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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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vorhin aus Ihrer Praxis kam?« Oder eignet sich besser wütendes Beschuldigen, wie »Kennen Sie eigentlich den miesen Kerl, der mir den letzten Praxisparkplatz vor der Nase weggeschnappt hat?«
    Beides würde unweigerlich zu riesigen Diskussionen mit Psychosen-Meyer führen. So was lässt der sich nicht entgehen. Bei der ersten Alternative wird er mir nahelegen, mein Beuteschema zu überdenken: »Sie würden tatsächlich einen meiner Patienten als Lebenspartner in Betracht ziehen?« Die Parkplatzgeschichte wird zu einem Vortrag über passiv-aggressives Verhalten führen. Beides nicht sehr erfolgversprechend. Was soll’s. Ich kann es nicht mehr zurückhalten. Ich muss Gewissheit haben.
    »Kommissar Benninger. Haben Sie heute mit Kommissar Benninger gesprochen?« Meine Stimme vibriert vor Verzweiflung ob meiner drohenden Verhaftung. Sie ist schrill, zu hoch. Zum Platzen gespannt starre ich in die intellektuell-asketischen Gesichtszüge meines Gegenübers. Er unterbricht seinen Redefluss. Guckt mich geradezu verdutzt an.
    »Kommissar Benninger?«, wiederholt er. Zum ersten Mal in zehn Jahren Therapie sehe ich so etwas wie Unsicherheit in seinen Augen. »Ja, kennen Sie den denn?«

[home]
    27.
     
     
     
    H m, es roch so gut nach Kaffee. Schlaftrunken drehte sich Blitzi noch einmal behaglich auf seinem Futon um. Das hatte er sich verdient. Schließlich hatte er … Hopsala! Was raschelte da unter seinem Bauch? Neugierig zog er das Raschelding unter sich hervor. Kasi! Er hatte ihm tatsächlich schon den heutigen »Boulevard« auf die Decke gelegt. Dann war er es also auch, der gerade in Blitzis Küche diesen wohlriechenden Mokka braute – und der göttliche Geruch zog nicht einfach nur so durchs offene Fenster hinein! Dieser verrückte Kerl! Also wirklich. Blitzi konnte sich ein zufriedenes Grinsen aber dennoch nicht verkneifen. Es war fast so gemütlich wie früher, als sie noch zusammengehaust hatten! Fröhlich betrachtete er die dicke Balkenüberschrift, die ihm von der Titelseite des »Boulevards« entgegenlachte: TOM SCHNEIDER VERMISST!
    Nach seinem Gespräch mit Püppi hatte Blitzi noch stundenlang mit von der Bodenschwingh konferiert, was darin gipfelte, dass dieser bei der Polizei angerufen und eine Unterredung mit einem Mitarbeiter der SOKO Schneider sowie dem Leiter der Kölner Kripo organisiert hatte. Danach waren sie beide sehr beruhigt gewesen. Die Polizei wusste offenbar gar nichts über Schneiders Verbleib und suchte noch immer nach den Fahrern der diversen schwarzen Porsches. Als der Manager Blitzi dann über das Kidnapping Schneiders durch die kleine Leenders inklusive der beabsichtigten Rettung von der sowieso nur vorgetäuschten Alkoholsucht in Kenntnis setzte, versprach Blitzi insgeheim, dem lieben Gott als Dank eine Kerze im Kölner Dom anzuzünden.
    So eine Geschichte konnte man ja gar nicht erfinden. Kein noch so einfallsreicher Journalist konnte sich SO WAS ausdenken. Das grenzte ja an Zauberei, dass ihm ausgerechnet jetzt – in Zeiten größter Not – so ein Material einfach in den Schoß geworfen wurde. Diese Story hatte wirklich alles, was man sich als Verleger wünschen konnte: einen PR-geilen B-Promi, eine hübsche, leicht durchgeknallte Braut und einen reichen, puritanischen Politiker-Vater, wohldosiert gewürzt mit einer Prise Polizei, Sex, Drugs und Kidnapping. Und mittendrin er selbst, Blitzi – der Zeremonienmeister der Boulevardpresse!
    Blitzis größte Coups waren bisher die Entdeckung des unehelichen Kindes eines NRW-Ministers mit seiner Sekretärin und der Artikel über die regelmäßigen Puffbesuche eines bekannten Schauspielers. Ansonsten waren große Anteile seiner Kolumne arrangierte »Happenings«: Die alternde Schauspielerin, der just im richtigen Moment das Bikinioberteil von den frisch operierten Möpsen fällt (Deutsche Diva zeigt gaaanz viel »Herz«!), der abgehalfterte Musikproduzent, der seine Best-of-Platte zusammen mit der Neuigkeit, seine Freundin geschwängert zu haben, rausbringt (Das Üben hat Spaß gemacht!) und talentfreie Schauspieler, die als schmusendes Fake-Pärchen versuchen, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen (Wir schworen uns ewige Liebe!). Als Blitzi nun alle Puzzleteilchen der Tom-Schneider-Story vor sich sah, wurde ihm klar, dass man hier ohne eine effektive Orchestrierung der Ereignisse viel Potenzial verschenken würde.
    »Also, als Erstes schreiben wir nur über die Vermisstenanzeige«, hatte er den aufmerksam zuhörenden von der Bodenschwingh

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