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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Fiona derart beschützt und behütet, dass Fiona ans andere Ende der Welt fliehen musste, um nicht zu ersticken und endlich frei sein zu können. Lass ihr ihre Freiheit, Dunc. Lass sie eigene Fehler machen. Lass sie wachsen und aufblühen, so, wie sie es braucht. Und trau mir wenigstens ein bisschen Vernunft zu!“
    Lange schwieg Duncan. Als er wieder sprach, klang er nur noch müde und resigniert. „Weißt du, wie schlimm ihre Verbrennungen waren, Andrew?“
    „Habe ich ihre Krankenakte gesehen? Nein. Habe ich eine gute Vorstellung davon? Ja.“
    „Sie ist dem Tod so knapp entkommen.“ Duncan hielt Daumen und Zeigefinger aneinander. Es hätte kein Blatt Papier dazwischen gepasst. „Heutzutage lässt sich viel mit plastischer Chirurgie machen, aber es gibt Grenzen. Manchmal ist eben nicht genug Haut da.“
    Andrew zeigte keine Regung. „Und?“
    „Ihr Gesicht ist verschont worden, ebenso ihre Hände und der größte Teil des einen Beins … Aber sie hat unzählige Narben.“
    „Und wenn du nicht damit aufhörst, sie ständig beschützen zu wollen, dann sind die inneren Narben bald größer als die äußeren.“
    „Ich liebe dich wie einen Bruder, Andrew. Aber Fiona ist meine Schwester.“
    Andrew stand auf. „Dann kann ich nur hoffen, dass du dich nicht eines Tages zwischen uns entscheiden musst.“
    Draußen war die frische Luft des schottischen Frühlingstages in die Kälte der heranziehenden Nacht übergegangen, aber Andrew bemerkte es kaum. Vor dem Hotel blieb er kurz stehen und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Die Müdigkeit war verflogen, Adrenalin rauschte durch seine Adern. Er wusste, jetzt würde es Stunden dauern, bevor er überhaupt daran denken konnte, zu Bett zu gehen.
    „Andrew, bist du das?“
    Er erkannte Fionas Stimme sofort, nur wusste er nicht, woher sie kam. „Fiona?“
    „Ich bin hier.“
    Er sah über die Straße zum kleinen Park, ein rechteckiges Stück Land im Schatten mächtiger alter Bäume. Er erkannte die grazile Silhouette einer Frau im Grau der Dämmerung und lief auf sie zu. Duncans Worte hallten in seinem Kopf nach.
    Sie standen voreinander, als Fiona wieder sprach. „Ich wusste gar nicht, dass du wieder zurück bist.“ Sie lächelte, und ihre Augen suchten in seinem Gesicht. „Du siehst müde aus. Hast du überhaupt geschlafen, seit wir uns das letzte Mal sahen?“
    „Ab und zu habe ich ein Auge zugemacht. Was tust du hier?“
    „Nur ein kleiner Spaziergang. Die Luft ist so wundervoll – ich konnte einfach nicht widerstehen. Sie ist so schwer und gleichzeitig so weich. Es fühlt sich fast so an, als würde sie mein Gesicht streicheln.“
    Das Bild stellte seltsame Dinge mit ihm an. Er fühlte es tief und warm in seinem Innern. Doch Fiona schien nicht klar zu sein, wie viel Sinnlichkeit in ihrer Beschreibung lag.
    „Ich mag den Geruch am Abend“, fuhr sie fort. „Es riecht nach den Torffeuern, aber es liegt auch ein Hauch von Blumen in der Luft. Winter und Frühling ringen miteinander.“
    „Hier in den Highlands weiß man nie, wer von den beiden gewinnt.“
    „Und dann sind da die Geräusche. Das Summen von Autoreifen auf nassem Kopfsteinpflaster. Der Gesang der Nachtvögel. Kinderlachen. Die Musik, die aus den Häusern dringt. Ich stelle mir vor, wie die Menschen hinter den Vorhängen der Fenster tanzen, langsam und innig umarmt …“ Sie brach lachend ab und blickte in verlegen an. „Meine Fantasie kennt keine Grenzen.“
    „Warum sollte sie das auch?“
    „Meinst du nicht?“ Fiona verzog zerknirscht das Gesicht. „Manchmal denke ich, sie ist übertrieben entwickelt. Aber wo wäre ich ohne sie, nicht wahr?“
    Er fragte sich, ob sie damit ausschließlich auf den Erfolg ihrer Stardust -Bücher anspielte oder noch auf etwas anderes. Hatte die Fantasie ihr als Ersatz für das wirkliche Leben gedient? Wünschte sie sich jetzt, alles das selbst zu erfahren, von dem sie bislang nur geträumt hatte? „Deine Bücher sind großartig, Fiona. Einfach toll. Ich habe sie alle.“
    „Wirklich?“ Sie schien überrascht.
    „Sollte ich mit dem Zitieren anfangen?“
    „Nein!“ Sie lachte. „Ich glaube dir. Freut mich, dass sie dir gefallen.“
    „Hast du Lust auf ein wenig Begleitung? Ich glaube, ich könnte auch einen Spaziergang gebrauchen.“
    „Gern. Normalerweise begleitet April mich, aber heute Abend übernachtet sie bei ihrer Freundin Lolly.“
    „Wohin sollen wir gehen?“
    „Ich habe einen wunderschönen Platz entdeckt. Soll ich ihn dir

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