Wie im Film
langsam abebbten.
Ohne ein weiteres Wort ließ Daniel den Motor an. Es erschien ihm wie eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich in seiner Wohnung waren. Das Bett wartete schon geduldig auf sie. Daniel ließ sich durchdringen von dem Gefühl, in einem endlos geilen Tagtraum gefangen zu sein. Und ebenso ließ er sich von Eric durchdringen, bot sich dem Geliebten dar und ließ sich von ihm tief und hart nehmen.
Schließlich lagen sie erschöpft und schwer atmend nebeneinander. Erics Haare hatten sich gelöst, Daniel strich sanft hindurch. „Möchtest du hier schlafen?“, fragte er leise. Erics Augen sagten eindeutig ja, umso erstaunter war Daniel, als er erwiderte: „Ich kann nicht. So gerne ich würde. Ich muss heute nach Hause. Ich muss morgen schon früh in der Uni sein, und dafür muss ich noch Unterlagen vorbereiten. Das schaffe ich morgen nicht auf die Schnelle.“
„Dann sollte ich dich jetzt besser nach Hause fahren“, sagte Daniel entschieden. Eric nickte, wenngleich er auch alles andere als glücklich dabei aussah.
Abermals gab Daniel seinen Parkplatz auf, in dem Wissen, dass er unmöglich ein drittes Mal an einem Tag soviel Glück haben würde, erneut einen direkt vor der Haustür zu erwischen.
Er fuhr auf den Hohenzollernring und fragte: „Wohin müssen wir?“
„Erstmal über die nächste Kreuzung“, gab Eric knapp Auskunft. „Okay“, erwiderte Daniel geduldig. Die nächste Ampel war wie zu erwarten rot. Daniel hielt hinter einem Z3, aus dem laute Basstöne wummerten.
„Da ist ein Kommilitone von mir“, sagte Eric plötzlich.
Daniel folgte seinem Blick und sah gerade noch, wie die Tür zu einer Pizzeria sich hinter einem jungen Mann schloss.
Eric sah Daniel hektisch an und sagte: „Wenn ich ihn noch erwische, kann ich ihn was Wichtiges wegen morgen fragen. Ich steige hier aus, okay?“
Daniel war völlig überrumpelt, doch er nickte knapp.
„Ich komme morgen zu dir, wenn du magst“, sagte Eric mit einem Lächeln.
„Ich mag, aber ich muss morgen zu meinen Eltern fahren.“
„Wie lange bleibst du denn dort?“ „Das kann ich leider noch nicht sagen. Kommt immer auf die Umstände an.“
Eric machte einen enttäuschten Eindruck, dann folgte ein hektischer Blick zur Ampel, die gerade auf Grün schaltete. Er stieß die Autotür auf, stieg aus und sagte: „Danke fürs Fahren!“ Die Autotür wurde zugeschlagen, und Eric verschwand in der Pizzeria.
„Gern geschehen“, murmelte Daniel zu sich selbst, gab Gas und wendete bei der nächsten Möglichkeit, um nach Hause zu fahren. Er fand einen Parkplatz am Ende seiner Straße, nahm diesen und war froh, dass er wenigstens nicht ein paar Mal um den Block fahren musste.
Nachdem er in seine Wohnung zurückgekehrt war, legte er sich aufs Bett, vergrub sein Gesicht im Kissen und sog Erics Geruch ein. Eric schien wirklich froh gewesen zu sein, diesen Typen durch Zufall zu sehen. Wenn er sich dadurch besser auf den nächsten Tag vorbereiten konnte, war es das wohl allemal wert, auf ein paar Minuten mit ihm zu verzichten, die sie im Auto noch zusammen verbracht hätten. Daniel drehte sich auf die Seite und zerknautschte das Kissen an seiner Brust. Der nächste Tag würde anstrengend werden. Genauer gesagt, der nächste Abend. Ein Besuch bei seinen Eltern kostete ihn immer eine Menge Kraft. Und so schwelgte Daniel noch ein wenig in dem Gedanken an den Spaziergang mit anschließendem Sex, bevor er ins Reich der Träume hinüber glitt.
Die Fahrt zu seinen Eltern war für Daniel immer eine Reise in die Vergangenheit. Er kannte jede Ecke, jedes Haus, jeden Baum in dieser ländlichen Gegend. Er fühlte sich nach wie vor verbunden mit den Erinnerungen seiner Kindheit, doch hier ein Leben aufzubauen, das er so führen konnte, wie er es leben wollte, war unmöglich. Hier folgten die Augen der Nachbarn einem auf Schritt und Tritt. Das hatte natürlich auch Vorteile, denn gegenseitige Hilfe wurde hier noch groß geschrieben, und man konnte sich darauf verlassen, dass jemand sich um einen kümmerte, wenn man in Schwierigkeiten war. Nicht so wie in der Stadt, wo erst nach einem wochenlangen Verwesungsprozess Leichen in Wohnungen gefunden wurden, während niemand sich wunderte, wo eigentlich der Nachbar abgeblieben war, und warum es aus seiner Wohnung so bestialisch stank.
Das Problem war nur, dass Daniel sich hundertprozentig sicher war, dass seine Homosexualität für die Leute aus dem Dorf ganz sicher ein Fall gewesen wäre, ihn entweder als armes
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