... Wie Gespenster in der Nacht
die Tür aufhielt. „Himmel, bin ich froh, dass ihr hier seid! Irgendjemand muss Andrew unterhalten. Er besteht darauf, in der Küche zu helfen, aber der Mann ist eine Zumutung.“
„ Brauchst du denn Hilfe?“, fragte Mara.
„Deine? Gern. Seine?“ Billie schüttelte den Kopf, bis das kurze Haar ihr wild in alle Richtungen abstand. „Er behauptet, alles abschmecken zu müssen, nur so könne er angeblich kochen. Der Mann isst mehr, als er kocht. Wenn er noch lange in der Küche bleibt, wird nichts mehr übrig sein, was ich servieren könnte.“
„Und wo ist Lord Iain bei all dem?“, wollte Duncan wissen.
„Repariert eine Wasserleitung oben im großen Bad. Ich weiß, so was gehört sich nicht für einen Lord. Ein Lord sollte in edlem Tweed vor dem brennenden Kamin im Sessel sitzen, aber wenn er das Leck nicht repariert, könnte uns während des Dinners vielleicht die Decke auf den Kopf fallen, und das möchte ich euch wirklich nicht antun. Der größte Teil des Personals hat Urlaub, und es ist niemand da, der ihm helfen könnte.“
„Duncan wird Iain helfen, und ich komme mit dir in die Küche.“ Mara drehte sich zu Fiona um. „Kannst du dich um Andrew kümmern?“
Fiona hatte Andrew seit einer Woche nicht mehr gesehen, seit dem Abend, als sein Darling im See gesichtet worden war. Sie warf Duncan einen Blick zu. Seine Augen waren dunkler als sonst, aber zumindest versuchte er erst gar nicht, Einwände vorzubringen. Was immer er im Moment denken oder fühlen mochte, er hielt sich zurück. „Vermutlich schaffe ich das. Das heißt, wenn er genug gegessen hat, um es bis zum Dinner durchzuhalten.“
„Der Mann hat meinen halben Vorratsschrank leer gefuttert“, kam es von Billie.
„Das könnte knapp werden“, sagte Mara. „Dennoch solltest du es auf jeden Fall versuchen, Fiona.“
Fiona und Mara folgten Billie durch die langen Korridore, während Duncan die Treppe hinaufstieg und sich auf die Suche nach Iain machte.
Fiona war fasziniert von jedem Raum, an dem sie vorbeikamen. „Das ist ja unglaublich! Ob ich wohl irgendwann eine Führung bekommen könnte?“
Billie grinste breit. „Eine sehr gute Idee! Andrew soll dich durchs Haus führen. Besteh nur bitte darauf, dass ihr die Küche auslasst !“
„Und es macht dir nichts aus?“
„Nein, wieso? Du gehörst doch zur Familie, oder? Außerdem kennt Andrew das Haus wahrscheinlich besser als ich; er ist ja praktisch hier aufgewachsen. Und bei ihm besteht wenigstens nicht die Gefahr, dass er anfängt, Möbel zu verrücken.“
„Wie läuft es mit der Renovierung?“, erkundigte sich Mara.
„Es ist lustig. Ich sortierte einen Berg von Dingen aus, die ich ausrangieren will, dann kommt Iain dazu und erzählt mir die Geschichte jedes einzelnen Stücks, wie sehr er daran hängt und wie wichtig es ihm ist. Und dann sind wir wieder genau da, wo wir angefangen haben.“
„Langsam also, mit anderen Worten.“
„Langsam und vorsichtig, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung. Ein paar der Räume sehen inzwischen recht gemütlich aus. Ich denke, wenn der Sommer vorbei ist, wird der Teil des Hauses, in dem wir leben, schon richtig wohnlich sein.“
Fiona hatte inzwischen längst die Orientierung verloren; den Rückweg hätte sie wohl kaum noch gefunden. Dabei waren sie erst zweimal abgebogen, oder? Sie wünschte, sie hätte Brotkrümel dabei. Sie bogen in einen weiteren Gang ein und kamen wenig später bei einer schweren, reich geschnitzten Holztür an, die von einer Palette Konserven offen gehalten wurde.
„Andrew, hier kommt die echte Hilfe. Du wirst ab sofort bis zum Abendessen aus der Küche verbannt“, verkündete Billie laut.
Andrew drehte sich um. Seine Augen wanderten sofort zu Fiona. Er begrüßte erst sie, dann Mara, aber er kam nicht auf sie zu. „Bist du sicher? Ich habe gerade erst mit dem Tomatenschneiden angefangen.“
„Gut. Dann sind wenigstens noch genügend für uns alle übrig.“ Resolut scheuchte Billie ihn zu Fiona. „Ich habe Fiona versprochen, dass du ihr das Haus zeigst. Das dürfte eine gute Stunde dauern. Vielleicht weiß Iain bis dahin ja auch, wie man das Wasser abstellt. Duncan ist gerade auf dem Weg zu ihm.“
„Ich hatte doch angeboten, zu helfen …“
„Als du ankamst, war er noch überzeugt, der allmächtige Herr über sein Reich zu sein. Er wäre nur wütend geworden, hätte ich dich zu ihm hinaufgeschickt. Inzwischen müsste er verzweifelt genug sein, dass er Hilfe annimmt.“
„Du hast
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