... Wie Gespenster in der Nacht
schüttelte den Kopf. „Dazu fehlen mir die nötigen Eigenschaften.“
„Du wärst ein fantastischer Vater. Der Beste, den man sich vorstellen kann.“
„Du kennst mich nicht gut genug, Fiona.“
Es gab wenig, was sie darauf hätte erwidern können. Und seinem Tonfall nach zu urteilen würde es ihr wohl auch nicht erlaubt sein, ihn besser kennenzulernen. „Ich mag sicher lange nicht alles über dich wissen, aber ich habe gesehen, wie du mit April und Sara umgehst.“
„Es ist leicht, ein Kind zu lieben. Ein guter Vater zu sein ist dagegen die schwierigste Aufgabe der Welt.“ Er trat vom Geländer ab und wandte sich ihr zu. „Wenn es noch länger hell bliebe, könnten ich dir zeigen, was noch von den Gärten übrig geblieben ist und was Iain vorhat. Aber das müssen wir verschieben. Lass uns reingehen.“
Er stand nahe vor ihr und war doch meilenweit entfernt. Fiona hatte darauf gehofft, dass, wenn sie sich locker und unbeschwert gab, Andrew von allein merken würde, dass der Kuss keine übertriebenen Erwartungen in ihr geweckt hatte. Doch jetzt erkannte sie, dass hier ein direkterer Ansatz nötig war. „Andrew.“ Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, weil er sich abwenden wollte. „Du musst mir gar nichts zeigen! Und es gibt nichts, was dir peinlich sein müsste.“ Sie hatte nicht viel Erfahrung damit, ihre Gefühle laut auszusprechen. Ihr Versuch war ungelenk; ihre Wangen glühten.
„Peinlich?“
Sie zog ihre Hand zurück. „Mir ist klar, dass du bereust, was bei unserer letzten Begegnung passiert ist. Bitte, mach dir deshalb keine Gedanken. Ich verstehe völlig, warum du mich geküsst hast. Du warst so aufgeregt, weil dein Darling gesehen worden war. Ich weiß, es hatte eigentlich nur wenig mit mir zu tun.“
Einen Moment lang starrte er sie stumm an. „Na, immerhin hast du nicht gesagt, dass es überhaupt nichts mit dir zu tun gehabt hätte. Du erkennst also wenigstens an, dass es zumindest ein winziges Bisschen mit dir zu tun hatte.“
Ärger flammte in ihr auf, doch sie war zu selten verärgert gewesen, um ihn als solchen zu erkennen. Was hätte Ärger schon ändern können? „Nicht mein Selbstwertgefühl ist hier das Thema, sondern wir reden über dich. Aber wenn du nicht über deine Gefühle reden willst …“ Sie drehte sich um und wollte ins Haus zurückgehen.
„Fiona.“ Dieses Mal war er es, der sie aufhielt. „Ich bin nicht befangen. Wie kannst du das nur glauben?“
„Du verhältst dich mir gegenüber wie ein Fremder. Was natürlich dein volles Recht ist. Ich dachte, es tut dir leid, dass du mich geküsst hast und …“
„Es tut mir nicht leid!“
Sie sah ihm direkt ins Gesicht. „Gut.“
„Es war nur keine gute Idee.“
„Dann vergessen wir es einfach und bleiben Freunde.“
„Fiona, es war keine gute Idee, weil ich es wieder tun will.“
Das verblüffte sie. Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. „Wieso? Es ist doch keine Sucht. Wenn du es noch einmal tust, läufst du doch nicht Gefahr, abhängig zu werden.“
„Meinst du nicht?“ Er trat näher. „Ich bezweifle, dass ich genug Willensstärke habe, dem zu widerstehen, was ich so sehr will.“
Das sinnliche Funkeln in seinen Augen hielt sie reglos auf der Stelle fest. „Nehmen wir mal an, es sei wirklich so. Wem oder was genau musst du denn so unbedingt widerstehen?“ Ihre Stimme bebte leicht und hörte sich für die eigenen Ohren fremd an.
Die Terrassentür ging auf, Iain steckte den Kopf hinaus. „Verdammt, Andrew! Da oben läuft das Wasser schneller, als ich es aufwischen kann, und du stehst hier herum! Könntest du vielleicht endlich helfen?! Duncan hat ebenso wenig Ahnung wie ich, wie sich diese Leitung reparieren lässt.“
„Sicher, ich komme“, antwortete Andrew, ohne den Blick von Fiona zu wenden.
„Entschuldige mich, Fiona. Du bekommst deine Führung später, das verspreche ich dir – sofern das Haus dann nicht unter Wasser steht.“
„Geh nur“, sagte Fiona zu Andrew. Eine Mischung aus Erleichterung und Bedauern huschte über seine Miene. Oder vielleicht bildete sie sich auch nur ein, dass da überhaupt etwas auf seiner Miene zu lesen gewesen war. So wie sie sich auch eingebildet hatte, Verlangen in seinen Augen gesehen zu haben, als er davon sprach, sie wieder zu küssen.
Es gab pochierten Lachs zum Dinner, mit einer Soße aus frischen Kräutern aus dem Gewächshaus und einem gemischten Salat, der ebenfalls von dort stammte. Dazu wurden unzählige köstliche Beilagen
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