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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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mit ihm los? Er war doch sonst nicht so ein elendiger Feigling. Okay, diese Sache war insgesamt eine gute Nummer größer als alles, was er bisher so gemacht hatte, aber trotzdem …
    Vielleicht sollte er die ganze Geschichte doch einmal mit Kasi besprechen. Bisher hatte er sich immer dagegen gesträubt, sein ganzes Leben vor seinem Ex auszubreiten, und seine inneren Kämpfe alleine ausgefochten. Das war auch einer der Punkte gewesen, weswegen Kasi ihn verlassen hatte. Er hatte sich nicht als fester Bestandteil von Blitzis Leben gefühlt.
    »Du hältst mich immer auf Distanz. Ich erfahre immer als Letzter, was wirklich in deinem Leben passiert«, hatte Kasi ihm vorgeworfen. Damals hatte Blitzi sich innerlich an die Stirn getippt und gedacht, dass Kasi froh sein konnte, wenn er sich nicht auch noch mit Blitzis Problemen herumschlagen musste. Aber es stimmte …, bis jetzt hatte er Kasi nicht wirklich gebraucht. Doch das war jetzt anders.
    Ohne weiter nachzudenken, startete er den Motor und lenkte den Jaguar in die Richtung von Kasis Galerie. Nein, er hatte kein schlechtes Gewissen, seinen Wachposten zu verlassen. Was sollte hier schon groß passieren? Falls sich wirklich etwas anbahnte, dann würde Tom schon seinen Manager informieren. Und er konnte dann in Ruhe darüber nachdenken, ob er die Kripotante davon in Kenntnis setzen sollte oder nicht.

[home]
    73.
    Montag, 9.23 Uhr
     
     
     
    R ing! Ring! Das Telefon reißt mich aus meinem traumlosen Tiefschlaf. Doch mit einem Mal bin ich hellwach. Max!? Ach, bitte, bitte, bitte. Mit zitternden Händen hebe ich den Hörer ab.
    »Frau Leenders?« Eine Welt bricht für mich zusammen. Es ist natürlich nicht Max, der mich da siezt!
    »Ja?«, frage ich so leer und hoffnungslos wie ein angepikster Luftballon, der langsam zur Erde segelt.
    »Frau Leenders, hier ist das Sekretariat von Herrn Dr. Meyer«, sagte die Dame am anderen Ende der Leitung geschäftsmäßig.
    Dr. Meyer hat ein Sekretariat? Ich schaue etwas befremdet in den Telefonhörer. Hatte ich etwa einen Termin bei ihm verpasst? Nein, da war ich mir ziemlich sicher. Also musste das noch mit meinem vorzeitigen Aufbruch von letzter Woche zu tun haben. Mist! Ob er jetzt meinen Vater anruft? Oder will er mir nur einen Schreckschuss verpassen?
    »Ähm, sagen Sie doch bitte Dr. Meyer, dass mir letzte Woche einfach schlecht war! Darmgrippe, Sie verstehen?«, beeile ich mich zu sagen, vielleicht konnte ich so die drohende Debatte von vornherein entschärfen. Stille am anderen Ende der Leitung. Dann räuspert sich die Dame.
    »Wie bitte?« Aber sie spricht gleich weiter. Zeit ist vielleicht auch für Dr. Meyers Sekretariat Geld. »Also, es geht um Ihre Therapie bei Herrn Dr. Meyer.«
    Ich rolle mit den Augen, um was soll es denn bitte sonst gehen?
    »Ja also … sie ist abgeschlossen«, sagt die Dame zögerlich.
    »Was?«, frage ich mindestens ebenso irritiert, wie die Dame vorhin auf meine imaginäre Darmgrippe reagiert hatte.
    »Ihre Therapie ist abgeschlossen.« Sie hatte ihren geschäftsmäßigen Ton wiedergefunden. »Herr Dr. Meyer lässt in diesem Zusammenhang fragen, ob er Ihren Vater von diesem Umstand in Kenntnis setzen soll, oder ob Sie das lieber selbst tun möchten?«
    Ich bin so baff, dass mir beim besten Willen keine Antwort über die Lippen will.
    »Frau Leenders? Was meinen Sie?«, die Sekretärin klingt auf einmal sehr resolut.
    Die hat ja auch gut reden. Seit zehn Jahren rankt sich mein ganzes Leben um diese wöchentlichen Therapiestunden. Sie waren die einzigen Fixpunkte in meinem Kalender. Die einzigen Momente, wo ich angezogen und geschminkt irgendwo zu sein hatte. Wo mir alle Ausreden der Welt nichts nutzten. Jede Mimik in Dr. Meyers Gesicht ist mir vertrauter als meine eigene, so oft hatte ich während unserer endlosen Gespräche versucht, seine unergründliche Miene zu entziffern. Und das alles soll jetzt ein Ende haben? Ich meine, ich habe darüber fantasiert, eines Tages nicht mehr jeden Montag und Donnerstag zu Dr. Meyer zu müssen. Ich hatte ihn verflucht und mit falschen Symptomen an der Nase herumgeführt. Voller Verzweiflung hatte ich diverse um Mitleid heischende Briefe an meinen Vater verfasst und ihn auf verbalen Knien angefleht, die Therapiestunden beenden zu dürfen. Selbstredend hatte ich solche Briefe nie abgeschickt. Warum auch. Es wäre völlig zwecklos gewesen. Und jetzt sagt mir diese Dame, dass meine Therapie einfach so vorbei sein soll?
    »Sind Sie sich sicher, dass es sich hier

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