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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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ihrem Stuhl einzuschlafen.
    Als Blitzi die Tür hinter der Kripobeamtin zumachte, legte Kasi ihm seine Hand auf den Arm. »Komm, lass uns wieder schlafen gehen.«
    »Geh du schon mal vor. Ich muss noch ein bisschen nachdenken«, sagte Blitzi liebevoll, aber bestimmt. Er drückte Kasi einen Kuss auf den Mund und tigerte dann rastlos in die Küche. Er war verwirrt. Was hatte dieser Hagedorn in seinem Fall zu suchen? Warum trieb der sich vor dem Haus der kleinen Leenders rum? Und was bedeutete das für seinen 400.000-Auflage-Artikel? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Aber allem, was den Ausgang seiner Geschichte beeinträchtigen konnte, musste auf den Grund gegangen werden. So viel war mal sicher. Blitzi goss sich ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zug leer. Ja, er musste etwas unternehmen.
     
    Es dauerte etwas, bis von der Bodenschwingh abnahm. Schlaftrunken meldete er sich erst nach dem achten Klingeln.
    »Blitzi hier.«
    »Ist dir eigentlich klar, wie spät es ist?«, fragte der Manager unwirsch.
    »Ja, aber gute Storys passieren eben nicht nur zwischen neun und fünf. Jetzt hör mir mal gut zu. Damit uns jetzt nicht kurz vor Torschluss die Felle wegschwimmen, musst du mir zwei Sachen unbedingt besorgen. Zu einem brauchen wir ein Bild, das die Leenders zusammen mit unserem werten Tom zeigt …«
    »Kein Problem. Habe ich schon was Schönes auf Lager«, unterbrach ihn von der Bodenschwingh gähnend.
    »Und zum anderen brauchen wir einen Doppelgänger.«
    Erst herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. Blitzi gab ihm einige Sekunden, um diese Nachricht zu verdauen, dann fragte er: »Hast du mich verstanden? Wir brauchen dringend einen Lookalike!«

[home]
    70.
    Montag, 1.28 Uhr
     
     
     
    A ls ich in der Küche eintrudele, habe ich Linda die Sache mit Tom schon längst vergeben. Irgendwie konnte ich sie sogar verstehen. Tom ist mit Sicherheit, wie er über sich selbst verkündet, ’ne Granate im Bett, und Linda suchte ebenfalls nichts Festes. Außerdem hat sie seit jeher eine bestimmte Theorie: Jeder Mensch hat genau eine Charakterschwäche, bei der sowohl Selbstdisziplin als auch Psychiater schlichtweg versagen. Soll heißen, dass beispielsweise die meisten Workaholics durchaus erfolgreich behandelt werden könnten, dass aber bei einigen wenigen einfach keine Methode dauerhaft anschlagen wird. Andere Menschen sind auf ewig dazu verdammt, unpünktlich zu sein, oder sie sind unverbesserlich redselig.
    Lindas unausmerzbaren Charakter-Webfehler kann man getrost als »Lokalmatador-Syndrom« bezeichnen. Sie muss einfach immer den Mann haben, der der jeweilige »Lokalmatador« in seinem Umfeld zu sein scheint. Wenn wir zum Beispiel Tennis spielen gehen, beäugt sie prinzipiell voller Verlangen den besten männlichen Spieler auf dem Platz. In der Schule hatte sie ein Techtelmechtel mit dem Biolehrer, auf den einfach alle Mädchen der Abi-Klasse standen. Und selbstredend eine ausgiebige Affäre mit ihrem Chefarzt.
    Tom ist zudem der klassische Typ des »Lokalmatadors«: coole Sprüche, gutes Aussehen und eine schon fast unverschämte Selbstsicherheit. Linda mit ihm in meiner Wohnung allein zu lassen, das ist so, als würde man einen Junkie in der Apotheke einsperren. Früher oder später hätte sie der Versuchung, die Tom darstellt, einfach nachgeben müssen. Also werde ich Nachsicht walten … und gnadenlosen Sex vor Recht ergehen lassen.
    In der Küche erwartet mich Linda mit zwei Tassen dampfenden Tees und einem zerknirschten Gesichtsausdruck.
    »Is schon okay«, winke ich ab, bevor sie überhaupt den Mund aufmacht. Ich bin halt die Barmherzigkeit in Person, außerdem brauche ich gerade dringend selber ihren Beistand. Sie sieht trotzdem sehr erleichtert aus, während sie sich mit Engelsgeduld jedes Detail des Fiaskos mit Max anhört. Ich rechne es ihr auch hoch an, dass sie mich nicht mit sinnlosem »Hab-ich-dir-doch-gleich-gesagt-Blablabla« abfertigt.
    Ich hasse es, wenn etwas Unorthodoxes schiefgeht und mir dann irgend so ein Miesepeter sagt: »Siehste!« Wo wäre denn die Menschheit ohne ein Fünkchen Verrücktheit oder Abenteuerlust? Wenn alle nur so in ihrem miefigen Sicherheitsstreben aufm Sofa rumhocken würden, wer hätte denn dann bitteschön Amerika entdeckt? Wer wäre auf den Mond geflogen? Eben. Und ich bereue auch nicht ein bisschen, Tom aus hehren Motiven »entführt« zu haben … denn dann hätte ich nie im Leben Max kennengelernt … Na ja, außer ich hätte auf meinem Weg zum

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