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Wie ich Schriftsteller wurde

Wie ich Schriftsteller wurde

Titel: Wie ich Schriftsteller wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Golluch
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er sackte nach
hinten, stöhnte, kollabierte fast.
     
    Da flog am Tisch einige Meter entfernt ein Stuhl nach
hinten, Herbert richtete sich auf, massig wie der Golem, vor Wut schnaubend, sagte
in die entstandene Stille gefährlich leise:
     
    „Komm her, du feige Sau!“
     
    Dann war er im Adrenalinrausch nicht mehr in der Lage, sich
sprachlich zu artikulieren. Er stapfte bedrohlich langsam zur Theke wie der
Terminator mit Elektronikstörung, sein am Marmor riesiger Statuen gestählter
Arm krachte mit voller Wucht in die Magengrube des Schlägers, der krümmte sich
stöhnend, schlug mit dem Schädel gegen die Theke, seine Augenbraue platzte auf.
Seine Freunde wollten ihm zu Hilfe kommen, stürzten sich auf Herbert, der –
unbesiegbar in seiner Wut – beide mit kurzen, extrem kraftvollen Bewegungen zur
Schnecke, wenn nicht zu Invaliden machte.
     
    Ein Nasenbein brach, Zähne flogen durch die Luft. In diesem
Augenblick entschloss sich Herbert, jetzt mal so richtig Ordnung zu machen, wenn
er schon einmal dabei war, zerlegte drei Barhocker auf den Körpern des
Schlägerteams und deckte sie mit Glasscherben ein. Die übrigen Gäste hatten sich
von ihren Tischen verkrümelt, klebten förmlich an den Wänden, um nicht mit ins
Geschehen hineingezogen zu werden. Herbert wollte gerade das übrige Mobiliar
der Kneipe in Angriff nehmen, als ihn seine Freundin, winzig neben dem tobenden
Riesen, sanft am Arm nahm und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Wie ausgeschaltet
sackte er zusammen, wischte sich Haare und Schweiß aus der Stirn, sah sich mit
unglaublicher Ruhe den Erfolg seiner die Verhältnisse klarstellenden und
ordnenden Tätigkeit an. Seine Freundin kümmerte sich um den schmächtigen
Studenten.
     
    Womit das Wichtigste erzählt wäre. Vielleicht sollte ich in
meinem Roman später noch festhalten, dass irgendwann eine Polizeistreife ankam.
die Beamten nach dem Tathergang fragten und ob die Täter, vielleicht eine
Motorradgang oder eine Kompanie besoffener Bundeswehrsoldaten, sich schon aus
dem Staub gemacht hätten. Als jemand die drei Schläger beschuldigte, versuchten
die, Herbert die Schlägerei in die Schuhe zu schieben, er hätte Streit angezettelt.
Die ganze Kneipe schrie sie nieder.
     
    Irgendwie befreiend, mal nicht über Sex zu reden, sondern
über Gewalt.
     
    Eine gewisse Bandbreite sollte ein Schriftsteller ja schon
haben. Allerdings … ein Held namens Herbert? Wer, bitte, soll sich mit dem
identifizieren, auch wenn er ein Nachfahre Michelangelos ist? Und außerdem
kommt es mir so vor, dass mein Potenzial an Action in meinem persönlichen
Erfahrungsschatz ziemlich begrenzt ist. Nein, halt, da war noch Arnulf mit dem
skelettierten VW 1600, die Story hat sogar so etwas wie Road-Movie-Qualitäten.
Vielleicht sollte ich sie mal niederschreiben und Benno als Testperson bemühen.
Überhaupt, Arnulf …
     

Arnulf gibt Gas
    Arnulf hatte einen ausgeprägten Hang zu jeder Form von
Motorisierung. Er wohnte, wie damals unter Studenten durchaus üblich, auf einem
Kotten, einem kleinen Hof im Münsterland, und ein solches Bauernhaus hatte
einen vergleichsweise großen Raum in der Mitte, die so genannte Tenne, die
ursprünglich für das Unterstellen von landwirtschaftlichen Fahrzeugen wie
Traktoren oder Leiterwagen gedacht war. Auf der Tenne konnte er hemmungslos
schrauben und basteln. Seine ersten Erfahrungen machte Arnulf mit
antiquarischer Landtechnik, als er nämlich von einem Nachbarn einen
schrottreifen Traktor erhielt, den er, wozu auch immer, wieder zum Laufen
bringen wollte. Das gelang ihm so überraschend, dass die Maschine das Gebäude
in seinen Grundfesten erschütterte, weil der Motor in falscher Drehrichtung
startete, dadurch einen Vorwärts- und drei Rückwärtsgänge hatte und der
Traktor, statt aus dem Scheunentor zu fahren, nach innen ins Haus bretterte. Bei
Maschinen derartiger Jahrgänge soll das keine Seltenheit gewesen sein.
     
    Sein nächstes Projekt war besagter VW 1600, den er mit dem
Schneidbrenner von seiner Karosserie und allen sonstigen irgendwie
überflüssigen Teilen befreite. Es bereitete ungeheures Vergnügen, mit diesem
leichten und dadurch schnellen Fahrzeug über die frisch gemähten Stoppelfelder
des Münsterlandes zu rasen, Gräben im freien Flug zu überspringen, und das auch
noch ohne Helm oder Sicherheitsgurte oder Führerschein und mit begeistert
jubelnden Fahrgästen auf dem Beifahrersitz und in der hinteren Reihe. Leider
schließt sich dieser Stoff aber schon dadurch für

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