains oder Duncans Heim war er immer willkommen, aber er wollte sich den Freunden und ihren Frauen nicht aufdrängen. Dieser Tage war er kein besonders angenehmer Gesellschafter. Der Mann, der sich mühelos auf seinen Geist und seinen Charme berufen konnte, schien plötzlich ein Fremder zu sein. Er fing gerade erst an, den echten Andrew MacDougall kennenzulernen.
    Er könnte natürlich auch zu Fiona gehen.
    In der letzten Woche hatte Andrew diese Möglichkeit oft überlegt. Einmal war er schon auf halber Strecke zum Hotel gewesen, bevor er wieder umkehrte. Er wollte seine Entdeckung mit ihr teilen, seine Erleuchtung. Doch was würde ihm das einbringen? Solange sie sich ihm nicht mitteilen konnte, solange sie nicht selbst etwas mit ihm teilen wollte, gab es Mauern zwischen ihnen, die eine echte Kommunikation unmöglich machten.
    Poppy stand von seinem Platz vor dem Kamin auf und hob aufmerksam die Schlappohren an. Dann stürmte er zur Tür, wie ein Windhund in der Endrunde auf der Rennbahn. Im allerletzten Moment bremste er ab, schlug dennoch mit dem Kopf gegen die Tür und begann lautstark zu bellen.
    Andrew durchquerte das Zimmer, schob den Hund beiseite und zog die Tür auf, um in die Dunkelheit hinauszuschauen. Es regnete wieder, ein kalter, ungemütlicher Regen, der einem bis in die Knochen drang. Zuerst konnte Andrew nichts erkennen, dann tauchte der Schatten einer Frau im langen Regenmantel vor dem Cottage unter den Birken auf.
    „Fiona?“ Poppy kläffte begeistert.
    Sie kam bis unter das kleine Vordach und blieb stehen.
    „Ich war nicht sicher, ob du zu Hause bist.“
    „Komm rein! Hier draußen holst du dir noch den Tod.“
    Sie trat ein und zog den Mantel aus, bevor sie sich an den Kamin stellte. Andrew hängte ihn auf einen Haken an der Garderobe, dann drehte er sich zu ihr um und musterte sie. „Nicht unbedingt der passende Abend für einen kleinen Spaziergang.“
    „Es ist der passende Abend für diesen Gang hierher.“
    Er sah, dass sie etwas an ihre Brust gepresst hielt. Im Schein der flackernden Flammen konnte er tiefe Ergriffenheit auf ihrer Miene ablesen, doch den Grund dafür konnte er sich nicht denken. „Was hast du da?“
    „Meine Vergangenheit.“ Sie umklammerte das Bündel fester.
    „Bist du gekommen, um sie mit mir zu teilen?“, fragte er leise.
    „Ja. Ich … Andrew, möchtest du, dass ich wieder gehe?“
    Nie hatte er sich etwas so sehr gewünscht wie ihre Anwesenheit. Dennoch schüttelte er nur knapp den Kopf. „Nein.“
    „Ich hätte auch vorher anrufen können, doch dann hättest du vielleicht Nein gesagt. Und das hätte ich nicht ertragen.“
    „Ich hätte Ja gesagt und wäre dich abholen gekommen.“
    „Ich war noch nie in deinem Cottage.“
    „Hier gibt es auch nicht viel zu sehen. Du hast nichts verpasst.“ Ihr Haar war nass, wirre Locken hingen ihr in die Stirn. Regentropfen glitzerten auf ihren Wimpern, und leuchtendes Rot stand in ihren Wangen. Sie hatte nie schöner ausgesehen.
    „Es ist das gemütlichste Haus auf der Welt!“ Sie ging in die Mitte des Raumes, und ihr dunkler Jeansrock schwang bei jedem Schritt

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