Wie ich Brad Pitt entführte
erblasste sichtlich. Er schien sogar ein bisschen in sich zusammenzusacken. »Wieso?«
»Herr Hagedorn wird vermisst.«
Merkwürdigerweise nahm Herr Krause diese Information sehr gelassen und ohne einen weiteren Kommentar auf. Er bekam auch wieder etwas mehr Farbe in die Wangen.
»Also, Sie sind mit Herrn Hagedorn bekannt?«
Krause zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, dann nickte er. »Doch, ich kenne ihn.«
»Gut?«
»Nein, er hat nur ab und zu hier Golf gespielt. Manchmal haben wir ein paar Worte gewechselt.«
»Ist er Mitglied in Ihrem Klub?«
»Nein.« Das klang wie aus der Pistole geschossen.
»Aber er durfte trotzdem hier spielen?«
»Wenn jemand die Platzreife vorweisen kann und die ›Greenfee‹ bezahlt, kann er von montags bis freitags hier spielen.«
»Aber nicht am Wochenende?«
»Nein, da ist der Platz für Mitglieder reserviert.«
»Ich verstehe. Worüber haben Sie denn mit Herrn Hagedorn geplaudert?«
Volltreffer. Herr Krause läuft dunkelrot an. »Ähm … über dies und das.«
»Über welches Dies und Das?«, fragte Nicole unbarmherzig und musterte den sich auf seinem Stuhl windenden Krause.
»Das Wetter … worüber man eben so spricht …«, stammelte Krause.
In diesem Moment hatte Nicole eine Eingebung. »Sie haben mit ihm über Frauen gesprochen, richtig?«
Krause starrte sie versteinert an.
»Er hat Sie gefragt, welche Frauen hier alleinstehend und vermögend sind?« Ein Blick auf Krause, und Nicole wusste, dass sie goldrichtig lag. »Und Sie haben es ihm gesagt.«
»Ich … ähm …«
»Sie haben ihm von Frau Mehlmann-Larsen erzählt.«
Krause ließ seinen Kopf hängen. »Ja«, flüsterte er leise. Es klang beschämt.
»Und dann haben Sie ihm zufällig …«, Nicole malte die Gänsefüßchen um das Wort mit einem kurzen Krümmen ihrer Zeige- und Mittelfinger, »… die gleiche Abschlagzeit wie Frau Mehlmann-Larsen gebucht.«
Krause schien ein gebrochener Mann zu sein. Mit angstgeweiteten Augen sah er Nicole an. »Bitte verraten Sie mich nicht an den Vorstand. Ich … ich verlier sonst meinen Job.«
»Na ja, das hätten Sie im Grunde ja auch verdient, oder? Das grenzt ja schon fast an Kuppelei.«
»Bitte!«
»Hat Herr Hagedorn sein Glück noch mit anderen Frauen außer Frau Mehlmann-Larsen versucht?«
»Soweit ich weiß, nein.« Diesmal wirkte Krause aufrichtig.
»Und was hatte er mit Frau Mehlmann-Larsen vor?«
Krause zuckte mit den Schultern. »Alles, was ich weiß, ist, dass er an Frauen mit Geld interessiert war. Na ja und Margot, ich meine Frau Mehlmann-Larsen, schien ja ganz zufrieden zu sein. Sie waren noch öfters zusammen hier und haben Golf gespielt.«
»Hat er Sie für Ihre Dienste bezahlt?«
Krause errötete schon wieder. »Ja.«
»Wie viel?«
»Fünfhundert Euro.«
»Und für fünfhundert Euro setzen Sie Ihren Job aufs Spiel?«
Krause gab keine Antwort.
»Wissen Sie, wo Herr Hagedorn sich jetzt aufhalten könnte?«
»Keine Ahnung.« Das hörte sich glaubwürdig an.
»Wann haben Sie ihn denn das letzte Mal gesehen?«
»Vorletzte Woche.«
»Wo?«
»Na hier. Er kam mit Frau Mehlmann-Larsen, und sie haben gemeinsam eine Runde Golf gespielt.«
»War er so wie immer? Oder ist Ihnen irgendetwas Besonderes aufgefallen?«
Krause dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, alles war wie immer.«
»Hatte Herr Hagedorn eigentlich Feinde hier im Klub?«
»Feinde?«
»Na, Sie wissen schon, hat er sich hier mit jemandem angelegt? Einem anderen Mitglied die Frau ausgespannt, oder so?«
»Nein, nein. Er wurde vielleicht etwas belächelt … Sie verstehen …, wegen dem Altersunterschied und so, aber Feinde? Nein, davon weiß ich nichts.«
»Hm«, sagte Nicole und überlegte, ob sie noch weitere Fragen an ihn hatte. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.« Sie reichte ihm ihre Karte. »Und senden Sie mir bitte eine Kopie Ihrer Spendenbescheinigung zu.«
Krause blickte sie ratlos an. »Welche Spendenbescheinigung?«
»Na, die Bescheinigung, dass Sie fünfhundert Euro an ein Frauenhaus Ihrer Wahl gespendet haben! Ansonsten spreche ich vielleicht doch noch mit dem Vorstand.«
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45.
Samstag, 12.30 Uhr
I ch schleppe meinen Müllsack die Hintertreppe runter. Letztendlich habe ich mich doch durchgerungen, alles einfach in den Abfall zu werfen. Schließlich weiß ich nicht, ob die Polizei mich nicht doch noch überwacht, und es ist wesentlich weniger auffällig und ökologisch unbedenklicher,
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