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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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nicht so einfach mit einer ominösen »Selbstbefreiung Toms aus den Fängen des unbekannten Kidnappers« zufriedengeben würde.
    Ehrlich gesagt erscheint mir das auch eher unwahrscheinlich. Die wollen doch garantiert das Wie, Wo und vor allem das Wer wissen. Da muss man schon ein bisschen auf den Ernstfall eingerichtet sein. Das leuchtet selbst mir ein.
    Während Linda anfängt, den Frühstückstisch zu decken und Tom schlaftrunken in die Küche schlurft, verziehe ich mich stillschweigend unter die Dusche. Ich lasse mir das heiße Wasser über den Körper und mein Gesicht plätschern. Die Glastür ist völlig beschlagen. Ich kann noch nicht mal mehr die Umrisse meines Badezimmers erkennen. Isoliert in meiner zwei mal zwei Meter Duschkabine, denke ich an Max. Er hat immer noch nicht angerufen. Werde ich ihn jemals wiedersehen? Ob ihm was passiert ist? Meine Gedanken umkreisen ihn genauso rettungslos, wie mein Duschwasser noch ein paar letzte Runden im Abfluss zirkelt, bevor es dann endgültig in den Untiefen des städtischen Abwassersystems versinkt. Alles todtraurig!
    Mit noch nassen Haaren schleiche ich wieder in Richtung Küche. Linda und Tom diskutieren mal wieder aufgeregt miteinander. Ich kann ihre Stimmen schon im Flur ausmachen.
    »Hey, Mann, das musst du doch sagen!« Eindeutig Toms Stimme.
    Lindas Stimme zischt ebenso erregt zurück: »Und was soll das jetzt bringen? Ist doch alles schon so katastrophal genug! Nein, wir müssen ihren …«
    Mit den schlimmsten Befürchtungen reiße ich die Küchentür auf. »Was ist mit Max passiert?«
    Linda und Tom starren mich so perplex an, dass ich sofort beruhigt bin. Ganz offensichtlich geht es hier nicht um Max.
    »Was sollst du wem sagen?«, wende ich mich an Linda. Aber sie winkt ab.
    »Is schon alles roger! Mach dir keine Sorgen.«
    Für diese Aussage erntet sie einen bösen Blick von Tom. Ich bin auch nicht gerade glücklich über diese pausenlose Bevormundung. Betont lässig schnappe ich mir ein Brötchen und setz mich zu den beiden an den Tisch.
    »Bist du am Ende schon schwanger?«, frage ich zuckersüß.
    Tom sieht aus, als würde ihm gleich das Frühstück wieder aus dem Gesicht fallen. »Wie … schwanger?«, stammelt er. Tja, Männer sind alle gleich: Keinen blassen Schimmer von Biologie.
    »So ’n Quatsch!«, giftet Linda zurück.
    Aber Tom braucht offenbar noch mehr Bestätigung. »Hey, bist du am Ende so ’n schneller Brüter? Samenraub und so ’n Zeugs?«
    Man könnte fast Mitleid mit ihm haben, so besorgt sieht er auf einmal aus. Linda fasst sich an die Stirn. »Hast du sie noch alle? Wenn ich irgendwann mal ein Baby will, dann sicherlich nicht mit so zweitklassiger DNA wie deiner!«
    Ich verziehe den Mund zu einem gütigen Madonnenlächeln. So ein bisschen Sand im Getriebe hebt die Stimmung doch ungemein.
    Plötzlich klingelt jemand Sturm. Linda und Tom sehen sich entsetzt an. Was wissen die beiden, was ich nicht weiß? Ohne auf Lindas geflüstertes »Lass es doch einfach klingeln!« Rücksicht zu nehmen, mache ich mich auf den Weg zur Tür. Das Bild im Monitor, das mir meine Besucher vor der Haustür anzeigen soll, ist schwarz. Das heißt, dass schon wieder einer meiner lieben Nachbarn die Tür unten offen gelassen hat und der ungeduldige Klingler bereits im Fahrstuhl vor der Tür im Foyer wartete. Und richtig. Das Klingeln wurde jetzt noch durch ein heftiges Klopfen und durchdringende »Viiiiiiicki!«-Rufe ergänzt.
    Es ist Stefan. Ausgerechnet. Nachdem sich Tom wieder in meinem Schlafzimmer in Sicherheit gebracht hat, öffnen Linda und ich die Tür. Und sofort schlägt uns eine kapitale Alkoholfahne entgegen. Oh nein. Stefan ist völlig blau.
    »Vicki-Mäuschen«, lallt Stefan und torkelt grinsend auf mich zu. Er öffnet seine beiden Arme – offenbar in der festen Absicht, mich zu umklammern – und stammelt unter neuerlichen Alkoholausdünstungen »Komm zu Papa!«. Wobei sich das letzte Wort mehr wie »Baabbaa« anhört.
    Mist, was mache ich jetzt?

[home]
    74.
     
     
     
    F rau Kramer, haben Sie verstanden?«
    Nicole starrte sprachlos in den Hörer. Die Nachricht, die ihr der freundliche Labormitarbeiter an der anderen Seite der Leitung gerade mitgeteilt hatte, warf all ihre Vermutungen über den Haufen. Sie presste Daumen und Zeigefinger fest auf die geschlossenen Augenlider, um die drohenden Kopfschmerzen doch noch abzuwenden.
    »Frau Kramer?«
    »Ja, ich habe verstanden. Schweineblut. Es handelt sich bei den Spuren in der Wohnung um

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