Wie ich Brad Pitt entführte
einem Trugbild hinterher. Nach nur einem Blick, und noch dazu in der Dunkelheit, konnte sie sich unmöglich sicher sein. Aber der Fahrer hatte diesem Frank Hagedorn unglaublich ähnlich gesehen. Dieselben Haare. Das gleiche Profil.
In diesem Moment lenkte Max seinen Wagen – ohne den Blinker zu setzen – scharf nach rechts und bog in den Verteiler, der zur Severinsbrücke führte. Er fuhr wie der Teufel.
Was war geschehen? War er wütend? War einer seiner tollen Pläne nicht so aufgegangen, wie er es sich gewünscht hatte? Aber wenigstens hatte er ihr die Entscheidung abgenommen, wem sie folgen sollte: Sie hatte nicht mehr rechtzeitig reagieren können und war bereits am Verteiler vorbeigesaust. Also würde sie sich an die Fersen des vermeintlichen Hagedorn hängen, der gerade die nächste Möglichkeit rechts rausfuhr. Mit Blinker! Nachdem er die Nord-Süd-Fahrt verlassen hatte, bewegte er sich allerdings nur noch im Schneckentempo vorwärts. Suchte er etwas? Um ihn in Sicherheit zu wiegen, überholte Nicole das dunkle Auto kurzerhand und beobachtete das weitere Geschehen vom Rückspiegel aus.
Im Vorbeifahren hatte sie noch mal einen Blick auf den Fahrer riskiert. Es war Hagedorn. Eindeutig. Kein Wunder, dass sie seine Leiche nicht gefunden hatten. Der Mann lebte. Oder hatte er einen Doppelgänger? Von wem stammte dann das viele Blut in seiner Wohnung? War er der Mörder? Hatte er jemand anderen umgebracht?
Auf einmal fiel ihr wieder der verpasste Anruf des Labormitarbeiters ein. Markus hatte gesagt, der Mann würde sie am Montag wieder anrufen, also morgen. Vielleicht hatten die Kollegen ja doch noch etwas Wichtiges rausgefunden. Außerdem gab es seit heute früh eine aktenkundige weibliche No-Name-Leiche. Man hatte die Frau tot aus dem Rhein gefischt, aber sie war eindeutig erstochen worden. All diese Aspekte warfen ja ein völlig neues Licht auf den Fall. Sie musste unbedingt an ihm dranbleiben, dachte Nicole wild entschlossen. Und verlor Hagedorns Fahrzeug genau in diesem Moment aus den Augen.
[home]
68.
Sonntag, 21.18 Uhr
D ie Küche ist schon wieder hell erleuchtet! Aber sie ist leer. Auch egal! Unglücklich schleiche ich die Treppe rauf. Ich fühle mich schlapp und müde. Fast krank. Ich will mich einfach nur hinlegen. Neben mein Telefon! Denn auf gar keinen Fall darf ich Max’ Anruf verpassen. Irgendwann wird er mich ja schließlich anrufen müssen. Oder?
Quatsch, natürlich ruft er an, versuche ich mir selbst Mut zu machen. Ich stehe schon fast vor meinem Schlafzimmer, als ich plötzlich ein Rascheln hinter der Tür vernehme. Im ersten Moment halte ich irritiert inne, aber dann wird mir klar, dass Linda und Tom sich einen Film von meinem Bett aus ansehen. Der DVD-Spieler war an den Megabildschirm gegenüber von meinem Bett angeschlossen. Mist! Gerade jetzt habe ich echt keine Lust auf gepflegte Konversation mit den beiden. Ihnen wegen meiner viel zu frühen Rückkehr Rede und Antwort stehen zu müssen. Ich glaube nicht, dass ich das in meiner momentanen Verfassung durchstehen kann. Ach, was soll’s, ich werde sie jetzt einfach locker aus meinem Zimmer befördern.
Noch einmal tief durchatmen, und dann stoße ich die Schlafzimmertür auf.
»Könntet ihr vielleicht …« Mir stockt der Atem. Eigentlich wollte ich noch sagen: »… im Wohnzimmer weiterschauen.« Aber die restlichen Wörter erfrieren auf meinen Lippen. Mit weit aufgerissenen Augen betrachte ich das Spektakel vor mir. Die Bilder sind klar und eindeutig. Aber mein Gehirn will meiner Netzhaut einfach keinen Glauben schenken!
Tom und Linda liegen wild knutschend auf
meinem
Bett. In
meiner
elfenbeinfarbenen Bettwäsche. Lindas Beine winden sich schlangenartig um Toms Hüften. Seine Hände umklammern intensiv und formgenau ihr wohl gerundetes Gesäß. Zwar sind beide noch vollständig angezogen, aber so wie das hier abgeht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die restlichen Hüllen weichen und der Akt als solcher vollzogen wird. Die zwei sind so heftig miteinander beschäftigt, dass sie mich noch nicht einmal bemerken!
Wie festgenagelt stehe ich in der Tür. Erst Max … und jetzt das hier! Wortlos drehe ich mich um und knalle so fest ich kann die Schlafzimmertür hinter mir zu. Bumm! Das ist ja wohl echt das Allerletzte! Kaum bin ich aus der Tür, treiben es die beiden wie zwei verdammte Karnickel. Meine
beste
Freundin Linda! Und
mein
Tom! Wer wollte ihn denn aus dem Drogensumpf befreien? Linda etwa? Ist denn die Welt
Weitere Kostenlose Bücher