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Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition)

Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition)

Titel: Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ensikat , Dieter Hildebrandt
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Da hatten wir einen ganz strengen Pastor, Pastor Lorenz. Der war so protestantisch wie seine ganze Kirche, ohne das schöne Drumrum, das Klingeling, die Heiligen, den Weihrauch. Das hat mich aus der evangelischen Kirche wieder rausgetragen. So bin ich also völlig kirchenlos zum Konfirmationsunterricht gekommen, hab da das meiste verpasst und bin, glaube ich, nicht mal konfirmiert worden. Jedenfalls weiß ich das nicht mehr. Aber ich bin evangelisch.
    E NSIKAT: Ich bin nicht mal getauft. Ich bin Heide.
    H ILDEBRANDT: Hast du in dieser unserer Bundesrepublik überhaupt das Recht auf einen Pass? Unser Staat beruht schließlich auf christlichen Grundsätzen.
    E NSIKAT: Neuerdings auf christlich-jüdischen Grundlagen. Den zutiefst christlichen Antisemitismus vergessen wir mal.
    H ILDEBRANDT: Man kann sich nicht an alles erinnern. Immerhin gehört ja auch der Islam jetzt zu uns. Das hat ein Bundespräsident zu sagen gewagt.
    E NSIKAT: Das war so ziemlich der einzig kluge Satz, den er in seiner kurzen Amtszeit geäußert hat.
    H ILDEBRANDT: Stimmt, an mehr erinnere ich mich nicht.
    E NSIKAT: Aber dieser Satz wurde ja inzwischen widerrufen. Und zwar von wem? Von einem evangelischen Pastor.
    H ILDEBRANDT: Ich bin inzwischen mit dem Glauben versöhnt. Ich glaube auch, aber nicht an einen Gott mit weißem Rauschebart. Mein Gott ist keine Figur, kein Wesen. Er ist nicht fassbar, aber präsent, zum Beispiel in den Zehn Geboten. Er existiert als moralische Kraft, die einen hindert, Böses zu tun, zu morden, mehr zu lügen, als unbedingt notwendig ist. Er bestimmt unser soziales Verhalten. Mein Gott ist Sozialist. Du siehst, ich hab da meine festen Vorstellungen. Früher hab ich mir manchmal Gedanken gemacht, ob man in seinen späten Jahren noch katholisch werden sollte. Aber dann kam dieser deutsche Papst … Da hab ich mir dann gesagt: »Lass es lieber.« In einer Sendung des Bayerischen Rundfunks …
    E NSIKAT: Deines geliebten Bayerischen Rundfunks!
    H ILDEBRANDT: Aber ja, sie haben da so ein Zusatzprogramm, BR-alpha, von dem sie vermutlich gar nicht wissen, was da läuft. Dort habe ich einen Mann über das Sonnensystem reden hören. Er meinte, dieses Sonnensystem werde sich eines Tages selbst zerstören, die Erde, alle Satelliten, alles eben. Der junge Moderator fragte erschrocken: »Ja, und dann?« Eine Frage, die mir im selben Moment auch in den Sinn kam. Da antwortete der Professor ganz ruhig: »Es gibt ja noch Tausende anderer Sonnensysteme.« Da dachte ich ganz still für mich: »Das ist Gott.« Um das zu denken, muss man ja nicht gleich katholisch werden. Da bin ich lieber Lutheraner. Martin Luther war zwar wie fast alle zu seiner Zeit Antisemit, aber er war auch viel mehr … Da fällt mir eine schöne Geschichte ein. In Regensburg, beim Besuch des polnischen Papstes, versuchte ein Journalist, der über diesen Besuch berichten sollte, vergeblich, mit seinem Auto durch eine enge Gasse zu fahren. Vierhundert Nonnen versperrten ihm den Weg. Da ist er ausgestiegen und hat laut gerufen: »Es lebe Martin Luther!« Die Nonnen waren sofort weg, und er hatte freie Bahn. In diesem Sinne bin ich ein Lutheraner.
    E NSIKAT: Andererseits sind es die Protestanten, die alles immer besonders ernst nehmen.
    H ILDEBRANDT: Tu ich ja auch. Wie heißt noch dieses wunderbare Buch von dem Kundera, »Die Unbedenklichkeit des Lebens«?
    E NSIKAT: »Die unerträgliche …
    B EIDE : … Leichtigkeit des Seins«!
    H ILDEBRANDT: Ich hätte gern ein bisschen davon. Aber ich mach mir dauernd Gedanken.
    E NSIKAT: Den Fehler teilen wir.
    H ILDEBRANDT: Uns so werden wir auch mal beerdigt.
    E NSIKAT: Unter unseren eigenen Gedanken liegen wir dann.
    H ILDEBRANDT: Begraben unter unseren eigenen Sorgen.
    E NSIKAT: Oh Gott. Was zieh ich denn zu meiner Beerdigung an?
    H ILDEBRANDT: Ja, das ist die Frage. Und was spielen sie für eine Musik?
    E NSIKAT: Es gibt ja viele Leute, die das genau festlegen.
    H ILDEBRANDT: Also, ich hab da was festgelegt. Ich hab hingeschrieben, welche sie nicht spielen dürfen. Das ist so eine lange Liste, das kannst du dir nicht vorstellen. Ich hab nämlich schon Beerdigungen erlebt, da hab ich nicht so sehr daran gelitten, dass jemand da gestorben ist. Aber wenn dann eine falsche Rede kam und dann noch eine Musik, die du nicht aushältst …
    E NSIKAT: »My way« zum Beispiel, vom Sinatra. Das spielen sie jetzt überall. Ich war gerade bei so einer Beerdigung …
    H ILDEBRANDT (singt): »I did it my way«. Dssssst – geht der Sarg

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