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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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ihrem Portemonnaie fischte.
    »Ich werde nicht schlau aus dem, was ich da gerade gehört habe. Aber er hat mehrfach ihren Namen erwähnt.«
    »Victoria Leenders?«
    Tim nickte.
    »Also, was hat er denn genau gesagt?«
    »Er sprach von einer
Patientin
Victoria Leenders.«
    Nicole zog ihre Augenbrauen fragend in die Höhe. »Will er etwa so tun, als ob sie krank ist, nur damit sie ihrer gerechten Strafe entgeht?«
    »Nein! Im Gegenteil. Er sprach davon, dass die Behandlung bereits zu lange andauert und ob das überhaupt gerechtfertigt wäre unter diesen Umständen.«
    »Was für Umständen?«
    Tim zuckte mit den Schultern. »Aber dann sagte er, dass das jetzt aufzuhören hätte, sonst würde er sich einschalten.«
    »Er hat jemandem gedroht?«
    »Hörte sich zumindest so an.«
    »Kannst du irgendwie rausfinden, welche Nummer er da angerufen hat?«
    »Ich kann die Wahlwiederholung drücken, falls er das Revier verlässt.«
    »Mach das. Es fällt weniger auf, wenn du das machst.«
    »Ja, aber ich habe keine Ahnung, was bei ihm heute ansteht und wann er loszieht.«
    »Aber ihr seid doch Partner, kannst du ihn da nicht fragen?«
    Tim warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. »Seid ihr zwei das nicht auch?«

[home]
    72.
     
     
     
    B litzis Hände waren schweißnass. Man hatte ihm gerade die private Handynummer zugespielt, nach der er die ganze restliche Nacht gefahndet hatte. Es war nicht leicht gewesen, dranzukommen, aber schließlich hatte ihm einer seiner ältesten Kontakte, ein Vorstandsmitglied im Kölner Karnevalsverein »Unger Uns«, weiterhelfen können.
    Nun saß er unschlüssig in Kasis Jaguar vor der Leenderschen Wohnung und haderte mit sich und der Entscheidung, ob er diese Nummer auf dem Zettel tatsächlich anrufen sollte. Falls der Anruf schief ging, würde die ganze sorgfältig inszenierte Zeitungsgeschichte wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Er wäre seinen Job beim »Boulevard« los und seinen Status als mächtiger Lokalreporter ebenfalls. Blitzi war sich auch keineswegs sicher, ob für den Fall, dass man seinen Anruf missverstand, er mit juristischen Konsequenzen zu rechnen hatte. Schließlich wollte er dem Besitzer dieser Telefonnummer ein Geschäft vorschlagen. Ein Geschäft, bei dem er versprach, eine Handlung zu unterlassen, falls er im Gegenzug bestimmte Zusagen von seinem Gesprächspartner bekam. So etwas nannte man im Allgemeinen – also nicht nur unter Anwälten – Erpressung. Falls er jedoch Glück hatte und man seinen Anruf und das von ihm vorgeschlagene Geschäft zu würdigen wusste, war das seine einzige Chance, aus diesem Schlamassel wieder heil herauszukommen. Mit oder ohne Job beim »Boulevard«, aber mit einer Mordsgeschichte in der Hand, die er dann meistbietend an andere Zeitungen oder vielleicht sogar Fernsehsender verkaufen konnte. Außerdem konnte er auf diese Weise noch in den Spiegel gucken, ohne dass ihm bei seinem Anblick schlecht wurde: Er hatte wirklich keine Lust, sich zum Handlanger für die von seinem Verleger geplanten schmutzigen Geschäften zu machen.
    Obwohl er Pro und Kontra nun sorgfältig abgewogen hatte und er im Grunde genommen zu einer positiven Entscheidung gekommen war, zögerte Blitzi, die Nummer in sein Handy zu tippen. Er schluckte. Sein Mund war plötzlich so trocken. Echt saharamäßig trocken. Vielleicht sollte er doch noch mal schnell bei Schneiders Manager anrufen und sich vergewissern, dass alles so lief wie verabredet?
    »Von der Bodenschwingh.« Der Impresario wirkte trotz der frühen Stunde, es war gerade mal acht Uhr, und der nächtlichen Störung putzmunter und hellwach.
    »Wie läuft’s?«
    »Bis auf die Tatsache, dass du mich alle naselang vom Arbeiten abhältst, läuft alles prima. Das Casting für die Doppelgänger findet in zwei Stunden statt, und ich habe den Vertrag, in dem sie sich zum Stillschweigen verpflichten, von einem Anwalt auf Herz und Nieren prüfen lassen. Außerdem habe ich eine geeignete Location gebucht. Ich bin gerade dabei, das anonymisierte Bild wie besprochen unterzubringen. Zwei Agenturen sind bereits kontaktiert, und zwei weitere stehen noch auf meiner Liste. Also geh aus meiner Leitung und lass mich endlich meine Arbeit machen!«
    Mit diesem Kommentar legte von der Bodenschwingh auf, und Blitzi atmete erleichtert auf. Wenigstens dieser Teil der Operation lief gut an. Ob er jetzt doch ganz einfach diese dämliche Nummer anrufen sollte? Er starrte auf den Zettel. Seine Hand zitterte wie Espenlaub. Was war nur

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