Wie im Film
musste lachen. „Ich sehe meine Wohnung durch dich ständig mit neuen Augen“, sagte er erklärend, an Erics Blick erkennend, dass dieser noch zu atemlos war, um zu fragen, was los sei.
Es dauerte etwas, bis Eric sich vollends beruhigt hatte. Er stand auf, sammelte seine Hose und sonstige Kleidung ein, presste sie mitsamt der Chipstüten an seine nackte Brust und sagte: „Entschuldige diesen Überfall.“
Daniel starrte ihn an, schüttelte den Kopf und erwiderte: „Wenn du dich noch ein einziges Mal für eine Aktion wie diese entschuldigst, dann schwöre ich dir, dass ich dich einfach da knien lassen werde, wenn du mich bittest, dich zu nehmen. Bei Gott, ich schwöre, ich werde dich dumm da rumknien lassen!“ Und murmelnd fügte er an: „Vorausgesetzt, dass ich die Kraft dazu aufbringe.“
Sanfter fügte er an: „Übrigens sollten wir darüber nachdenken, dir beim Sex einen Maulkorb zu verpassen. Du bist reichlich bissig.“
Eric wurde rot. Daniel nahm ihm die Chipstüten aus der Hand, küsste ihn und sagte: „Ich liebe es, wenn du dich vergisst.“
Dann ging er ins Wohnzimmer, darauf vertrauend, dass Eric ihm folgen würde, sobald er sich ein wenig gesammelt hatte. Dieser nutzte denn auch die Gelegenheit, sich im Flur eilig anzuziehen, und auch Daniel schlüpfte in bequeme Sachen. Eine Trainingshose und ein schwarzes T-Shirt schienen ihm für einen Abend auf der Couch passend.
Als Eric das Wohnzimmer betrat, warf Daniel ihm die Fernbedienung zu. „Hier, entscheide du, was wir uns anschauen sollen.“
Eric ließ sich neben ihm auf die Couch fallen und zappte dann in Rekordgeschwindigkeit die Fernsehsender durch. Er schaltete auf eine Dokumentation über die Seychellen, stellte den Ton jedoch so leise, dass es eigentlich nur die eindrucksvollen Bilder der Inseln waren, die Einlass in Daniels kleine Kölner Wohnung fanden.
Eric schien derzeit nicht nach dem Paradies im Indischen Ozean zu lechzen, sondern sortierte sich neu auf der Couch, bis er mit dem Kopf auf Daniels Schoß lag, die Füße über die seitliche Lehne baumeln ließ und lieber an die weiße Decke sah, statt auf den Fernseher. Was immer er für Bilder im Kopf hatte, sie schienen ihn glücklich zu machen.
Daniel betrachtete ihn eine Weile, hin und wieder abgelenkt durch bezaubernde Korallenriffe, die teilweise zerstört waren, sodass sie Hilfe durch stählerne Kunstriffe benötigten. Der Bericht sah nicht uninteressant aus, doch Eric wirkte noch sehr viel interessanter in seiner nachdenklich träumerischen Art.
„Erzähl mir was über dich“, sagte er plötzlich.
Daniel stutzte einen Moment lang. „Über mich?“, fragte er dann träge, „Was denn zum Beispiel?“
„Weiß nicht. Alles, was dir so einfällt.“
„Mir fallt gerade nichts ein.“
„Irgendwas. Ich würde so gerne mehr über dich wissen. Wann hast du Geburtstag? Welches Sternzeichen bist du? Glaubst du an Gott? Wie feierst du Weihnachten? Gab es irgendetwas Traumatisches in deinem Leben? Hattest du anfangs ein Problem damit, schwul zu sein? Warum hast du keine Haustiere? Wo warst du zuletzt in Urlaub? Magst du Ananas?“
„Das ist aber eine ganze Menge, was du wissen willst“, lachte Daniel.
Eric machte eine ungeduldige Geste, dann erwiderte er: „Ich weiß, dass du einen riesigen Schwanz hast, mit dem du fantastisch fickst. Und ein bisschen was über deine Familie und deinen Job. Ich möchte mehr wissen. Einfach alles!“
Daniel schnaubte amüsiert. „Die meisten meiner letzten Gäste hat eigentlich nur interessiert, wie ich ficke. Gib mir etwas Zeit, zu verdauen, dass es auch noch andere Dinge gibt, die interessant sein könnten.“
Der blaue Blick traf ihn tadelnd.
„Okay, okay“, beschwichtige Daniel, dann wurde er ernst und begann zu erzählen.
„Ich mag Ananas. Ist eine tolle Frucht. Schön süß, wenn sie richtig reif ist. Ich mag fast alles, was süß ist. Ich habe keine Haustiere, weil ich allergisch auf Tierhaar reagiere. Traurig, aber wahr. Alles, was keine Haare hat, möchte ich aber nicht als Haustier haben, somit hat sich das Thema erledigt und ich laufe nicht Gefahr, dass irgendwas meine Pflanzen anknabbert. Geburtstag habe ich nächsten Monat. Am 19. August. Ich bin also Sternzeichen Löwe. Ob ich an Gott glaube? Das kommt wohl darauf an, wie du Gott definierst. Ich glaube an etwas Göttliches — unbedingt! Aber ich glaube nicht an den strafenden Gott, der alle Schwulen einige Etagen tiefer ins Fegefeuer schickt. Kommen wir also zu
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