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Wie ich mir das Glück vorstelle

Wie ich mir das Glück vorstelle

Titel: Wie ich mir das Glück vorstelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kordić
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Lösung hat. Und manchmal habe ich das Gefühl, ich ratsch noch dreimal rum und dann habe ich es. Aber ich bekomme es einfach nicht hin.
    Ich muss durch die Straßen ziehen, in die sich keiner mehr traut. Ich muss alles einsammeln, was der einbeinige Dschib für uns gebrauchen kann. Ich soll vor allem Geschosse und Raketenteile suchen. Ich muss aufpassen. Es kann immer sein, dass da noch was in die Luft fliegt, wenn ich das anfasse. Ich verstecke mich hinter einer Mauer. Dann schmeiße ich ein paar Steine auf das Metall und gucke, was passiert. Wenn ich nicht so weit werfen kann, gehe ich mit der Schubkarre hin und kippe die um und verstecke mich hinter der Karre. Wenn ich dann so ein Teil habe, gucke ich mir das ganz genau an. Oder ich finde vielleicht eine Patrone. Da drin ist noch das Schießpulver. Ich mache die Patrone auf und schütte das Pulver in eine Plastiktüte. Ich lege alles in die Schubkarre. Pulver, Hülsen, Eisenkappen, Reste von einem Geschoss. Wir sammeln das alles ein. In unserer Bude haben wir ein großes Lager.
    Als ich hier jetzt aber so in der Schubkarre sitze und versuche den Zauberwürfel zu lösen, steht plötzlich ein Mann vor mir.
    Der Mann sagt: Da bist du ja!
    Ich denke mir schon, dass der mir nur Angst machen will. Ich schaue ihn an und sage gar nichts.
    Der Mann sagt: Jeder kennt das Foto von dir und dem Krüppel in der Schubkarre, der diesen Hund im Arm hält.
    Ich frage mich, wie ich schnell ans Taschenmesser komme, und sage: Lassen Sie Tango in Ruhe.
    Der Mann zeigt mir einen großen Kasten und sagt: Das hier ist eine Videokamera, ich mache dir nichts.
    Er hat eine von diesen Westen an. Der kommt auf jeden Fall aus einem anderen Land, aber ich kann trotzdem verstehen, was er sagt. Der spricht die gleiche Sprache wie ich.
    Er sagt: Ich gebe dir was zu essen, wenn ich dich filmen darf.
    Der Mann geht mit mir zum Fluss. Dahin, wo früher mal die alte Brücke steht. Der Mann bietet mir an, mit mir in das einzige Restaurant in der Stadt zu gehen, wenn ich in dem Film mitspiele. Ich spiele in dem Film mit, den der Mann dreht. Ich spiele auch in einem anderen Film mit. Das ist schon lange her und nur die Verwandten sprechen in die Kamera. Aber das erzähle ich dir später. Jetzt geht es um den Jungen und der Junge soll in die Kamera sprechen. Der Junge parkt die Schubkarre vor der alten Steinmauer am Fluss. Von hier aus kann der Mann den Jungen, die Schubkarre, die Mauer und den Fluss mit den abgebrochenen Resten von der alten Brücke filmen. Der Mann will, dass ich das Unterhemd ausziehe. Der Mann hebt den Daumen.
    Der Junge sagt: Ich habe nichts zu essen, ich habe keine Familie.
    Der Junge weint.
    Der Junge sagt: Ich bin ganz allein.
    Der Junge weint.
    Der Junge sagt: Ich wünsche mir immer, von dieser Brücke zu springen, wie die großen Jungs.
    Der Junge guckt zum Fluss.
    Der Junge sagt: Dann musst du das Geld einsammeln und alle klatschen für dich.
    Der Mann schwenkt die Kamera auf den Fluss. Die Reste von der alten Brücke gucken aus dem Wasser raus. Am Berg mit dem Jesuskreuz und dem verrosteten Panzer explodiert eine Mine. Der Knall hallt durch das ganze Tal.
    Der Mann sagt: Perfekt.
    Ich sage: Können wir jetzt gehen?
    Das Restaurant ist im Hotel Vegas und der Mann muss dafür bezahlen, dass ich die Schubkarre mit reinnehmen darf. Der Mann bezahlt alles. In dem Hotel sind noch mehr Männer aus den anderen Ländern. Ich esse Fleischspieße und Teigschnecken und die Männer machen Fotos von mir. Ich trinke eine Fanta und bekomme noch eine Silberplatte mit gebratenen Kartoffeln. Ich kann das alles gar nicht aufessen. Der Mann, der den Film mit mir dreht, sitzt die ganze Zeit mit mir am Tisch. Der isst nichts. Der guckt mir zu, wie ich esse. Manchmal lacht er. Ich lache dann einfach auch.
    Ich stehe von dem Tisch auf. Ich schiebe mir noch eine Kartoffel in den Mund, werfe das Geschirr in die Schubkarre und dränge mich durch die anderen Männer. Erst zwei Straßen später kann ich sie abschütteln. Die trauen sich nicht weiterzugehen. Die haben Angst. Ich schiebe die Schubkarre im Zickzack durch die Frontlinie. Ich weiß, wo die gefährlichen Stellen sind.
    Ich gehe zu Brücke zwei und hole den einbeinigen Dschib ab. Ich klappe den Tisch zusammen und lege ihn in die Schubkarre. Ich schiebe den einbeinigen Dschib zu unserer Bude. Wir breiten unseren Gewinn auf dem Boden aus. Der einbeinige Dschib knackt ein paar Nüsse und beißt in eine Tomate. Er zieht sich eine Zigarette vom Stumpf

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