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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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unbekannte Stimme kam. Ein kleiner, kahlköpfiger Mann sitzt spitzbäuchig in einem dunkelblauen Zweireiher mit blütenweißem Einstecktuch an meinem Küchentisch hinter einer Tasse Espresso.
    »Na, Tom, willst du uns nicht vorstellen?«, meint er schmierig grinsend. Tom knallt spielerisch die Hacken zusammen, hebt die Hand salutierend an die Schläfe und deutet eine kleine Verbeugung an.
    »Vicki, mein Manager Zack. Zack, meine Gastgeberin Vicki.« Toms Stimme trieft vor Ironie, als er sich das Wort »Gastgeberin« auf der Zunge zergehen lässt.
    »Gestatten, Zacharias von der Bodenschwingh.« Der mittelalterliche Spitzbäuchige streckt mir seine Hand entgegen, die ich aber geflissentlich ignoriere. Das scheint ihn aber nicht weiter zu stören, denn er fährt gleich fort: »Sie sind mir ja eine. Machen meinen Job besser als ich. Gigantisch, meine Liebe, gigantisch. Und Tom fühlt sich so ungemein wohl bei Ihnen.«
    Ja, da hörte sich ja alles auf, was denkt sich der kleine Glatzkopf? Und was macht der in meiner Wohnung? Genau.
    »Was machen Sie eigentlich in meiner Wohnung?«, herrsche ich ihn so kühl wie möglich an.
    Der kleine Mann breitet, wie um Entschuldigung heischend, seine Hände aus, während Tom einen vielsagenden Blick auf meine Edeka-Taschen wirft.
    »Da sich da drin ja vermutlich nicht meine Hanteln und Klamotten verstecken, hat Zack mir schnell was vorbeigebracht.«
    Großer Gott, das waren seine Koffer, die da meinen Eingangsbereich in einen Hindernisparcours verwandelten. Er wollte ganz offensichtlich bei mir einziehen. Mein früherer Elan flammte wieder auf.
    »Kommt überhaupt nicht in die Tüte. Du musst hier so schnell wie möglich raus. Weißt du eigentlich, dass ich von der Polizei beschattet werde?«
    »So?«, kommt es sehr gedehnt von Tom.
    »Das interessiert dich nicht die Bohne, was?« Ich klinge bitterer als die von mir so gehasste dunkle Schokolade. »Is ja nicht dein Hintern, der eingelocht werden soll.«
    Der Spitzbäuchige meldet sich zu Wort: »Aber Fräulein Vicki. Sie müssen das sportlich sehen. Ist doch hübsch interessant, so ein Katz-und-Maus-Spiel. Außerdem hat die Polizei meines Erachtens noch keine heiße Spur, zumindest hat man mir das auf Anfrage glaubhaft versichert.« Er faltet seine Hände behäbig über seiner Wampe.
    »Weshalb ich auch einen Privatdetektiv angeheuert und eine Belohnung von 100.000 Euro für sachdienliche Hinweise ausgeschrieben habe.«
    Tom hält ihm seine Rechte zum Abschlagen hin, aber Spitzbauch fehlt es an Praxis, sodass er nur einen kleinen Teil von Toms Hand erwischt. Mir bleibt der Mund offen stehen. Alle Beteiligten haben ganz offensichtlich einen Dachschaden.
    »Sind Sie verrückt?«, frage ich völlig überflüssigerweise.
    »Hey, mein Mädchen, man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Die Presse ist ganz wild auf Informationen, und die Polizei spielt da nicht so richtig mit. Was meinen Sie, was der Privatschnüffler und ich jetzt für Pressekonferenzen abziehen. Gigantisch. Das wird ganz, ganz großes Kino.«
    Tom nickt befriedigt, das alles scheint hier völlig in seinem Sinne zu sein. Aber ohne mich. Wutentbrannt renne ich aus der Küche und eile, zwei Stufen auf einmal nehmend, ins Schlafzimmer. Papas Schießeisen muss unbedingt her. Ich durchwühle mit beiden Händen die Duftblütenschale. Vergeblich.
    »Suchst du den hier?« Tom ist mir gefolgt und lässt den Revolver lasziv um seinen Zeigefinger kreisen. »Den hab ich erst mal aus dem Verkehr gezogen.«
    Verdammt! Jetzt bin ich geliefert.

[home]
    29.
    Freitag, 16.47 Uhr
     
     
     
    I ch stehe am Fenster und suche die Straße nach Polizeiautos ab. Obwohl es mich logischerweise eigentlich nicht überraschen sollte, bekomme ich unwillkürlich eine Gänsehaut, als ich den Mann mit dem über den Kopf gezogenen Kapuzen-Sweatshirt sehe. Er steht an der Bushaltestelle gegenüber von meinem Eingang und tut so, als ob er den Fahrplan studiert. Aber mir entgehen natürlich nicht die betont unauffälligen Blicke, mit denen er ab und zu nach oben zu meiner Fensterfront schaut. Mit einem abgrundtiefen Seufzer verstecke ich mich hinter der Gardine und beobachte verstohlen, wie ein Bus nach dem anderen direkt vor der Nase des Kapuzenmanns abfährt, ohne dass er davon Notiz nimmt. Sollte die Polizei nicht etwas weniger auffällig beim Bespitzeln meiner Wohnung vorgehen? Da arbeitet ja jeder zweitklassige TV-Detektiv subtiler!
    Tom räumt oben seine Koffer aus. Zacharias von der

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