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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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nichts wegwerfen konnte. Also hat er den Lüfter beiseitegestellt. Aber er vergaß offenbar, Mutter Bescheid zu sagen. Im Hotel herrschte in jener Woche viel Betrieb, er hatte keine Zeit, um das Gerät wegzubringen, und hat wohl nicht wieder daran gedacht. Bis es zu spät war.“
    „Das hat er sich nie verziehen.“
    Fiona schüttelte den Kopf. „Das ist das Schwerste überhaupt. Er hat mir all diese Briefe geschrieben, Andrew, jedes Jahr an meinem Geburtstag. Kein einziges Jahr hat er verpasst. Und in allen steht das Gleiche. Ich glaube, seine Schuld wuchs mit jedem Jahr. Er liebte mich, das machte er in seinen Briefen ganz deutlich. Aber er fürchtete sich schrecklich davor, mir gegenüberzutreten. Weil er dann sehen würde, was seine Unachtsamkeit verursacht hatte. Und so schüttete er an einem Tag des Jahres sein Herz auf einem Bogen Papier aus und wurde immer härter und strenger, bis sogar sein eigener Sohn ihn nicht mehr lieben konnte. Ich glaube, er war der Meinung, dass er das verdient hatte. Er schämte sich so, dass er nicht einmal Duncan erlaubte, ihn zu lieben.“
    „Er hat diese Briefe nie abgeschickt.“
    „Nein. Verstehst du denn nicht? Hätte er sie abgeschickt, dann hätte ich ihm vergeben. Und er war fest davon überzeugt, dass er keine Vergebung verdiente. Er hat sich selbst bis zu seinem Tod bestraft.“
    „Was für ein armer alter Mann!“
    „Meine Mutter hat recht mit dem, was sie über ihn sagt, Andrew. Das ist das Schlimmste von allem. Er war genau so, wie sie ihn beschrieben hat – ein Mann, der keine Unzulänglichkeiten tolerieren konnte. Nur waren es nie meine Unzulänglichkeiten, deretwegen er mich aufgegeben hat, sondern seine eigenen.“
    Andrew legte die Briefe auf dem Lampentischchen ab. Noch immer saß Fiona am anderen Ende des Sofas, viel zu weit weg, um sie zu berühren oder zu trösten. Während er zu ihr hinschaute, rutschte sie näher. Er rührte sich nicht, saß absolut regungslos. Der Atem brannte in seinen Lungen, doch er wagte es nicht, ihn auszustoßen.
    „Ich bin ihm ähnlich“, sagte sie leise. „Ich verabscheue die Dinge an mir, die nicht perfekt sind. Und ich nutze sie, um mich von den Dingen abzugrenzen, die ich mir am meisten wünsche.“
    Jetzt war sie an seiner Seite angelangt, nur noch einen Herzschlag entfernt. Er hob die Hand und wischte sanft die einzelne Träne fort, die ihr über die Wange lief. Seine Finger zitterten. „Was wünschst du dir denn, Fiona?“
    „Ich weiß es nicht. Ich habe immer noch Angst.“
    Er ließ die Hand sinken.
    „Von dir gehalten zu werden“, murmelte sie. „Ich wünsche mir, dass du mich festhältst.“
    „Wirklich? Und was ist mit den Dingen, zu denen das führt? Wünschst du dir die auch?“
    „Ich möchte fühlen. Ich möchte dich fühlen.“
    Sie war aufgewühlt und verletzlich und noch immer unsicher, ob und was sie zu geben hatte. Sie brauchte Zeit, um zu verarbeiten, was sie herausgefunden hatte. Doch obwohl er den Mund öffnete, um ihr all das zu sagen, kamen ihm die Worte nicht über die Lippen.
    Heute Nacht brauchte sie ihn und, der Himmel möge ihm helfen, er brauchte sie ebenso sehr.
    Vielleicht hätte er dennoch die Kraft in sich gefunden, von ihr abzurücken, wenn sie nicht in diesem Augenblick mit beiden Händen sein Gesicht umfasst hätte. „Ich will dich in mir fühlen, Andrew.“
    Er stöhnte auf und zog sie an sich. Er vergrub seine Hände in ihrem feuchten Haar, er presste seinen Mund auf ihre Lippen. Sie schmeckte nach Regen und nach Tränen, nach der süßen Verlockung des Zwielichts und dem hellen Schein der Hoffnung. Der Kuss war ein Vergnügen, das sie miteinander teilten, ein Austausch, Geben und Nehmen. Sie mochte sich wünschen, gehalten zu werden, aber sie wollte ebenso halten. Ihre Hände streichelten über seinen Hals und über seine Schultern, während sie sich küssten. Sie fühlten und erkundeten und schenkten ihm Freude. Er küsste ihren Mundwinkel, glitt mit den Lippen an ihrer Wange und ihrem Kinn entlang, hinunter zu ihrem Hals, dorthin, wo ihr Puls wie rasend pochte.
    Sie stöhnte leise, ein weiches weibliches Schnurren, das durch seinen ganzen Körper hallte. Er fing den Laut mit seinen Lippen ein. „Ah, Fiona! Mach das noch einmal.“
    Sie seufzte, und der Laut war ebenso sinnlich. Sein Mund wanderte zu ihrem Hals. Er hörte, wie sie wieder leise aufstöhnte, als er sie dort liebkoste. Seine Hand wanderte ihre Hüfte entlang über den Jeansstoff ihres Rocks.
    Wieder küsste

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