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... Wie Gespenster in der Nacht

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Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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gereicht, die jedem genüssliche Seufzer entlockten, bis Billie schließlich zum Dessert noch eine dunkle Schokoladentorte auf den Tisch stellte. Das allgemeine Stöhnen wurde lauter, was jedoch niemanden davon abhielt, sich eine dicke Scheibe von der Torte servieren zu lassen.
    Andrew schaute während des gesamten Dinners kaum zu Fiona hin. Doch das hieß keineswegs, dass er sich nicht jeder ihrer Bewegungen bewusst gewesen wäre – oder jener, die sie nicht machte.
    Denn oft rührte sie sich nicht einmal. Fiona, einst ein springlebendiges fideles Kind, hatte stille Gelassenheit zu einer perfekten Kunstform erhoben. Sie ging sparsam mit ihren Gesten um, was diese umso anmutiger erscheinen ließ. Während die Unterhaltung um sie herumschwirrte, saß sie leicht nach vorn gebeugt da, voller Interesse, ohne jedoch gedrängt zu werden, sich aktiv zu beteiligen. Ihre Augen schimmerten wie tiefe Seen, tief wie der Loch Ceo, und ließen uralte Geheimnisse und eine tiefe Weisheit erahnen.
    „Andrew, du hast heute kaum einen Ton von dir gegeben“, bemerkte Iain, als sie alle in den behaglichen Salon überwechselten, um den Kaffee mit einem Schuss Drambuie zu genießen.
    Er hatte so wenig gesagt, weil er viel zu beschäftigt damit gewesen war, Fiona nicht anzuschauen. Er hatte sich angestrengt bemüht, nicht auf ihr Lächeln zu achten, ein warmes Lächeln, das die Harmonie ihrer feinen Gesichtszüge nur unmerklich änderte. Er hatte ihren türkisfarbenen Pullover ignoriert, der ihre festen Rundungen betonte. Und er hatte auch nicht hingeschaut, wie ihre langen schlanken Finger über das weiße Leinentischtuch strichen und das auf dem Tischsilber eingravierte Familienwappen befühlten.
    Und vor allem hatte er weggeschaut, als sie eine prächtige exotische Blüte aus dem Tischarrangement genommen, mit den weichen Blütenblättern über ihre Wange gestrichen und schließlich den Duft eingesogen hatte.
    „Ich glaube, mit seinen Gedanken ist Andrew noch immer draußen beim See und sucht nach seinem Darling“, sagte Duncan. „Übrigens zusammen mit halb Druidheachd.“
    „Aber nur die Hälfte mit Booten.“ Rastlos stand Andrew auf und schenkte sich noch einen Kaffee ein. „Mit Booten und genug Zeit, um all den neuen Besuchern das eine oder andere Pfund aus der Tasche zu ziehen.“
    „Ja, das Hotel ist zum Bersten voll“, ergänzte Duncan. „Aber ich nehme an, das legt sich bald wieder.“
    „Ist der See denn plötzlich so gefragt?“
    Andrew registrierte, dass dies seit ihrem Gespräch auf der Terrasse die erste Frage war, mit der Fiona sich direkt an ihn wandte. „Aye. Ich habe alle Hände voll zu tun, wie jeder andere auch, der ein Boot besitzt. Um den Loch Ness ist es schon länger ruhig – ich vermute, wir fangen jetzt die Schaulustigen auf.“
    „Also glaubst du auch, dass es nur vorübergehend ist?“
    „Das hängt wohl von Nessie und meinem Darling ab. Sie werden es untereinander ausmachen müssen.“
    „Ich bin sicher, die beiden stehen in ständigem Kontakt“, kam es trocken von Duncan.
    Fiona hatte den Blick nicht von Andrew abgewandt. „Ich kann mir vorstellen, dass viele von denen, die jetzt kommen, einfach nur den See erleben wollen. Ich wette, ihnen ist völlig gleich, ob sie da draußen etwas Ungewöhnliches sehen oder nicht. Der See selbst ist faszinierend genug.“
    „Also warst du schon draußen auf dem See?“
    „Oh nein. Aber ich habe mir vorgestellt, wie es dort sein muss. Vom Ufer aus sieht er so schön aus. Es muss unvergleichlich schöner sein, mit einem Boot über die Wellen dahinzugleiten.“
    „Besonders in einer klaren Nacht wie dieser. Du solltest mal auf eine Bootsfahrt mitkommen.“ Andrew wurde bewusst, dass er nur noch mit Fiona redete und die anderen ausschloss. „Warum fahren wir nicht alle zusammen heute Abend raus?“, fügte er also geschickt an.
    „Ich kann nicht“, sagte Iain sofort. „Ich muss oben fertig werden, damit die Decke keinen bleibenden Schaden nimmt.“
    „Ich bleib besser hier und helfe ihm, sonst ist er für die nächste Zeit unausstehlich“, meldete Billie sich.
    „Wir müssen zurück zu April“, sagte Duncan und verbesserte sich sofort: „Ich zumindest. Mara kann ja noch bleiben und mitfahren.“
    „Ich muss leider auch passen. Ich muss morgen früh raus zum Cottage, um beim Scheren der Schafherde zu helfen.“
    Keine Spur von Enttäuschung war auf Fionas Miene zu erkennen, doch Andrew sah sie tief in ihren Augen – dort, wo niemand, der nicht

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